Auf die Frage, wer zum ersten Mal hier sei, meldeten sich die wenigsten. Für viele ist die „Night of the Proms“ in den Dortmunder Westfalenhallen längst zur Vorweihnachtstradition geworden. Bereits zum 28. Mal hat dieses außergewöhnliche Musikevent am Samstagabend (2.12.) stattgefunden – ohne Corona wäre es das 30. Mal gewesen.
Mit einem „Prom“ im Sinne eines Abschlussballs hat diese Konzertreihe, anders als ihr Name vermuten lässt, wenig zu tun. Statt tanzender Abiturienten steht ein ganz anders, viel ungewöhnlicheres Pärchen im Mittelpunkt: Klassische Musik paart sich mit moderner Rock- und Popmusik.
Orchester begleitet alle
Dort spielte auf der Bühne der Westfalenhalle das Antwerp Symphony Orchestra in klassischer Besetzung, inklusive Harfe. Dazu kam der extra für die Konzertreihe gebildete Chor Fine Fleur. Außerdem eine kleine Band aus Keyboard, Schlagzeug, Bass und Gitarre. Dazu spielte Solo-Cellist Nathan Chan aus den USA.

Sie spielten zusammen mit Rock- und Popstars aus der ganzen Welt: Diesmal waren das die Sängerinnen Anastacia und Aura Dione, Singer-Songwriter James Morrison, die Synthiepop-Band Camouflage – und die Band Toto („Africa“), die bereits in der ersten Ausgabe dabei war.
Am Ende spielten sie tatsächlich alle zusammen. Zwischendurch ging es eifrig durcheinander: Mal spielte nur das Orchester, mal Cellist Chan, dann einzelne der Stars. Mal auch zwei von ihnen in einem nie zuvor gehörten Duett. Morrison mit Anastacia, Anastacia mit Toto. Warum eigentlich nicht? Begleitet wurden sie dabei fast immer vom Orchester.
Die Klassiker der Klassiker
Im Gegensatz zu der Zusammensetzung der Musiker war die Musikauswahl alles andere als innovativ. Die Popstars spielten ihre größten Hits, klar. Aber auch das Orchester spielte nur die absoluten Klassiker unter den Klassikern.
Das reichte von Dvoraks 9. Sinfonie („Neue Welt“) über Offenbachs Can Can und Piazollas Libertango bis zur Suite aus Harry Potter. Und, was auch sonst: Cellist Chan spielte Saint-Saëns Schwan.

Ein paar weniger bekannte Stücke hätten ganz erfrischend sein können. Andererseits: Am Ende sind es natürlich genau diese Evergreens, von denen sich Tausende Zuschauer begeistern lassen. Bei einer Zusammenstellung aus Strauss-Walzern tanzten sogar einige mit.
Neben den Popstars wurde das Orchester auch mit reichlich moderner Technik aufgepeppt: Chan spielte zeitweise mit einem E-Cello. Das klang über die - ohnehin alles leicht künstlich klingend lassende Verstärkung der Westfalenhalle - fast genauso wie das akustische, sah aber sehr futuristisch aus.
Leuchtende Geigenbögen
Und sie spielten viel mit Licht: Neben bunter Bühnenbeleuchtung leuchteten einmal sogar die Bogen der Streicher passend zum Stück.
Alles das ergab ein erstaunlich stimmiges Konzert. Selbst die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Musikrichtungen gingen auf: So spielte Chan etwa nach seinem „Schwan“ noch ein weiteres vom Orchester begleitetes Cellosolo – woraufhin dann erstmals Anastacia die Bühne betrat und einstimmte. Gemeinsam spielten sie ihren Song „Cello“.
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