Auch Tedi musste seine Filialen schließen und Umsatzeinbrüche hinnehmen. © Gregor Beushausen

Corona-Krise

Tedi lässt Lieferanten warten: Rechnungen werden erst später bezahlt

Der Billiganbieter Tedi will fällige Rechnungen für seine Zulieferbetriebe erst mit zwei Monaten Zeitverzug bezahlen - „frühestens im Mai“. Das stellt kleine Betriebe vor ernste Probleme.

Dortmund

, 05.04.2020 / Lesedauer: 3 min

Das Schreiben habe ihm „einen Schlag versetzt“, sagt ein Dortmunder Firmenchef. Aus Sorge um seine künftigen Geschäfte möchte er namentlich nicht genannt werden. Sein Betrieb arbeitet als Dienstleister für das Handelsunternehmen Tedi.

Ende März erreichte ihn die schriftliche Mitteilung, in der Tedi im Zuge der Corona-Krise ankündigt, man habe „den Wareneingang bis einschließlich 19.4.2020 ausgesetzt.“

Gleichzeitig kündigt Tedi an, „alle Aufträge, die in den Monaten März und April zur Zahlung anstehen, frühestens im Monat Mai zu begleichen.“ Ausdrücklich weist Tedi darauf hin, dass die Zahlungen geleistet würden. „Jedoch nicht zum Fälligkeitsdatum.“

Damit habe er nicht gerechnet, sagt der Unternehmer. Für seinen Betrieb und seine rund 25 Mitarbeiter sei das eine finanzielle Katastrophe. „Ich weiß nicht, wie ich die Löhne für März und April auszahlen soll.“

Deshalb sei ihm nur übrig geblieben, seine Belegschaft in Kurzarbeit zu schicken. Bewilligt sei sie noch nicht. Und selbst wenn: „Meine Mitarbeiter sitzen dann mit gerade 700 oder 800 Euro zu Hause“, sagt er.

15.000 Euro Soforthilfe sind schon auf dem Konto

Wer Kurzarbeitergeld bezieht, erhält bislang 60 Prozent seines vorherigen Nettolohns. Bei Familien sind es zurzeit 67 Prozent. „Ich möchte den Betrag aufstocken“, sagt der Mann: „Aber von welchem Geld?“

Zudem sei ein Teil seiner Mitarbeiter nur geringfügig beschäftigt. „Das sind Mini-Jobber, die den Zusatzverdienst dringend benötigen.“ Kurzarbeitergeld erhalten sie allerdings nicht, auch nicht während der Corona-Krise. „Und jetzt?“, fragt der Firmenchef.

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Bei den ausstehenden Zahlungen für März und April handele es sich um insgesamt rund 120.000 Euro. Vor der Corona-Krise habe es nie Probleme gegeben. Tedi habe nach zehn Tagen überwiesen. Inzwischen hat auch der Zulieferer Soforthilfen des Bundes für Kleinunternehmer beantragt.

15.000 Euro – die seien vor Kurzem tatsächlich auf dem Konto eingegangen. Damit ließen sich zumindest die Mietkosten für den Gebäudekomplex begleichen, in dem der Betrieb untergebracht ist. Wie es unter diesen Bedingungen aber bis Mai weitergehen soll, sei ihm ein Rätsel. „Ich will versuchen, einen Kredit zu bekommen.“

Jetzt doch „Einzelgespräche mit Lieferanten“?

Natürlich wirke sich die Corona-Krise auf nahezu alle Branchen aus. Dennoch habe er für die Maßnahme eines international tätigen Handelsunternehmen wie Tedi kein Verständnis. Der Umsatz sei 2018 auf rund 1,4 Milliarden Euro gestiegen.

2004 in Dortmund gegründet, betreibt der Billiganbieter eigenen Angaben zufolge europaweit mehr als 2250 Filialen mit rund 20.000 Mitarbeitern. Und das Unternehmen will weiter wachsen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Tedi finanziell gut aufgestellt ist und pünktlich zahlen könnte“, sagt der Mann. Er könne sich vorstellen, dass weitere Zulieferer und Dienstleister nun vor ähnlichen Problemen stünden.

Tedi fährt einen starken Expansionskurs, hat vor der Corona-Krise beinahe täglich eine Filiale eröffnet - und erweitert auch die Unternehmenszentrale in Brackel. © Gregor Beushausen

Tatsächlich musste auch Tedi seine Geschäfte im Zuge der Corona-Krise schließen und Verluste hinnehmen. Darauf hebt auf Anfrage auch Tedi-Sprecherin Aline Grund ab. „Unser Ziel ist es, eine bedrohliche Schieflage des Unternehmens abzuwenden“, heißt es in einer Stellungnahme. Die liest sich im Folgenden allerdings anders als das Schreiben an die Zulieferer.

Tedi sei momentan dabei, Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. In Einzelgesprächen werde „mit jedem Lieferanten über einen Aufschub der Zahlungen verhandelt“. Da jedes Lieferantenverhältnis individuell betrachtet werden müsse, „werden wir keine pauschalen Regelungen, sondern partnerschaftliche Entscheidungen mit Augenmaß treffen“, so die Stellungnahme.

Er wisse nicht, wie er damit umgehen soll, sagt der Dortmunder Firmenchef. Bislang habe er sich bei Tedi nicht gemeldet: „Ich habe die große Sorge, dass mit der Zusammenarbeit dann Schluss ist."

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