
© Robin Albers
Rechtsextremisten marschieren durch Dortmund – Verletzte bei Gegenprotest
Tag der Arbeit
Eine Neonazi-Demo zog am 1. Mai durch die Dortmunder Innenstadt. Die Anzahl der Teilnehmenden blieb hinter den Erwartungen der Behörden. Zwischen Gegenprotest und Polizei kam es zu Auseinandersetzungen.
Die Polizei Dortmund hatte sich im Vorfeld des diesjährigen 1. Mai auf einen Großeinsatz vorbereitet. Denn anders als in den zwei Jahren zuvor, sorgte die Corona-Pandemie nicht dafür, dass die Versammlungen nur eingeschränkt stattfinden konnten.
Neben einer viel besuchten Veranstaltung des DGB, mit 5.000 Teilnehmenden in der Spitze und einem anarchistischen Aufzug mit rund 1.000 Teilnehmenden gab es auch eine Demonstration von Rechtsextremisten in Dortmund. Diese bewegte sich durch weite Teile der Innenstadt. Anders als noch im Vorjahr, wo es bei einer Standkundgebung in Dorstfeld geblieben war.
220 Teilnehmende bei Neonazi-Demo
Gegen 12 Uhr versammelten sich die Neonazis an der Nordseite des Hauptbahnhofs, an der Kurfürstenstraße Ecke Paul-Winzen-Straße, vor der Zufahrt zur Post. Der Bereich wurde mit Hamburger Gittern abgesperrt, Dutzende Einsatzkräfte der Polizei waren vor Ort.
Die Versammlung der Neonazis am Maifeiertag hat den Behörden im Vorfeld Kopfzerbrechen bereitet: Der Verfassungsschutz von NRW ging von einer Teilnehmendenzahl „im mittleren dreistelligen Bereich“ aus. Grund dafür war unter anderem ein rechter Kongress – ein Treffen der europäischen Neonazi-Szene – der am Tag zuvor (30.4.) in Dortmund stattfand. Die Polizei Dortmund wollte sich zu dem Kongress nicht im Detail äußern, er sei aber ruhig gewesen.
Zur Maikundgebung der Rechtsextremisten erschienen letztlich nur 220 Teilnehmende, wie Polizeisprecher Gunnar Wortmann am Nachmittag unseren Reportern mitteilte. Unter ihnen waren unter anderem bekannte Rechtsextremisten aus Dortmund und ganz Deutschland, aber auch aus Ungarn, Bulgarien und Tschechien.
Gegenprotest am Dortmunder U
Am Hauptbahnhof sollte es nach Redebeiträgen eigentlich um 12.30 Uhr mit der Lauf-Demo losgehen, der Start verzögerte sich allerdings knapp eine Stunde.
Die Polizei hat eine „beschränkende Verfügung“ erlassen: Die Behörde schrieb den Neonazis ein „paramilitärisches Auftreten“ zu, das gegen das Versammlungsgesetz verstoße. Grund dafür waren unter anderem die viele Flaggen und schwarz-weiß-rote Reichsfahnen. Die Polizei erlaubte lediglich 20 Fahnen, alle weiteren mussten von den Rechtsextremen eingerollt werden.
Über die Grüne Straße ging es Richtung U-Turm, wo die Neonazis auf dem Platz der Partnerstädte ein lautstarker Gegenprotest erwartete. Außerdem gab es einen Blockade-Versuch von Gegendemonstranten, der aber von der Polizei umstellt wurde. Die Neonazi-Demo wurde an ihnen vorbeigeführt.
Nach einem kurzen Stück über den Wall ging es auf die Rheinische Straße zur Möllerstraße.
Haben Neonazis eine verbotene Parole gerufen?
Parallel gab es in den Querstraßen immer wieder Versuche des antifaschistischen Gegenprotests, Polizeisperren zu durchbrechen – unter anderem in der Hüttemannstraße. Dabei setzte die Polizei auch Schlagstöcke und Pfefferspray ein, laut Polizeisprecherin Nina Kupferschmidt gab es auch „Verletzte auf beiden Seiten“. Zwei Personen sollen ins Polizeigewahrsam gekommen sein.
Insgesamt habe es laut Polizei rund 350 Personen auf der Seite des Gegenprotests gegeben. Der stellte sich allerdings nicht als geschlossene Gruppe, sondern in mehreren Kleingruppen auf der ganzen Route den Neonazis entgegen.
Nach einer Zwischenkundgebung am Sonnenplatz gegen 14.30 Uhr ging es für die Neonazis durch das Unionviertel zurück auf die Rheinische Straße und nach Dorstfeld. Dort fand gegen 16 Uhr eine Abschlusskundgebung am Parkplatz der S-Bahnhaltestelle Dortmund-Dorstfeld statt.
Kurz vor der Dorstfelder Brücke skandierte die Demonstration die Parole „Hier marschiert der Nationale Widerstand“. Die Polizei will nun überprüfen, ob das Rufen dieser Parole verboten ist, da es sich bei dem „Nationalen Widerstand“ um eine verbotene Organisation handele.
1990 im Emsland geboren und dort aufgewachsen. Zum Studium nach Dortmund gezogen. Seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten. Findet gerade in Zeiten von Fake News intensiv recherchierten Journalismus wichtig. Schreibt am liebsten über Soziales, Politik, Musik, Menschen und ihre Geschichten.

Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.
