Wenn Kinder und Jugendliche trauern Die „Möwe“ im Dortmunder Süden hilft zurück ins Leben

Wenn Kinder und Jugendliche trauern: Die „Möwe“ hilft zurück ins Leben
Lesezeit

Für Kinder und Jugendliche ist es oft besonders schwierig, wenn ein geliebter Mensch stirbt: An der Hörder Rathausstraße 12 eröffnet deshalb schon bald ein neues Zentrum für Trauerbegleitung von Heranwachsenden. Dessen Name „Möwe“ setzt sich aus den Worten „Mutigsein, öffnen, wünschen, erinnern“ zusammen. Denn all das könne dazu gehören – Trauer habe viele Facetten, so die Verantwortlichen.

„Jump right in“ (dt.: Spring‘ einfach rein) steht auf der Fußmatte des Zentrums und damit ist auch gemeint: Trau dich, dich dem Thema zu stellen. In dem Schaufenster, wo bis vor einigen Monaten noch die Boutique „Dundack‘s“ neue Mode präsentierte, geht es jetzt nicht ums Äußere, sondern ums innere Gleichgewicht des Menschen.

„Wir finden gut, dass wir mit dem Schaufenster das Thema Trauer und den Umgang damit direkt in die Öffentlichkeit bringen können“, sagt Beate Schwedler, die als Projektleitung dafür zuständig ist, die „Möwe“ auf langfristig tragfähige Füße zu stellen. Sie stellt fest: Viele Passantinnen und Passanten bleiben stehen, werfen einen Blick auf das, was schon zu sehen ist – zum Beispiel einen Jutebeutel mit der Aufschrift: „Es hat noch niemanden umgebracht, über den Tod zu reden“.

„Für Kinder und Jugendliche gibt es zu wenig Angebote“

Die beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen sind nach den Standards des Bundesverbandes für Trauerbegleitung ausgebildet. Katrin Riebling, die die pädagogische Leitung übernimmt, erklärt: „Gerade für Kinder und Jugendliche, die eine wichtige Bezugsperson durch den Tod verloren haben, gibt es viel zu wenig Angebote.“ Die Dortmunderin hat in den Niederlanden Soziale Arbeit studiert und dort auch die modernen Konzepte der Trauerbegleitung für Kinder nach Richard Hattink kennengelernt.

„Es kommt an auf eine gute Mischung aus Spiel- und Gesprächsangeboten“, sagt Katrin Riebling. „Trauer ist ja nicht nur traurig.“ Trauer könne auch wütend machen, still oder aufgedreht. Trauer bestehe aus vielen verschiedenen Gefühlen. Wenn diese Gefühle nicht weggeschoben werden müssten, gebe es die Chance, mit neuer Lebendigkeit einen anderen Weg zu finden.

Möwe, Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche, Dortmund-Hörde
Hier, an der Hörder Rathausstraße, wo bis vor einigen Monaten in der Boutique Dundack’s Mode verkauft wurde, befindet sich jetzt die „Möwe“. © Britta Linnhoff

Die beiden Frauen stecken voller Tatendrang. Ein vergleichbares Angebot gebe es in Dortmund bislang nicht, sagt Beate Schwedler. Sie betont: Auch wenn der Standort Hörde heiße, sei es natürlich ein Angebot für die ganze Stadt.

Dass es Hörde geworden sei, liege auch daran, dass das Ortszentrum wunderbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sei. „Da können uns die Jugendlichen problemlos erreichen“, erklärt Beate Schwedler. Zweites Argument: die Umgebung, beispielsweise der Phoenix-See. „Da kann ich dann mit den Kindern und Jugendlichen auch mal raus.“ Der Bedarf für ein Angebot wie das der Möwe sei riesig.

„Aktion Mensch“ half bei der Finanzierung

Träger des Angebots ist der Verein Dunkelbunt, der unter anderem auch Kinderhospizarbeit betreibt. „Da haben die Leute immer gedacht, wir bieten auch Trauerarbeit an“, erinnert sich Beate Schwedler. Nun endlich ist es so weit. Dass das Projekt Realität werden konnte, sei auch der „Aktion Mensch“ zu verdanken. „Wir haben uns dort beworben, und eine Anschubfinanzierung für fünf Jahre bekommen“, berichtet Beate Schwedler. Langfristig werde man aber auf Spenden angewiesen sein.

Beate Schwedler, Möwe in Dortmund-Hörde
Beate Schwedler zeigt ein ausgefallenes Regal für die Küche: Zwei Skateboards sollen Küchenutensilien aufnehmen. © Britta Linnhoff

Tag der offenen Tür

Am Samstag (14. Oktober) gibt es von 13 bis 17 Uhr einen Tag der offenen Tür in der Möwe. Nach den Herbstferien starten dann die Angebote. Dazu gehören verschiedene Gruppen: Die Zwergmöwen sind gedacht für Kinder von 5 bis 12 Jahren, die Sturmmöwen für Jugendliche von 12 bis 16 Jahren. Darüber hinaus gibt es Angebote für junge Erwachsene (Offener Treff) sowie ein monatliches Angehörigen-Frühstück.

Die Möwe startet demnächst auch den ersten Ausbildungskurs für Ehrenamtliche, die sich in der Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche engagieren möchten. Informationen zu allen Angeboten gibt es im Internet unter: www.kindertrauerzentrum-dortmund.de. Die Kontaktaufnahme ist per E-Mail an hallo@kindertrauerzentrum-dortmund.de möglich.

100 Jahre alte Brücke ist nicht mehr zu retten: Straße für mehrere Wochen gesperrt

„Salzoase“ eröffnet in Hombruch: Angebot für Kinder und Erwachsene - von Gesundheit bis Entspannung

Blindgänger im Krieg an Brücke positioniert?: Warum der Fund an der Hagener Straße besonders ist