„Das erinnert mich total an diesen einen Laden in Malaysia“, war gerade ausgesprochen, da hört man vom Nachbartisch zu deren Gericht: „Auf den Kanaren hatten wir das auch mal so.“ Im neuen Restaurant „Tapa“ in der südlichen Innenstadt kann man sich praktisch einmal rund um die Erdkugel futtern.
„Tapas anderer Art“ soll es hier an der Kreuzung von Chemnitzer und Landgrafenstraße geben. „Klassische internationale Tapas anders kombiniert und neu interpretiert“, so die Speisekarte, „zum Teilen und zum Probieren, kreativ aber bodenständig und dabei delikat und herzlich“.
Der Begriff „delikat“ fällt nicht von ungefähr, schließlich handelt es sich bei „Tapa“ um das zweite Restaurant von Tanja und Pawel Gorodynska. Das schon länger bekannte heißt „Delikat Essen“ und befindet sich ganz in der Nähe, am Alten Mühlenweg in Sichtweite der Saarlandstraße. „Tapa“ hat vor wenigen Monaten eröffnet.
Die Auswahl:
Wer zum ersten Mal bestellt, braucht etwas Beratung bei der Frage, wie satt die verschiedenen Häppchen machen und wie viele man bestellen sollte. Allein 18 vegetarische Gerichte stehen auf der Karte, als vegan ausgezeichnet sind nur Kürbis-Hummus und Aioli.
Die Reise reicht allein für Vegetarier von Kimchi (koreanischer Kohl) über israelischen Salat und Wareniki (osteuropäische Teigtaschen) bis zu mittelamerikanischer Avocado mit Chili-Fries und Erdnuss-Dip. Fünf Fisch- und zwölf Fleischgerichte gibt es außerdem.
Das Essen im Test:
„Wie viel Hunger habt ihr denn?“, fragt Besitzerin Tanja Gorodynska, die an diesem Sonntagabend bedient. Ziemlich viel, also bestellen wir zu zweit fünf Tapas-Portionen, mit Option auf Raum für Dessert. Der Tisch wird aber nicht etwa vollgestellt - stattdessen kommen die Häppchen nach und nach wie einzelne Gänge, immer als Extrateller in die Mitte, damit beide probieren können.

Los geht‘s mit Arancini, die frittierten und gefüllten Reisbällchen kennen wir aus einem Urlaub auf Sizilien. Zwei Stück kommen mit Trüffelfüllung und Basilikum-Aioli auf einer Schieferplatte für 7,90 Euro. Den kräftigen Trüffelgeschmack muss man mögen, passt für uns aber sehr gut als Vorspeise.

Als nächstes bekommen wir leicht geräucherte Entenbrust, marinierten Daikon, Kürbis und Orangensoße (13,90 Euro). Bei den dünnen weißen Streifen müssen wir interessiert nachfragen - das ist der Daikon, ostasiatischer Winter-Rettich. Das weiche Fett an der Ente ist nicht ganz unser Flexitarier-Geschmack, das Fleisch ist aber wunderbar gegart.

Kennen Sie das, wenn man bei besonders leckerem Essen vor lauter Endorphinen lachen muss, einfach weil es so gut schmeckt? So geschehen beim gratinierten Ziegenkäse mit glasierter Birne, Walnüssen, Chili-Erdbeer-Confit und Salat (9,90 Euro). Einfach eine Geschmacks-Explosion: überragend!

Und das Niveau bleibt sehr hoch: Das Doradenfilet bietet mit karamellisierter Orange auf Spinat (12,90 Euro) genau wie der Gang zuvor richtig viel geschmacklich zu entdecken. Das ist super kombiniert und richtig lecker.

Der fünfte und letzte vorab bestellte Gang besteht dann aus vier Garnelen auf Fenchel und Grapefruit für 13,90 Euro. Die Konsistenz ist perfekt, für uns ist der Geschmack nur etwas weniger spektakulär als bei Ziegenkäse und Dorade. Doch jedes einzelne Gericht war so gut, dass wir noch einen Nachtisch probieren müssen, auch wenn wir schon satt sind.

Ein Glück, dass wir uns das noch gegönnt haben! Die Crème Brûlée mit Feige (7,90 Euro) hat den Abend wunderbar abgerundet, mit knackigem flambierten Zuckerdeckel und perfekter Vanillecreme darunter.
Die Preise:
Das „Tapa“ ist nichts für jeden Tag. Zu zweit zahlen wir am Ende mit einem Bier, einem Rotwein und einer Flasche Mineralwasser 84,70 Euro. Letztere muss für 0,75 Liter vielleicht nicht 6,50 Euro kosten, aber das Essen war wirklich so besonders, dass der Gesamtpreis für einen langen gemütlichen Verwöhn- und Entdeck-Abend völlig gerechtfertigt ist.
Die Atmosphäre:
Das neue Restaurant ist nicht besonders groß, rund um den Tresen kann man fast alle Tische von überall sehen. Am Sonntagabend waren vier von ihnen besetzt. Warme Beleuchtung und bequeme Stühle machen den Laden sehr gemütlich.
Der Service:
Die Chefin hat uns perfekt durch den Abend begleitet und alle Fragen zu den internationalen Gerichten beantwortet - lange bevor sich der Journalist am Tisch beim Bezahlen als solcher vorgestellt hat.
Barrierefreiheit:
Alles ist ebenerdig erreichbar. Von der Straße aus begegnet einem auf dem Weg in den Gastraum nur eine kleine abgeschrägte Schwelle, um in den Gastraum zu kommen.
Anfahrt:
Ein freier Parkplatz ist im Saarlandstraßenviertel etwa so selten wie Arancini auf Dortmunder Speisekarten. Zu den Bahn-Haltestellen Polizeipräsidium (U46) und Markgrafenstraße (U41, U41, U45, U49) sind es jeweils rund 500 Meter zu laufen. Nur eine Kreuzung vom „Tapa“ entfernt halten die Busse 452 und 453 an der Haltestelle Chemnitzer Straße.
Bewertungen im Netz:
Das „Tapa“ ist noch sehr neu. Bislang gibt es 13 Google-Rezensionen mit durchschnittlich 4,7 von 5 Sternen.
Adresse: Chemnitzer Straße 95
Telefon: (0231) 47 41 51 69
Internet: www.tapa-dortmund.de
Öffnungszeiten: Mo Ruhetag, Di-Fr 16-23 Uhr, Sa 12-23 Uhr, So 12-21 Uhr
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