„Szenen wie im Krieg“ bei Massenschlägerei – Nordstadt-Bewohner in Angst

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„Szenen wie im Krieg“ bei Massenschlägerei – Nordstadt-Bewohner in Angst

rnSchleswiger Straße

Die Massenschlägerei an der Schleswiger Straße bewegt die Menschen, die dort wohnen. Einige von ihnen schildern dramatische Szenen. Sie fürchten, dass es im Viertel bald brutaler zugeht.

Dortmund

, 11.06.2019, 13:12 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am Pfingstmontag (10.6.) haben sich an der Schleswiger Straße 80 Personen zu einer Massenschlägerei verabredet. Es gab einen Angriff mit einem Molotow-Cocktail, die Polizei stellte mehrere Schlag- und Stichwaffen sicher. Drei Personen wurden festgenommen. Rund 150 Schaulustige behinderten den Einsatz.

„Das ging über drei Stunden“, sagt eine Anwohnerin. Ihr Nachbar erzählt: „Das war brutaler als ich bisher mitbekommen habe. Wer ein Molotow-Cocktail einsetzt, der weiß auch, wie man das herstellt und was man damit anrichten kann.“ Andere sprechen von Szenen „wie im Krieg“.

Laut Berichten von Anwohnern sei es um Streitigkeiten im Drogendealer-Millieu zwischen überwiegend arabischstämmigen und südosteuropäischen Beteiligten gegangen. Am Samstagabend (8.6.) sei bei einem Streit eine Person verletzt worden. Hinter der offensichtlich verabredeten Massenschlägerei vermuten die Bewohner der Schleswiger Straße eine Vergeltungsaktion.

Die Spuren der Massenschlägerei sind am Tag danach noch sichtbar

Die Spuren der Massenschlägerei sind am Tag danach noch sichtbar. Direkt vor einem Spielplatz laufen Kinder mit einem Lutscher in der Hand über Hunderte knirschende Glassplitter. Vor einer steinernen Bank ist noch der Löschschaum zu sehen, mit dem die Feuerwehr die mit einem benzingetränkten Tuch gefüllte Glasflasche unschädlich gemacht hat.

Hier am sogenannten Schleswiger Platz kam es zu der Massenschlägerei.

Hier am sogenannten Schleswiger Platz kam es zu der Massenschlägerei. © Felix Guth

Anwohner und Geschäftsleute berichten recht ungerührt davon, dass hier vor dem Zaun des Katholischen Kindergartens St. Josef offen mit Marihuana, Kokain, Heroin und Amphetaminen gehandelt wird. „Das ist ein Zyklus. Wenn es Kontrollen gegeben hat, kommen danach eben andere Leute. Die haben oft nichts zu verlieren“, sagt ein Mann.

Er zeigt auf das Gebäude mit der Nummer 21 und nennt es „Junkie-Haus“. Süchtige würden nach dem Kauf direkt dort konsumieren. Oder auf offener Straße – so wie das Pärchen, das am Dienstagmorgen in einem Hauseingang Drogen nimmt.

Bereits 2018 gab es in dieser Straße eine Massenschlägerei

Die Schleswiger Straße nahe des Nordmarkts ist nicht zum ersten Mal wegen offener Gewalt auf der Straße in den Schlagzeilen. Im Juni 2018 gingen 250 Menschen teilweise mit Eisenstangen und Messern aufeinander los, nachdem ein Streit zwischen zwei rumänischen Großfamilien eskaliert war.

Es gibt allerdings auch Fortschritte im Schleswiger Viertel. Die Kriminalität ging zurück - auch, weil die Polizei die Zahl der Kontrollen erhöhte. Dennoch bleiben die Probleme. „Es war zuletzt etwas ruhiger“, sagt ein Mann Mitte 30.

In der Kneipe „Knobelmaus“ an der Nordstraße sitzt am Wochentag zu früher Stunde eine Gruppe von Männern. Sie haben von der Massenschlägerei nur gelesen, kennen die Szene am Spielplatz aus der Entfernung. Einer der Männer sagt. „Manchmal bekommt man mit, dass da etwas los ist. Aber dafür ist es an der Münsterstraße besser geworden.“

Die Menschen im Schleswiger Viertel hoffen, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt

An der Schleswiger Straße läuft das Geschäftsleben am Morgen nach den Feiertagen derweil weiter. Vor einem Supermarkt schneidet ein Mitarbeiter duftende Melonen. Es gibt eine Handvoll Cafés, vor denen Menschen stehen oder sitzen. Es ist schulfrei, viele Eltern mit Kindern sind unterwegs.

Die Dealer sind noch nicht wach, vielleicht trauen sie sich auch noch nicht wieder hierher. Im „Junkie-Haus“ gehen mehrere Personen in kurzer Zeit ein und aus. Einige Anwohner fragen sich, wie es jetzt weitergeht. „Ich glaube, dass jetzt erstmal für ein paar Monate wieder Ruhe ist“, sagt der Mitdreißiger. Aber von einer dauerhaften Lösung sieht er das Viertel noch weit entfernt.

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