
Der Dortmunder Yves Oecking hat angekündigt, in den von ihm betriebenen Teststellen auf den Eigenanteil zu verzichten. © Fotos Oecking
Tests in Dortmund weiter kostenlos: „Wir verzichten auf den Eigenanteil“
Coronavirus
Die Zeit der kostenlosen Bürgertests ist am 30.6. abgelaufen. Bei einigen Teststellen-Betreibern in Dortmund bleiben die Abstriche trotzdem kostenlos. Es gibt Zweifel daran, ob sie das dürfen.
Seit Donnerstag (30.6.) ist wieder einmal alles anders beim Thema Corona-Tests. Für die bisher kostenlosen Bürgertests kann ein Eigenanteil von 3 Euro anfallen. Dafür gibt es ein neues Regelwerk mit viel Bürokratie.
Die ersten Teststellen-Betreiber in Dortmund haben sich deshalb dafür entschieden, auf den Eigenanteil zu verzichten. Dies kündigt etwa der Dortmunder Yves Oecking für seine zwei Zentren am Hauptbahnhof und im Stadtteil Huckarde an. Das Testzentrum in der Cinebar an der Wittekindstraße im Kreuzviertel schreibt über Instagram, dass die Tests kostenlos bleiben sollen.
Neu: Bürger müssen nachweisen, wofür sie den Test brauchen
Yves Oecking sagt: „Wir verzichten auf den Eigenanteil bei denen, die ihn sonst zahlen müssten.“ Denn laut der neuen Testverordnung müssen diejenigen, die zum Abstrich gehen, nun nachweisen, warum sie das tun.
3 Euro Eigenanteil müssen laut Verordnung demnach Personen bezahlen, die „eine Veranstaltung in einem Innenraum besuchen“ oder „Kontakt zu einer Person haben werden, die das 60. Lebensjahr vollendet hat oder aufgrund einer Vorerkrankung oder Behinderung ein hohes Risiko aufweist, schwer an Covid-19 zu erkranken“. Zahlen muss auch, wer durch die Corona-Warn-App eine Risikobegegnung erhalten hat.
Kostenlos sind dagegen Tests mit dem Zweck eines Krankenhausbesuchs oder der Ausübung einer pflegenden Tätigkeit sowie für vulnerable Gruppen (Schwangere, Vorerkrankte) und Kinder unter 5. Weiterhin ausgenommen vom Eigenanteil ist zudem das „Freitesten“.
Yves Oecking sagt: „Dass durch die neuen Regularien Enkel, die ihre Großeltern besuchen oder etwa auch Geflüchtete aus der Ukraine keinen kostenlosen Testanspruch mehr haben, können wir guten Gewissens nicht umsetzen.“
Ärzte-Vereinigung: Teststelle darf nicht auf Eigenanteil verzichten
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) formuliert Zweifel daran, ob der Kostenerlass erlaubt ist. „Die Teststelle darf nach Ansicht der KVWL nicht auf den Eigenanteil verzichten“, heißt es in einem Rundschreiben an die Betreiber. Die Position wird juristisch nicht weiter begründet.
Die Tests am Donnerstag wurden vielerorts dennoch weiterhin kostenlos durchgeführt. Oecking meldet keine größeren Irritationen am ersten Tag.
Er sagt: „Die neue Verordnung stellt ein Bürokratie-Monster dar, welches transparent nicht umzusetzen ist und zu einer Testmüdigkeit und damit zu unentdeckten Infektionsketten führen wird.“
Das Bundesgesundheitsministerium stellt dazu in einer öffentlich verfügbaren Übersicht zur neuen Test-Strategie fest. „Anlasslose Tests können dazu beigetragen, dass Labore überlastet werden und die Statistik verfälscht wird. Daher wird von anlasslosen Tests abgeraten.“
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
