Katharina Ciak steht auf einer Leiter, mehr als sechs Meter hoch und späht durch ein Metallgitter. „Vier Tauben sitzen hier noch“, ruft sie runter. Unten stehen Tina Skulima, Luci und Carina und diskutieren. Haben die Vögel aus dem Dunkel noch nicht zu dem rettenden Ausgang gefunden? Und mit einem Blick auf das andere Ende der langen Brücke, wo ebenfalls hoch oben Metallgitter angebracht wurden, werden Befürchtungen laut: Wurden dort Tauben eingesperrt und sind inzwischen gestorben?
Denn genau das wäre auch hier an der Heyden-Rynsch-Straße in Dortmund-Dorstfeld passiert, wenn die Frauen einen Tag zuvor, am Donnerstag (5.12.) nicht eingeschritten wären. Sie wurden aufgeschreckt durch eine Meldung auf Facebook. Eine Frau hatte beobachtet, dass an der Brücke Sitzplätze für Tauben zugemacht würden. Vor Ort sehen sie Mitarbeiter einer Firma, die im Auftrag der Deutschen Bahn an einer Vergrämung arbeiten - den Tauben also die Möglichkeit nehmen, dort zu sitzen oder zu brüten.
Tina Skulima ist als erste vor Ort, später treffen auch Katharina Ciak und Luci ein. Sie alle schützen Tauben, sind in der Whatsapp-Gruppe Taubentaxi Dortmund verbunden. Die Frauen dürfen kurz in das Bauwerk, können über eine Leiter die Situation begutachten und sehen, dass dort noch Tauben sitzen. Unter anderem ein Küken mit einem Elternteil. Drei Wochen, so schätzen sie, braucht es, bis es flügge ist und das Nest verlassen kann. Insgesamt sehen sie acht Tauben.

Währenddessen werden die Gitter weiter nach und nach angebracht, so erzählen es die Frauen und zeigen Fotos. Für die Tauben dahinter gab es keinen Ausweg. Katharina Ciak ruft das Veterinäramt an. Auch die Polizei wird informiert. Beamte sind eine Dreiviertelstunde vor Ort, so bestätigt die Pressestelle der Polizei auf Anfrage. Sie habe anschließend einen Bericht an das Veterinäramt geschickt. Auch an die Deutsche Bahn haben wir eine Anfrage geschickt. Hier steht die Antwort noch aus.
Der Einsatz der Polizei half, sagt Katharina Ciak. Erst da seien die Arbeiter bereit gewesen, ein Gitter wieder abzuschrauben. „Sie haben uns erzählt, es sei nicht ihre Aufgabe, zu kontrollieren, ob noch Tiere, Eier oder Nester vorhanden seien“, sagt sie. Vor der Vergrämung gebe es immer eine Räumungsaktion, so erfährt Tina Skulima. Und Katharina Ciak betont, dass Jungtiere in Nestern bundesweit geschützt seien.

Die Tierschützerinnen haben außerdem erfahren, dass Vergrämungsmaßnahmen an einer weiteren Brücke geplant ist. „Hätte man uns doch vorher informiert“, sagt Katharina Ciak. Dann wären sie schon vorher aktiv geworden. Das erste sei es, Eier auszutauschen. Ohne Brut würden die Tauben die Nester verlassen. Sie weist auf eine Grünfläche neben der Brücke. Hier könnte auch ein Taubenschlag stehen. „Das stört keinen.“
„Es wäre schön, wenn wir kooperieren könnten“, sagt sie, während sie die Leiter an einer anderen Stelle hinstellt. Die Tür, mit der es einfach in das Bauwerk ginge, bleibt ihnen verschlossen. Später fährt sie zur anderen Seite der Brücke. Hier wurden schon vor einiger Zeit die Sitzplätze verschlossen. Von der gleichen Firma, sagt sie.
Kontrolliert hätten sie also wahrscheinlich auch nicht. „Wenn dort Tauben eingesperrt wurden, sind sie jetzt auf jeden Fall tot“, sagt sie. Die 6-Meter-Leiter reicht hier nicht. Sie will später mit einer längeren Leiter wiederkommen, berichtet sie später. Und wird deutlich: „Wenn ich dort tote Tauben sehe, dann gibt es eine Anzeige.“

Seit vielen Jahren engagiert sich die Bochumerin für Stadttauben. An der Unionstraße ist sie regelmäßig in einer Parkgarage und kümmert sich um die dort lebenden Tauben, die dort unter schlechten Bedingungen leben. Hoffnung setzt sie darauf, dass das Thema Stadttauben auch in der Politik diskutiert wird. Am Dienstag (10.12., 15 Uhr) im Ratsaal im Rathaus wird sich damit der Ausschuss für Bürgerdienste, öffentliche Ordnung, Anregungen und Beschwerden damit befassen. Katharina Ciak und ihre Mitstreiterinnen werden da sein.