
In Dortmund wurden am Samstag (24.9.) bei Demonstrationen mehrere Kopftücher verbrannt. Es ist ein Zeichen, um sich mit der getöteten Mahsa „Jina“ Amini zu solidarisieren. © Karsten Wickern
Frauen verbrennen ihre Kopftücher mitten in Dortmund
Demonstrationen gegen Gewalt an Frauen
Hunderte Menschen haben am Samstag vor dem Dortmunder Hauptbahnhof demonstriert. Ihre Wut richtete sich gegen die Gewalt gegen Frauen im Iran. Dabei griffen sie zu einem ungewöhnlichen Mittel.
Immer wieder schallt die Parole „Jin, Jiyan, Azadî!“ über den Vorplatz an der Nordseite des Dortmunder Hauptbahnhofes. Sie stammt aus dem Kurdischen und bedeutet „Frauen, Leben, Freiheit“. Hunderte Dortmunderinnen und Dortmunder rufen sie am Samstag (24.9.) bei einer Demonstration vor dem Cinestar.
Genauso wie tausende Demonstrierende seit dem 16. September im Iran und in Kurdistan. An diesem Tag starb die 22-jährige Mahsa „Jina“ Amini. Sie wurde drei Tage zuvor in Teheran von der iranischen Sittenpolizei festgenommen, da sie angeblich ihren Hijab, ihr Kopftuch, nicht richtig getragen habe: Ihre Haare seien zu sehen gewesen. Amini überlebte ihre Verhaftung nicht.
Ihr Tod führte zu starken Protesten gegen die iranische Regierung, die Sittenpolizei und die strenge islamische Kleiderordnung. Frauen schneiden sich unter anderem die Haare ab oder verbrennen ihr Hijab. Bei den Protesten im Iran und in Kurdistan sind bislang dutzende Menschen gestorben.
Freiheit für Frauen gefordert
Die Demonstration in Dortmund begann um kurz nach 13 Uhr mit einer Schweigeminute für die 22-jährige Amini. Überwiegend Menschen, die augenscheinlich einen muslimischen Hintergrund haben könnten, nahmen teil, vorwiegend aber Frauen aus jeder Altersgruppe. Viele von ihnen hatten lilafarbene Flaggen der „Kurdischen Frauenbewegung in Europa“ (TJK-E) dabei. Laut Polizei waren in der Spitze 280 Menschen vor Ort.

Viele Menschen versammelten sich bereits am Vormittag am Nordausgang, um gegen die politische Gewalt an Frauen im Iran zu demonstrieren. © Robin Albers
Am frühen Abend fand am gleichen Ort eine weitere, ähnliche Demonstration statt. Bei der wurde überwiegend Persisch gesprochen – das spricht ein Großteil der Menschen im Iran. An der nahmen laut Polizei mehr Menschen teil, als am Vormittag – 450 Teilnehmende hätten die Beamten gezählt. Viele seien einfach nach der ersten Versammlung am Cinestar geblieben und hätten sich der Demonstration angeschlossen, die um 17 Uhr begann.

Rund 450 Menschen nahmen bei der Demonstration am frühen Abend teil. © Karsten Wickern
Brennende Hijabs als Zeichen der Solidarität
Genauso wie die Proteste im Iran kritisierten die Menschen in Dortmund in Redebeiträgen immer wieder das Mullah-Regime und den Tod von Mahsa Amini sowie die Gewalt gegen Frauen und die Demonstrierenden. Sie fordern Freiheit für iranische Frauen. Die Stimmung war jeweils durchaus wütend, wenn auch friedlich.

Wie bei den Protesten im Iran wurden auch in Dortmund einige Kopftücher verbrannt. © Robin Albers
Als Zeichen der Solidarität wurden auch in Dortmund einige Kopftücher verbrannt. Bei der Demonstration am Vormittag war die Flamme, die dabei entstand, noch relativ klein, was vermutlich einem leichten Nieselregen zuzuschreiben ist. Die Versammlung am frühen Abend endete mit einem etwas größeren Feuer. Die Polizei hat wegen der brennenden Hijabs allerdings nicht eingreifen müssen.
1990 im Emsland geboren und dort aufgewachsen. Zum Studium nach Dortmund gezogen. Seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten. Findet gerade in Zeiten von Fake News intensiv recherchierten Journalismus wichtig. Schreibt am liebsten über Soziales, Politik, Musik, Menschen und ihre Geschichten.
