Die Telekom zieht voraussichtlich im Mai 2023 ihr Callcenter an der Lessingstraße in Recklinghausen ab und verlagert es in eine Telekom-Bestandsimmobilie nach Dortmund. Bislang war nicht klar, wie viele der 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilweise gravierende Nachteile durch den Umzug zu befürchten haben. Nun teilt Martina Uhlenbrok, die Vorsitzende der Ver.di-Betriebsgruppe Deutsche Telekom Service Recklinghausen, mit, dass vier Fünftel der Belegschaft mehr Geld und mehr Zeit investieren müssen, um in Zukunft ihre Arbeitsplätze zu erreichen.
Nachteile für 78 Prozent der Belegschaft
„Überschlagen sind 78 Prozent der Kolleginnen und Kollegen negativ von der Standortverlagerung von Recklinghausen nach Dortmund betroffen – aufgrund der längeren Fahrtzeiten und -wege“, sagt Uhlenbrok. Arbeitnehmer kämen etwa aus Bottrop, Herten, Gelsenkirchen oder Recklinghausen selbst. „Manche sind für ihren Job extra nach Recklinghausen gezogen, für die ist der Umzug natürlich besonders gravierend“, so die Ver.di-Frau. Und selbst für Telekom-Angestellte, die näher an Dortmund als an Recklinghausen wohnen, könnte die Standort-Verlagerungen negative Auswirkungen haben: „Recklinghausen ist mit dem Auto besser zu erreichen als Dortmund. Und auf den öffentlichen Personennahverkehr wäre ich in diesen Zeiten auch nicht gerne angewiesen.“ Erschwerend käme hinzu, dass die Parkplatzsituation in Dortmund schlechter sei.
Telekom-Standort am Steintor bleibt
Auch für die Stadt Recklinghausen ist der Wegfall der 250 Arbeitsplätze ein herber Schlag. Wie viel Gewerbesteuer der Kommune künftig durch die Lappen geht, darf Stadtsprecher Hermann Böckmann aus Datenschutzgründen nicht sagen. Froh sei man aber darüber, dass die Telekom Recklinghausen grundsätzlich erhalten bleibe. Dass der Technik-Standort am Steintor bleibt, hatte auch ein Konzernsprecher dieser Redaktion mitgeteilt – ebenso die Absicht, soziale Härtefälle prüfen zu wollen.
Entsprechende Verhandlungen werde es wohl erst Anfang 2023 geben, sagt Martina Uhlenbrok. Dafür soll eine Kommission aus Betriebsräten und Arbeitgebervertretern gebildet werden. „Wir stehen noch ganz am Anfang. Aber zur Not werden wir über jeden einzelnen Mitarbeiter sprechen“, so die Betriebsgruppen-Vorsitzende.
Büros werden online schon angeboten
Derweil bietet die Falcon Commercial Real Estate Management GmbH aus Berlin die Büroräume an der Lessingstraße 49 im Westviertel online schon zur Vermietung an. Nach Informationen dieser Redaktion soll ein Luxemburger Fonds Eigentümer des Komplexes sein. 6070 Quadratmeter Fläche bietet die Falcon jedenfalls provisionsfrei an: „Die Büro-/Verwaltungsflächen stehen ab dem 01.01.2024 zur Anmietung zur Verfügung.“

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