Frau Reinsperger, wo erreiche ich Sie gerade?
In Berlin, wo ich lebe.
Was machen Sie am 23. April um 20.15 Uhr? Gucken Sie auch den nächsten Dortmund-Tatort „Love ist Pain“?
Nein, ich habe da in Wien Vorstellung an der Oper. Die Termine für die Theaterproduktionen werden schon lange im Voraus festgelegt. Aber ich tue mich auch schwer, mich selbst im Film anzugucken.
Was spielen Sie in Wien?
Den Frosch in der Fledermaus. (Frosch heißt der Gerichtsdiener, Anm. der Redaktion)
Gucken Sie denn überhaupt „Tatort“?
Wir können die Folgen immer vorab sehen und gucken, was drin geblieben ist und mit welcher Energie wir in die nächste Folge einsteigen.
Sehen Sie gern Krimis?
Ich gucke gern Krimis. Ich bin da ein bisschen reingekippt. Schließlich gibt es sehr viele Krimis im Fernsehen. Ich sehe auch gern, was meine Kolleginnen und Kollegen spielen. Ich mag keinen Horror, nichts Brutales oder Blutrünstiges. Mir gefallen Mind Games, Denkspiele, bei denen man gefordert ist.
Gefordert sind Sie im nächsten Dortmund-Tatort „Love is Pain“. Dort leiten Sie die Mordkommission, sind Peter Fabers Chefin. Ohne zu viel zu verraten – Faber tut so, als ob ihm das nichts ausmacht, dass man ihm die Leitung entzogen hat, aber es beschäftigt ihn die ganze Zeit - und Rosa Herzog versucht, ihm als Chefin nicht zu nahe zu treten.
Rosa hat explizit nur die kommissarische Leitung. Man darf nicht vergessen, dass dies die erste Folge ist, in der Faber wieder im Dienst ist. In „Du bleibst hier“ hat Faber ja nur nebenher ermittelt. Das Herumtapsen umeinander hat nichts mit der neuen Hierarchie zu tun. In „Love is Pain“ haben alle drei Kommissare nach dem Tod von Martina Bönisch noch immer etwas zu überwinden. Der Untertitel könnte lauten: „Jeder stirbt für sich allein“. Jetzt geht es darum, wie sie zu dritt miteinander umgehen. Die Rucksäcke der Ermittler werden weiter gefüllt. Es bleibt also spannend.
Als 2020 Ihre Rolle als Tatort-Kommissarin angekündigt wurde, hieß es, dass Sie in der Rolle Expertin für Mikroexpression sind. Sie können aus kurzen, unwillkürlichen Gesichtsausdrücken, die als Reaktion auf einen emotionalen Auslöser auftreten, herauslesen, ob ein Verdächtiger oder Zeuge die Wahrheit sagt. Wann wird Rosa diese Fähigkeit mal ausspielen dürfen?
Da warte ich auch sehnlichst drauf und freue mich darauf. Die Fähigkeit zu beobachten – davon wird man etwas in „Cash“ sehen, der Folge nach „Love ist Pain“. Schön ist, dass Rosa Herzog sich als Interimsleiterin andere Leute ins Team holen kann, die technisch versierter sind als man selbst, wie jetzt in „Love is Pain“. Da passiert ein kleiner Umbruch, der es einem erlaubt, anders und erweitert zu ermitteln.
Haben Sie sich denn schon auf Rosas Fähigkeit vorbereitet, Gesichtsmimik in Sekundenbruchteilen zu lesen?
Natürlich. Ich habe Bücher gelesen und zusammen mit der Produktionsfirma einen Experten getroffen, der das macht.
Was haben Sie mit Rosa Herzog gemeinsam oder auch nicht, und was gefällt Ihnen an der Rolle besonders gut?
Alles. Ich finde, Rosa ist mutiger als ich. Um was ich sie nicht beneide, ist die Geschichte mit ihrer Mutter (Rosas Mutter ist Ex-RAF-Terroristin, Anmerkung der Redaktion). Das ist diametral zu meiner Familie. Rosa ist viel einsamer als ich, das ist wiederum sehr schön für mich; denn glückliche Charaktere zu spielen, erfüllt mich nicht so sehr. Es macht mehr Spaß, Widerstand zu spielen, einen Konflikt, den man hat.
Was machen Sie lieber, Theater oder Film?
Beides. Wenn ich lange gedreht habe, freue ich mich auf die Bühne und umgekehrt. Es ist ein großes Glück, dass ich mich nicht entscheiden muss.
Ab 30. Juni kommt ein Film mit Ihnen ins Kino, allerdings in Österreich: Mermaids don‘t cry (Meerjungfrauen weinen nicht). Werden wir ihn auch in deutschen Kinos sehen können?
Bisher nur in Österreich. Aber es wäre ganz toll, wenn wir einen deutschen Verleih bekämen. Aber es sind schwere Zeiten fürs Kino. Immer noch.
Werden wir Sie neben dem Dortmund-Tatort noch in anderen Produktionen im Fernsehen sehen?
Ja, nächstes Jahr in einem Sechsteiler. Wir haben dafür im vergangenen Jahr in Belgien gedreht. Das war eine ganz tolle, intensive, wunderbare Zeit. Aber mehr darf ich noch nicht verraten.
Die Dreharbeiten für den ersten Dortmund-Tatort in diesem Jahr „Cash“ sind beendet. Wann sehen wir Sie für den zweiten Dreh wieder in Dortmund?
Ende August.
Sicherlich haben Sie wegen des eng getakteten Drehplans bisher nicht viel von Dortmund sehen können – aber ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?
Die Menschen und die Mentalität schätze ich total und mag sie. Ich selbst komme ja aus Österreich, und anders als Berlin ist mir Dortmund vertrauter. Es sind offene Leute, immer für einen kleinen Schnack zu haben. Wir bekommen hier sehr viel Wertschätzung und Unterstützung bei den Drehorten, uns schlägt viel Freude entgegen. Das ist ein sehr schönes Miteinander.
Ich habe auf Ihrem Instagram-Account gelesen, dass Sie ein paar nette Cafés in Dortmund entdeckt haben.
Ja, ein Café ist mir beim Spazierengehen vor die Füße gefallen. Es heißt „Oma Rosa“.
Ach, in der Chemnitzer Straße. Der Name passt natürlich gut zu Rosa Herzog.
Es ist ein sehr schönes Café, und ich werde nicht bezahlt, dass ich das sage. Mit Jörg Hartmann und Rick Okon habe ich auch schon mal eine Kuchenklappe von dort organisiert.
Was ist eine Kuchenklappe?
Normalerweise heißt das Schnapsklappe. Bei jeder Szene wird eine Filmklappe geschlagen. Auf der Klappe ist unter anderem vermerkt, um welche Einstellung es sich handelt, zu welcher Szene die Aufnahme gehört und wie oft sie wiederholt wird. Wenn alle Zahlen auf der Klappe identisch sind, zum Beispiel Szene 3 mit der dritten Einstellung und dem dritten Take spricht man von Schnapsklappe. Wir haben eine Kuchenklappe mit Kuchen von Oma Rosa daraus gemacht, weil der Kuchen von dort so lecker schmeckt.
Zum Schluss noch mal zurück zum nächsten „Tatort“. Lesen Sie die Kritiken?
Nein. Dass am Montagfrüh alle wissen, wie man es besser macht, habe ich auch gelernt. Man weiß selbst, was man für eine Erfahrung gemacht hat. Und die war für mich kostbar.
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