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Tiny-House-Anbieterin Franziska Böhmer gibt auf – Musterhaus steht zum Verkauf
Tiny-Häuser
Mit der Kampagne „Tiny Einfamilienhäuser“ wollte die Stadt Dortmund 2019 ein neues Bau-Format auf den Weg bringen. Franziska Böhmer war überzeugt, gibt jetzt jedoch auf.
Das Musterhaus, also der Showroom der Firma Greenspaces, steht seit 2019 neben Parkett Dietrich an der Rosemeyerstraße: ein Tiny-House vom Feinsten und mit 40 Quadratmetern eine ideale Bleibe für zwei Personen. Jetzt soll es weg, zum Selbstkostenpreis.
Denn Greenspaces wird es erst einmal nicht mehr geben. Franziska Böhmer, die das Unternehmen zusammen mit der Bochumer Architektin Julia Schiewer gegründet hat, gibt auf. „Gut, wenn einer jetzt anruft und zehn Häuser bestellt, kriegen wir das hin. Aber im Moment, so wie die Situation ist, sehe ich da keinen Sinn drin, weiterzumachen.“
Böhmer: Dortmunder Kampagne sei nicht auf die Beine gekommen
Der Grund sei ganz einfach die fehlende Perspektive. Denn die Dortmunder Kampagne, mit der Tiny-House-Siedlungen im Stadtgebiet realisiert werden sollten, sei irgendwie nicht auf die Beine gekommen.
„Ich glaube, dass ich hier noch nicht einmal der Stadt einen großen Vorwurf machen kann“, sagt Franziska Böhmer. Die Zusammenarbeit sei immer gut gewesen. Es sei wohl eher das deutsche Baurecht, was den Traum platzen ließ.

Das komplette Tiny-Haus soll jetzt zum Selbstkostenpreis abgegeben werden. © Jörg Bauerfeld
Dabei war und ist der Run groß auf die Tiny-Häuser von Greenspaces. Nur der Verkauf kommt nicht voran, „weil die Interessenten einfach kein Bauland finden“, sagt die Firmengründerin. Es sei ja überhaupt nicht zuverlässig planbar, wann man am Ende sein Haus aufstellen könne.
Ein Beispiel liegt nur einige Kilometer von der Rosemeyerstraße entfernt: an der Baroper Bahnhofstraße. Hier gibt es ein städtisches Grundstück, auf dem sich die Verwaltung auch eine Bebauung mit Tiny-Häusern hätte vorstellen können. Aber nicht als Dauerwohnsitz, sondern als Ferienwohnung.
Hat die Stadt das Konzept vielleicht nicht verstanden? „Ich glaube, die Stadt hat einfach ein Problem mit der Definition eines Tiny-Hauses“, sagt Franziska Böhmer. Man müsse sich als Stadt entscheiden, was man wolle. „Man kann doch nicht sagen: Ja, wir unterstützen das und dann gibt man nicht ein Grundstück frei. Man muss doch einfach mal anfangen.“
Die Verwaltung sieht die Situation anders
Franziska Böhmer spielt dabei auch auf die geplante Tiny-House-Siedlung hinter der Grundschule in Dortmund-Sölde an. „Es waren auch Interessenten da, die sich vorstellen konnten, dort ein Haus zu bauen.“
Aber auch dort gehe es nicht weiter. Die Stadt hingegen sieht das ganz anders. „Bei der Verwaltung ist keine bisherige Verzögerung bekannt“, sagt Stadt-Pressesprecher Christian Schön.
Aufstellung eines Bebauungsplans
Das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt sei jedenfalls gerade mitten im Bauleitplan-Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplanes. Angedacht sei die sogenannte Offenlage vor den Sommerferien und wenn es gut laufe, könne ein Satzungsbeschluss bis Ende des Jahres erfolgen. 2023 könnte dann ein Teil der Grundstücke im Rahmen einer Konzeptvergabe an Baugruppen optioniert werden.
Wer dann, wenn es wirklich klappen sollte, die Häuser liefert, steht noch in den Sternen. Greenspaces wird es wohl nicht mehr sein. Das Musterhaus an der Rosemeyerstraße steht zum Verkauf – zum Selbstkostenpreis von 94.500 Euro (inklusive Mehrwertsteuer). Wer Interesse hat, kann sich per E-Mail an info@greenspaces.de wenden.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
