
Ein Mann ist kurz nach dem Einsatz eines Tasers durch die Polizei in Dortmund gestorben (Symbolbild). © picture alliance/dpa
Todesfall in Dortmund: Wie gefährlich ist ein Elektroschock aus dem Taser?
Polizei
Wie gefährlich ist der Einsatz von Tasern durch die Polizei? Die Risiken sind klar benannt – eine tödliche Wirkung wurde bisher aber stets ausgeschlossen. Jetzt starb in Dortmund ein Mensch.
Taser werden von der Polizei in Dortmund seit 2021 eingesetzt – als milderes Mittel gegenüber anderen Zwangsmaßnahmen wie Schlagstock oder Schusswaffe. Im Fall des Dortmunders (44), der am Mittwoch (19.10.) kurz nach zwei Stromstößen kollabierte und im Krankenhaus starb, ist die Ursächlichkeit des Taser-Einsatzes noch nicht nachgewiesen.
Bei der Obduktion wurden Herzprobleme festgestellt, zudem stand der Mann unter dem Einfluss von Drogen.
Wie gefährdet sind vorerkrankte Personen?
Das Ereignis wirft deshalb Fragen auf, die schon zur Einführung der „Distanzelektroimpulsgeräte“ gestellt wurden. Welches Risiko geht von einem Taser aus – insbesondere für Personen, die vorerkrankt sind und in körperlichen und psychischen Stresssituationen angetroffen werden?
Mehrere Gutachten sind in den vergangenen Jahren zu dem Ergebnis gekommen, dass die Stromstärke aus einem Impuls nicht ausreicht, um ein Herz zum Stillstand zu bringen. Dafür müsste die Ladung fünf bis 15 Mal höher sein als es die Waffe schafft. Die Verletzungen durch den Schuss seien in der Regel oberflächlich.
In Dortmund eine lokale medizinische Einschätzung zu finden, erweist sich als schwierig. Vor allem deshalb, weil die Expertise und die Erfahrungswerte mit diesem speziellen Thema noch nicht groß sind.
Taser-Einsätze spielen auch für den Rettungsdienst eine Rolle
Unterschiedliche Kardiologen, die bisher zum Thema forschten, sind sich darin einig: Die „Unbedenklichkeit“ gilt nur für gesunde Menschen. Herzprobleme oder der Zusammenhang mit Drogen können dagegen lebensbedrohliche Folgen haben, warnen Ärzte. Zu belegen ist die exakte Ursache für ein Herzversagen letztlich im Nachhinein kaum.
Ein zunehmend wichtiges Thema werden die Einsätze auch für Mitarbeitende im Rettungsdienst in Dortmund. Die steigende Zahl an Einsätzen macht eine Vorbereitung notwendig.
„Auch wenn kardiozirkulatorische Symptome (Herz-Kreislauf-Probleme, Anm. der Redaktion) als äußerst unwahrscheinlich beschrieben werden, ist ein vollständiges Monitoring wichtig und wenn es nur der Vollständigkeit dient“, heißt es in einer Handreichung für Rettungskräfte.
Keine offizielle Zahl an Todesfällen
Die genaue Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Einsätzen in Deutschland ist schwierig zu ermitteln. Das „Institut für Bürgerrechte & öffentliche Sicherheit“ an der Humboldt-Universität Berlin, das Polizeieinsätze mit Todesfolge dokumentiert, zählt seit 2021 sieben Personen auf, die nach einem Einsatz starben.
Den offiziellen Ermittlungen zufolge war in keinem davon der Taser ursächlich.
In den USA, wo Taser seit über 20 Jahren eingesetzt werden, hatten Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters 2019 ergeben, dass Gutachten durch Hersteller der Waffen beeinflusst worden waren, um die Gefahr kleinzureden. Die Zahl der Todesfälle könnte demnach deutlich höher liegen als angegeben (1000 statt 153).
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
