
© Oliver Schaper
Trauer der Freunde und Jugendlichen am Tatort ist groß
Nach gewaltsamem Tod einer 15-Jährigen in Hörde
Am Samstag, dem Tag danach, trauern viele Jugendliche am Tatort. Eine 15-Jährige war am Freitagabend auf dem Parkdeck am Bahnhof Hörde von einem anderen Mädchen erstochen worden. Inzwischen kursieren viele Gerüchte.
Es muss eine schreckliche Szene gewesen sein, die sich am Freitagabend gegen 22.40 Uhr auf dem Parkdeck am Bahnhof in Hörde ereignet hat: Ein Treff unter Jugendlichen, ein Streit zwischen zwei jungen Mädchen, ein Messer, das gezogen wird, und letztlich ein Mädchen, gerade einmal 15 Jahre alt, das im Krankenhaus an seinen schweren Stichverletzungen stirbt.
Was war passiert? Nach ersten Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft sei es innerhalb einer Gruppe Jugendlicher auf dem Parkdeck zwischen einer 16-Jährigen und einer 15-Jährigen – beide Dortmunderinnen –, zu einem Streit gekommen.
Stichverletzungen im linken Brustbereich
„Die 16-Jährige hat plötzlich eine Waffe gezogen, vermutlich ein Messer“, sagt Staatsanwalt Jörg Schulte-Göbel. Damit habe sie auf das andere Mädchen eingestochen. Das Opfer erlitt Stichverletzungen im linken Brustbereich, auch am Herzen, und verstarb daran im Krankenhaus. Die Tatverdächtige, das 16-jährige Mädchen, wurde von der Polizei festgenommen.
Als Erstes vor Ort war am Freitagabend aber nicht die Polizei, sondern es waren Einsatzkräfte der Feuerwehr – mit Löschfahrzeug und Rettungswagen. Denn die Brandmeldeanlage des Parkdecks war ausgelöst worden. Durch wen, ob durch das Opfer selbst, durch eine Freundin oder womöglich durch die Tatverdächtige, wird noch ermittelt. Das Parkdeck wird von Kameras überwacht, die Polizei wertet die Videos aus. Soweit die sachlichen Fakten.
Der Tag danach
Samstagmittag auf dem Parkdeck am Hörder Bahnhof: Sachlich oder nüchtern betrachtet hier heute keiner die Situation. Jugendliche sind gekommen, erst nur zwei, dann vier, dann immer mehr. Ein Mädchen kauert sich auf die Bordsteinkante, sie hat ihre Arme um die Knie gelegt und weint. Die anderen haben die Hände tief in den Jackentaschen vergraben, weniger zum Schutz vor der Kälte, mehr aus Fassungslosigkeit.
Die meisten hier kannten das Mädchen, das am Vorabend so schwer verletzt wurde, dass es jetzt nicht mehr lebt. Einige kannten auch die Tatverdächtige.
Krass, surreal, traurig
„Ich kann das immer noch nicht glauben“, sagt einer der Jungs und zuckt mit den Schultern. „Wart ihr gestern hier?“, fragt ihn eines der Mädchen. Er schüttelt nur den Kopf. „Aber ich war gestern Abend hier“, erzählt ein anderer aus der Runde. Er sieht aus, als könnte er etwas Schlaf vertragen. „Aber in den zehn Minuten, als es passierte, war ich unten im Burger King.“ Was da passiert sei, sei schlimm. Krass. Surreal. Traurig. Ja, vor allem traurig.
Die kleine Gruppe steht dort, wo kleine Flecken vom Blut des Opfers den grauen Betonboden noch immer dunkelrot färben. Ein kleiner Strauß gelber Rosen liegt an der Wand, drei rote Kerzen stehen daneben. Die 15-jährige Yvonne hat beides zusammen mit ihrer Mutter dort abgestellt.
"Ich hab sie um halb neun noch gesehen"
„Sie war eine Freundin“, erzählt sie. „Ich hab sie um halb neun noch gesehen. Und ich war in der Nacht noch hier.“ Sie selbst wohne nicht weit vom Bahnhof, ihre Mutter habe vom Fenster aus den Einsatz gesehen und sie geweckt. „Ich bin dann hier rübergelaufen, da waren Polizei und Notarzt schon da.“
Bis 3 Uhr in der Nacht sei sie dann für die Vernehmung bei der Polizei gewesen. Warum sich die beiden Mädchen so sehr gestritten haben, weiß sie nicht.
"Sie war eine richtig nette Person"
Auch Jan, der mit ihr hergekommen ist, ist fertig. „Ich kannte sie von klein auf“, sagt er über das 15-jährige Opfer. „Sie war eine richtig nette Person, sie kam mit allen gut klar. Ich war ziemlich geschockt, als klar wurde, dass sie das Opfer ist.“
Ihre Köpfe sind voller Fragen: Warum haben die beiden sich gestritten? Warum ist es so eskaliert? Und warum hatte das 16-jährige Mädchen eine Waffe?
Gerüchte um die Tatwaffe und die Gründe
Unter den Jugendlichen gehen viele Gerüchte rum. Die Waffe sei ein Butterfly-Messer gewesen, ein Klappmesser mit langer, spitzer Klinge; der Grund für den Streit, sei eine zerrissene Hose der Tatverdächtigen, andere erzählen von einer mit Ketchup beschmierten Jacke.
Aber es bleiben Gerüchte, offiziell bestätigt ist von alldem nichts. „Die Tatwaffe fehlt noch. Sie wurde nicht gefunden“, sagt Staatsanwalt Jörg Schulte-Göbel. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft laufen.
Die 16-Jährige schweigt
Noch am Samstag wurde dem Haftbefehl wegen Totschlags gegen die 16-jährige Tatverdächtige stattgegeben. Das Mädchen schweigt zu den Vorwürfen. Sie kommt nun in Untersuchungshaft. Auch für Polizei und Staatsanwaltschaft ist noch unklar, wie es genau zu der Tat am Freitagabend kam. „Es wird wohl eine Lappalie gewesen sein“, sagt Staatsanwalt Schulte-Göbel.