Vor dem Werkstor an der Westfalenhütte in Dortmund haben hunderte Mitarbeiter von Thyssenkrupp Steel die Arbeit spontan niedergelegt, um sich beim Betriebsrat über die aktuellen Pläne des Vorstands zu informieren. Der will bis 2030 insgesamt 5.000 Stellen abbauen und 6.000 an Dienstleister auslagern. Damit würden von derzeit rund 27.000 Stellen nur noch insgesamt 16.000 Stellen bei Thyssenkrupp direkt erhalten bleiben.
In Dortmund arbeiten derzeit noch 1.400 Menschen im Werk bei Thyssenkrupp. Es ist der letzte Rest der einst hiesigen Stahlindustrie in Dortmund. Rund 600 Mitarbeiter könnten schätzungsweise etwa von den Auslagerungen an andere Dienstleister betroffen sein. Die Kernproduktion soll erhalten bleiben, aber die Bereiche Forschung, Transport, Gebäudemanagement und Werkschutz stehen nun besonders im Fokus.
Gleichzeitig handelt es sich derzeit noch „nur“ um ein Eckpunktepapier, wie Vize-Betriebsratschef Moritz Engels unserer Redaktion am Montag erklärt hat. Er sah darin keine Verhandlungsgrundlage für die Arbeitnehmer und fordert, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. „Auch Standortschließungen dürfen nicht zur Debatte stehen“, sagte Engels. Bereits vor Wochen hatte die Betriebsratschefin Kirstin Zeidler im Interview mit unserer Redaktion vor einem Kahlschlag gewarnt.
Konkrete Folgen für Dortmund noch unklar
Künftig produziert der Stahlhersteller nach den Plänen des Stahlvorstands nur noch zwischen 8,7 und 9 Millionen Tonnen Stahl in Duisburg. Bisher sind es 11,5 Millionen Tonnen. Diese Reduktion ist eines der wesentlichen Details zum Umbau des Produktionsstandorts in Duisburg, an dem mit Abstand die meisten Mitarbeiter arbeiten. Was das genau für den Standort Dortmund bedeuten würde, hängt auch von der Auftragslage ab. In Dortmund wird Stahl unter anderem für die Autoindustrie verarbeitet.
Die Personalkosten bei Thyssenkrupp Steel sollen in den nächsten Jahren im Durchschnitt um zehn Prozent gesenkt werden. „Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und wollen für möglichst viele unserer Beschäftigten langfristige Perspektiven schaffen“, sagte der Vorstandssprecher der Stahlsparte, Dennis Grimm. Die Gewerkschaft IG Metall nennt die Pläne eine „Kampfansage an die Belegschaft.“ Die IG Metall hatte vor Monaten gewarnt, dass zehntausende Arbeitsplätze gefährdet sind.
Mit den Arbeitnehmern muss das Konzept noch abgestimmt werden. Das Eckpunktepapier des Vorstands soll nun die Grundlage für weitere Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern und die Ausarbeitung eines Businessplans sein. Ein Gutachten soll Maßnahmen aufzeigen, mit denen das defizitäre Unternehmen seine Sanierung umsetzen und sein Geschäft auch langfristig erfolgreich fortführen kann.