Der erste Fall, den Zuschauer der Sendung Aktenzeichen XY im ZDF zu sehen bekommen in diesem Jahr, ist der von Heike Kötting. Die Dortmunderin wurde 1991 in ihrer Wohnung in Scharnhorst niedergestochen. Sie war 28 Jahre alt.
Lange suchten Ermittler vergeblich nach Tätern. Kurz vor Ausstrahlung des Cold Cases am Mittwoch (17.1.) um 20.15 Uhr gelang aber eine Festnahme. Ein Mann (60) wohnhaft in Dortmund wurde festgenommen. Er sitzt in U-Haft. Zu den Vorwürfen geäußert habe er sich bislang nicht, so der Erste Kriminalhauptkommissar und Leiter der Ermittlungsgruppe „Cold Case“ gegenüber Moderator Rudi Cerne am Abend. Der Mann lasse sich anwaltlich vertreten.
Kurzer Einspieler zeigt Tathergang
Wie bei der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst üblich sehen die Zuschauer zu Beginn einen kleinen Film, der die Ereignisse rund um die Tat rekonstruiert: Ende 1990 habe sich Heike von ihrem damaligen Lebensgefährten getrennt. Sie blieb zunächst in der Wohnung, die Miete wurde weiterhin über das Konto ihres Ex-Freundes abgebucht.
Da sie ihm das Geld bar wiedergeben wollte, hob sie Anfang 1991 900 DM von ihrem Konto ab und verstaute das Geld in einer Zuckerdose im Küchenschrank. Im Film wird als nächste Sequenz gezeigt, wie zwei Männer über einen Lichtschacht in den Keller und schließlich in die Wohnung gelangen. Sie gehen dabei so zielgerichtet vor, dass Heike der Einbruch zunächst gar nicht auffällt. Sie geht davon aus, dass ihr Ex-Freund, als er seine letzten Sachen aus der ehemals gemeinsamen Wohnung abgeholt hat, auch die 900 Mark eingesteckt hat. So war es verabredet. Doch das Geld hat er nicht, wie sich herausstellt.
Erst da bemerken Heike und ihr Vater Einbruchsspuren am besagten Lichtschacht und auch eine kaputte Kellertür passt schließlich ins Bild. „Wem hast du alles von dem Geld erzählt“, will der Vater von seiner Tochter Heike wissen. Einigen Leuten, sagt sie. „Du bist zu vertrauensselig“, sagt ihr Vater.
Zur Polizei geht Heike nicht. Einer Freundin gegenüber mutmaßt sie aber, dass Jochen* (Name im Film geändert), ein ehemaliger Schulfreund, das Geld gestohlen haben könnte. Denn Jochen, so sagt Heikes Freundin, nehme Heroin.
Hinweise auf zweiten Täter

Am 25.2.1991, also 17 Tage nach dem Einbruch, kommt es wieder zu einem Einbruch. Offenbar mit demselben Modus operandi, wieder gehen die Täter durch den Lichtschacht. Doch dieses Mal kommt Heike nach Hause. Zwei Männer überwältigen sie im Film. Dann ein Schnitt. Die nächste Einblendung zeigt das Haus am nächsten Morgen.
Heikes Vater ist es schließlich, der seine niedergestochene Tochter findet. „Ein entsetzlicher Moment“, nimmt Moderator Rudi Cerne im Studio den Faden nach dem Ende des Films wieder auf und beginnt das Gespräch mit dem Ersten Kriminalhauptkommissar Gregor Schmidt.
Mit etlichen Messerstichen sei Heike Kötting getötet worden, „übertötet“ sogar, sagt Schmidt. Man gehe von einer Verdeckungstat aus. Die Täter wollten sicher gehen, dass die Frau tot ist, vermutlich weil man sich kannte, so die Annahme der Ermittler.
Wenngleich nun ein Mann in U-Haft sitze (übrigens nicht Jochen* aus dem Einspieler), gehe man von einem zweiten Täter aus; Spuren und die Verletzungen deuten darauf hin. Und es könnte sogar eine dritte Person involviert sein. Es könnte einen Tippgeber gegeben haben, der die Täter auf das Geld in der Zuckerdose hingewiesen habe.
Schmidt und seine Kollegen suchen nach diesem Menschen. Er oder sie könne sich bei der Polizei melden, ohne Sorge vor einer Strafe haben zu müssen. Solch ein Tipp sei inzwischen verjährt.
Und auch eine weitere Handlung wäre inzwischen folgenlos. Ihr Auto, ein roter Ford Fiesta, wurde wenigen Tage später auf der Autobahn A10 zwischen Orleans und Paris in nördliche Richtung auf einem Parkplatz entdeckt. Die Ermittler können sich zwei Szenarien vorstellen: Entweder sind die Täter „kopflos“ mit dem Auto nach Frankreich geflohen oder sie hätten den Wagen an eine dritte Person übergeben, die den Wagen dann dort abgestellt hätte.
Diese dritte Person, so es sie denn gibt, suchen die Ermittler ebenfalls. Auch er oder sie kann sich an die Polizei wenden.
Zeugen können sich entweder per Mail an xy@zdf.de oder per Telefon an 0231 132 7441 wenden. Die Staatsanwaltschaft hat 5000 Euro Belohnung ausgesetzt.
Gegen 21.45 Uhr gibt es bei Aktenzeichen XY ungelöst üblicherweise eine erste Abfrage zu den Anrufen, die schon eingegangen sind. Der Dortmunder Fall wurde dort nicht nochmal explizit erwähnt. Nur: zu allen gezeigten Fällen seien gute Hinweise eingegangen.
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