Handwerker werfen Taubenküken aus ihren Nestern Tierschützer schlagen Alarm in Dortmund

Handwerker werfen Taubenküken aus ihren Nestern
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Den letzten Fall wegen Tierquälerei bei Sanierungsarbeiten an der Tiefgarage Unionstraße 2 in Dortmund hat die Staatsanwaltschaft gerade eingestellt, da liegt schon die nächste Anzeige auf dem Tisch. Gestellt hat sie Tierschützerin Katharina Ciak. Wieder waren es Handwerker, die dort befindliche Taubenküken einfach mit ihren Nestern entfernt und sich selbst überlassen haben.

Im Juli 2022 wurden bei Malerarbeiten an der Parkgarage Taubenküken einfach mit pinker Farbe überstrichen. Dieses Mal sind es Abrissarbeiten an einer alten Toranlage, die die Tierschützer alarmierten. Auf der Toranlage waren die Nester mit den Küken. Die Handwerker entsorgten sie im Gebüsch.

Dort fand sie Katharina Ciak am 22. Februar. Die Ärztin hatte zwei Wochen zuvor begonnen, ehrenamtlich dort befindliche Taubeneier gegen Dummy-Eier zu tauschen, um Taubennachwuchs zu unterbinden. Sie kennt die Stellen, an denen sich Nester und Küken befinden, unter anderem auf den Abzugshauben und an einer schwer einsehbaren Stelle direkt an den Lüftungsschächten. Hier stehen kurzfristig Abrissarbeiten an.

Von Arbeitern ausgelacht

Katharina Ciak stellte die Arbeiter zu Rede, wurde aber nach eigener Aussage nur ausgelacht. Sie rief die Polizei und schaltete das Veterinäramt ein; denn auch Tauben fallen unter das Bundesnaturschutzgesetz.

Mitarbeiter des Fitness-Studios, das zu dem Gebäudekomplex gehört, hatten der Tierschützerin gegenüber behauptet, eine Sondergenehmigung zur eigenmächtigen Entfernung von Nestern, Eiern und Küken im Rahmen der Abrissarbeiten erhalten zu haben.

Doch dem war nicht so. Laut Stadtsprecher Maximilian Löchter hat das Veterinäramt die Handwerker vor Ort belehrt, dass Nester, in denen sich Nestlinge befinden, nicht entfernt werden dürfen. Sollte dies im Einzelfall unumgänglich, oder versehentlich passiert sein, dürfen die Nestlinge nicht sich selbst überlassen oder getötet werden, sondern müssen in solchen Fällen durch unterstützende und kundige Personen zum Beispiel von der Taubenhilfe und dem Tierschutzverein weiter versorgt und aufgezogen werden.

Vom Amt schriftlich belehrt

Auch der Betreiber des Fitness-Studios wurde darauf hingewiesen und schriftlich belehrt, dass er im Umgang mit Tauben und Nestlingen das Tierschutzrecht einhalten muss. Das Veterinäramt stehe weiterhin in engem Kontakt mit den engagierten Tierschützern, erklärte der Stadtsprecher.

Für Katharina Ciak geht das Vorgehen des Veterinäramtes nicht weit genug. Sie hat eine Rechtsanwältin eingeschaltet; denn das Veterinäramt lehnte es ab, die Abrissarbeiten oder die Beseitigung der Nester per Erlass zu verbieten, mit der Begründung, für den Schutz von Nestern im Allgemeinen sei die

Naturschutzbehörde zuständig.

Für den Erlass tierschutzrechtlicher Anordnungen durch das Veterinäramt sei kein Raum, solange nicht nachweislich Tiere zu Schaden gekommen seien, sondern lediglich pauschal eine eigenmächtige Beseitigung der Nester angekündigt worden sei. Doch Katharina Ciak und ihre Mitstreiter vom Verein „Aktiv für Tiere, Tauben und Wasservogelhilfe“ haben Fotos und Videos von toten Küken und Tauben an und in der Tiefgarage. Erst am Donnerstag (9.2.) hat die Ärztin eine Taube mit einer Verletzung am Kopf und einem gebrochenen Bein gesichert.

37 Eier ausgetauscht

Wenn weder die Abrissarbeiten unterbunden würden, bis die Küken ihre Nester verlassen haben, noch die Tiere entsprechend professionell geborgen würden, akzeptiere das Veterinäramt, dass die Taubenküken im Rahmen der Abrissarbeiten sterben, so die Anwältin in einem Schreiben an die Behörde.

Ein totes Taubenküken
Dieses tote Taubenküken fand Tierschützerin Katharina Ciak am Dienstag, 8. März © Ciak

In den vergangenen drei Wochen habe sie mehrere Taubenküken gerettet, sagt Katharina Ciak, vier Tauben befreit, die sich in den dort angebrachten Netzen verfangen hätten, und 37 Eier gegen Kunsteier ausgetauscht.

Was die Tierschützerin zudem ärgert: „Bisher haben wir als private Tierschutzorganisation keine Befugnisse bekommen, dort in der Garage weiter zu helfen, obwohl es sehr sehr dringend ist.“ Der Betreiber des Fitness-Studios hat sich trotz Anfrage der Redaktion nicht zu dem Sachverhalt geäußert.

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