Dr. Alfred Heese, der ehemalige Hoesch-Arbeitsdirektor, starb im Alter von 91 Jahren. © RN-Archiv

Ex-Hoesch-Arbeitsdirektor

Trauer um Dr. Alfred Heese – der Mann, der Hoesch zusammenhielt

Dortmund und vor allem die Ex-Hoeschianer trauern um Dr. Alfred Heese. Der frühere Hoesch-Arbeitsdirektor starb am 4. Februar im Alter von 91 Jahren. Er hat Montangeschichte geschrieben – ein Nachruf.

Dortmund

, 08.02.2021 / Lesedauer: 3 min

Ohne ihn wäre wohl alles viel schlimmer gekommen. Das dürfte vielen Hoeschianern in den Sinn kommen, wenn von Alfred Heese die Rede ist. Als langjähriger Arbeitsdirektor der Hoesch AG und zuletzt auch von Krupp-Hoesch hat er dafür gesorgt, dass der drastische Arbeitsplatzabbau bei Hoesch sozialverträglich abgewickelt werden konnte. Am 4. Februar ist Alfred Heese im Alter von 91 Jahren in Dortmund gestorben.

Alfred Heese war überzeugter Dortmunder, auch wenn seine berufliche Karriere anderenorts begann. Er stammte aus einer Bergarbeiter-Familie in Scharnhorst, machte am Helmholtz-Gymnasium sein Abitur und studierte Volkswirtschaft in Mainz und Münster. Nach seiner Promotion war er zunächst Assistent des Arbeitsdirektors und später selbst Personalchef der Hüttenwerke Oberhausen AG.

Der „Vater der Sozialpläne“

Nach fünf Jahren bei der Rheinstahl Hüttenwerke AG auf der Henrichshütte in Hattingen wurde Heese auf Vorschlag der IG Metall 1978 Arbeitsdirektor der Hoesch Stahl AG und zehn Jahre später auch der Muttergesellschaft Hoesch AG. Diese Funktion behielt er nach der feindlichen Übernahme von Hoesch und der Fusion zur Krupp AG Hoesch-Krupp.

Zum Glück: Denn Heese sorgte als Arbeitsdirektor dafür, dass die Einschnitte und der Arbeitsplatzabbau am Stahlstandort Dortmund sozialverträglich über die Bühne gingen. „Er war der herausragendste Arbeitsdirektor, den die Hoeschianer je kennengelernt haben“, ist der langjährige Hoesch-Betriebsrats-Chef Werner Nass überzeugt.

Heese sei der „Vater der Sozialpläne“ gewesen, mit dem der Arbeitsplatzabbau bei Hoesch ohne betriebsbedingte Kündigungen abgewickelt wurde, erklärt Nass.

Zeitlebens war er ein Mittler zwischen Unternehmen und Beschäftigten. „Er war das Aushängeschild für Mitbestimmung bei Kohle und Stahl“, stellt der langjährige Betriebsrats-Chef fest. „Mit uns Betriebsräten ist er durch Dick und Dünn gegangen.“

Heese brachte etwa auch das Förderprogramm „Humanisierung der Arbeit“ der Bundesregierung auf die Westfalenhütte und stand im engen Austausch mit der Sozialforschungsstelle Dortmund. 1994 schied er aus dem Unternehmen aus. Aber er blieb weiter aktiv - natürlich für Hoesch und Dortmund.

Mitbegründer des Hoesch-Museums

„Auch im Ruhestand engagierte er sich politisch, sozial und kulturell für und in der Stadt, sei es im Förderkreis Eisengießerbrunnen, in der Gesellschaft zur Förderung der Sozialwissenschaften, in der Sozialakademie, im Verein ZWAR und natürlich für sein Hoesch-Museum“, berichtet Dr. Karl Lauschke als Vorsitzender des Vereins Freunde des Hoesch-Museums, dessen Ehrenvorsitzender Heese war.

Alfred Heese war einer der Mitinitiatoren des Museums, das im Eingangsbereich der Westfalenhütte die Erinnerung an die große Dortmunder Stahltradition und das Unternehmen Hoesch wachhält. „Ohne seine Initiative, sein Engagement und seine ausgleichende Persönlichkeit gäbe es das Hoesch-Museum nicht“, stellt Lauschke fest.

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Mit seiner „unermüdlichen und verbindenden Art“ habe er alle wichtigen Akteure in einen „Arbeitskreis Hoesch-Museum“ geholt, in dem die Stadt Dortmund, Thyssen-Krupp, das Westfälische Wirtschaftsarchiv und vor allem aktive und ehemalige Hoeschianer vertreten waren.

Gemeinsam mit dem damaligen Dortmunder Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer eröffnete Heese das Museum am 23. Oktober 2005. „Und er begleitete die Arbeit unseres Hauses bis fast zuletzt konstruktiv und warmherzig“, stellt Karl Lauschke fest.

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„Die Hoeschianer sind traurig“, sagt Werner Nass. Auch, weil sie sich nicht gebührend von „ihrem“ Arbeitsdirektor verabschieden können. Corona-bedingt findet die Trauerfeier für Dr. Alfred Heese im engsten Familienkreis statt.

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