Der „Pferdestall“ auf Zeche Zollern im Restaurant-Check Keine Experimente im Menükarussell

Restaurant-Check „Pferdestall“: Keine Experimente im Menükarussell
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Aus der Geschichte wird kein Geheimnis gemacht, Gäste des „Pferdestalls“ auf dem Zechengelände Zollern im Dortmunder Westen sollen gleich spüren, wo sie zum Essen Platz nehmen – und das nicht nur am Namen.

Seit Anfang Februar dreht es sich hier wieder – das Menükarussell mit vier Gängen in vegetarischer und fleisch- bzw. fischhaltiger Ausführung. Große Experimente werden nicht gewagt, die Küche setzt auf traditionelle, bürgerliche Gerichte und will mit kleinen Feinheiten überzeugen. Im Test nehmen wir beide Karussell-Varianten unter die Lupe, zwei Gänge sind identisch, zwei unterscheiden sich voneinander. Und das Resultat?

Die Location: Na, was wohl?

Nein, mitten auf Zeche Zollern werden keine verspielten Wagnisse begangen. Urig-rustikale Einrichtung, dunkle Holzpaneele, die an den Wänden angebracht sind, ehe ein hell-weißer Anstrich zu der hohen Decke empor führt. Der Speisesaal schreit förmlich „bürgerlich“, der Boden wechselt von rot-weißen Fliesen im Eingang zu Holzdielen im hinteren, etwas dunkleren Saal.

Alles wie zu erwarten, obwohl – mit einem Sattel schmücken wohl die wenigsten vergleichbaren Lokalitäten ihren Gästeraum. Vieles soll an die Tradition erinnern, als die Gruben- und Kutschenpferde, die „Kumpel auf vier Beinen“, hier untergebracht waren. Pferdestall, ganz Programm ist der Name dann aber doch nicht. Auf der Speisekarte fehlen Pferde – zum Glück. Doch beim Vier-Gänge-Menükarussell bleibt sich der „Stall“ dann doch treu.

Größtes Wagnis: Die Vorspeisen

Dortmunder Panhas mit Feldsalat und Rote-Bete-Dressing beim Menükarussell im Pferdestall.
Dortmunder Panhas mit Feldsalat und Rote-Bete-Dressing beim Menükarussell im Pferdestall. © Nora Varga

Die Vorspeise kommt schnell, leider aber auch noch vor dem bestellten Wasser und kurz nach dem Wein. Nach 19 Uhr am Freitagabend verirren sich keine neuen Gäste mehr in den „Stall“. Vier kleinere bis mittelgroße Gesellschaften sind bereits mittendrin in ihren Speisen, einige haben das Lokal auch schon verlassen.

Die Fleisch-Vorspeise lässt schon im Vorfeld Skepsis aufkommen: Panhas.

Gebratene Blutwurst also, eine rheinländische wie westfälische Spezialität, die bei einer kurzen Google-Recherche nur wenig Appetit auf mehr macht. Aber falsch gedacht. Denn diese „Dortmunder Panhas“ hat mit den Google-Bildern nur wenig am Hut. Es kommt in einer krossen Panade, ähnelt Fischstäbchen oder panierten Hähnchenfiletstücken. Und sie sind gepaart mit Feldsalat und einem spritzigen Rote-Beete-Dressing ein angenehmer Stimmungsmacher zum „Aufgalopp“.

Süßkartoffeln und Avocados, die vegetarische Vorspeise im Pferdestall ist definitiv keine Revolution der fleischlosen Küche.
Süßkartoffeln und Avocados, die vegetarische Vorspeise im Pferdestall, ist definitiv keine Revolution der fleischlosen Küche. © Nora Varga

Für Vegetarier startet das Menükarussell mit Carpaccio von marinierten Süßkartoffelscheiben und Avocado, Feldsalat und Rote-Bete-Dressing. Das klingt beeindruckend, sieht auf dem Teller aber eben nur aus wie Süßkartoffelscheiben und Avocadoscheiben. Alles hat etwa die gleiche Konsistenz. Die Aufmachung in Scheibenform macht das Essen eher schwierig und die Würzung ist sehr dezent.

Insgesamt sehr einfallslos, da gibt es deutlich bessere vegetarische Vorspeisen, die auch besser zum Rest gepasst hätten.

Rustikaler Zwischengang: Die Suppe

Die Suppe im Pferdestall ist bei beiden Gängen gleich: Kartoffelsuppe mit gebratenen Steinpilzen.
Die Suppe im Pferdestall ist bei beiden Gängen gleich: Kartoffelsuppe mit gebratenen Steinpilzen. © Nora Varga

Kartoffelsuppe mit Steinpilzen – ein Klassiker also, folgt kurz darauf. Leichte Kost ist definitiv etwas anderes, aber die fast schon breiartige Suppe mit Stückchen reiht sich makellos in das Fleisch-Menü ein und ist alles andere als laff. Das ist auch gut so, denn Salz und Pfeffer sucht man auf dem Tisch vergebens. Zum vegetarischen Menü passt die Suppe eher weniger.

Rustikal auch ohne Fleisch: Die Hauptspeisen

Rumpsteak vom argentinischem Roastbeef, Avocadosalsa mit Bacon-Gemüse-Bundles und knusprige Kartoffelspalten, der Hauptgang mit Fleisch beim Menükarussell im Pferdestall.
Rumpsteak vom argentinischem Roastbeef, Avocadosalsa mit Bacon-Gemüse-Bundles und knusprige Kartoffelspalten, der Hauptgang mit Fleisch beim Menükarussell im Pferdestall. © Nora Varga

Zeit für den Kern des Karussells. Und der ist bei der Fleisch-Hauptspeise – es gibt auch Saltimbocca vom Zander zur Auswahl – auch gleich das einzige „Problem“, wenn man es denn so nennen kann. Denn das südamerikanische Roastbeef ist zwar das Herz der vier Gänge, aber im Inneren blitzt nur noch eine leichte rosa Farbe auf: Medium-Well – ohne dass ein spezieller Wunsch geäußert wurde – kommt es auf dem Teller an.

Das tut dem Geschmackserlebnis keinen Abbruch – das Fleisch ist zart und saftig. Aber als Tipp gilt: Wer es lieber Medium-Rare mag oder weitere Sonderwünsche hat, sollte unbedingt vorher Bescheid geben. Die Kartoffelspalten sind kross, die „Bacon-Gemüse-Bundles“ nettes Beiwerk. Aber das Highlight ist die Avocadosalsa, die zu allen drei genannten Kreationen auf dem Teller passt und die nötige Frische in den Hauptgang bringt – die kleinen Feinheiten eben.

Unsere Testerin ist eigentlich keine Pilz-Freundin, aber der Hauptgang überzeugt mit leckeren Waldpilzen auch Skeptiker.
Unsere Testerin ist eigentlich keine Pilz-Freundin, aber der Hauptgang überzeugt mit leckeren Waldpilzen auch Skeptiker. © Nora Varga

Im vegetarischen Menü gibt es gebratene Serviettenknödel, Waldpilzragout und gehobelten Parmesan. Strenge Vegetarier sollten allerdings nachfragen, ob der Parmesan wirklich vegetarisch ist, in vielen Käsen wird tierisches Lab verwendet.

Das Gericht an sich ist stimmig. Die Serviettenknödel sind gut gewürzt, leicht kross und bieten damit einen guten Kontrast zu dem Waldpilzragout. Das Ragout selbst ist stimmig und cremig und kann ausgemachte Pilz-Skeptikerinnen überzeugen. Der gereichte Wein passt zu der vegetarischen Hauptspeise allerdings nur noch mäßig.

Auch süß geht deftig: die Nachspeise

Der Kaiserschmarrn ist lecker, aber ein sehr füllender Abschluss, das können auch die Pflaumenhälften als fruchtiges Beiwerk nicht retten.
Der Kaiserschmarrn ist lecker, aber ein sehr füllender Abschluss, das können auch die Pflaumenhälften als fruchtiges Beiwerk nicht retten. © Nora Varga

Beim Kaiserschmarrn bleibt es traditionell. So kennt man ihn – süß, mit gutem Vanilleeis und definitiv nicht zu trocken. Er passt zum restlichen Menü und schließt den Abend gut ab. Einziger Kritikpunkt: Der Nachtisch ist sehr mächtig. Er liegt zwar nicht schwer im Magen, aber macht träge. Mit einem leichteren, vielleicht sogar fruchtigeren Gericht hätte man den ohnehin gutbürgerlichen Abend etwas lockerer abschließen können.

Der Service

Der Pferdestall in Dortmund auf dem Gelände der Zeche Zollern.
Der Pferdestall in Dortmund ist ein wirklich schönes Ambiente mit ganz klassischem Ruhrgebiets-Charme. © Dieter Menne Dortmund

Nach dem Wasser-„Fauxpas“ zu Beginn – dabei war es der jungen Frau sehr wichtig, diese Frage als allererstes zu klären – liefern die Kellnerinnen einen tadellosen Job ab. Sie erkundigen sich nach und teilweise während der Gänge, schenken nach und bieten Pausen an. Aber hier gilt: Wer etwas möchte, muss seinen Mund aufmachen. Dann gibt es auch Salz und Pfeffer und bestimmt auch ein Steak nach gewünschter Garstufe.

Ist das Gebäude barrierefrei?

Die Einrichtung im Pferdestall in Dortmund.
Das Motto im Pferdestall ist ganz klar: Der Name ist Programm. © Dieter Menne Dortmund

Der Pferdestall liegt ebenerdig auf dem Zechengelände. Dies ist mit Rampen auch für Rollstuhlfahrer zugänglich und hat ausreichend ausgebaute Gehwege. Im Eingangsbereich des Restaurants steht eine etwas breitere Empfangstheke, die es zu umkurven gilt. Das könnte etwas eng werden, scheint aber machbar für Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen.

Parkplätze und Eintritt

Auf Zeche Zollern sind zahlreiche Parkplätze vorhanden, direkt vor dem Eingangsbereich. Aber Achtung: Wer vor 17.30 Uhr zum Essen kommen will, muss den Eintritt für das Museumsgelände zahlen. Wer spätestens einen Tag vorher reserviert, zahlt „nur“ einen Euro. Ansonsten fällt der „Vollpreis“ von fünf Euro für einen Erwachsenen an, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre haben kostenlosen Eintritt. Ermäßigten Eintritt von 2,50 Euro zahlen Azubis, Studenten, Arbeitslosengeld-Bezieher und Menschen mit einem Grad an Behinderung ab 50.

Bewertung im Netz

4,4 von 5 möglichen Sternen bei satten 535 Bewertungen sprechen bei Google eine deutliche Sprache: Es schmeckt den Besuchern. Bei Trip-Advisor gibt es eine glatte 4,0 (93 Bewertungen). Damit liegt der „Pferdestall“ auf Platz 48 von 512 Restaurants in Dortmund.

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