Ali Alibrahim (27) hat jetzt einen deutschen Pass „Ich werde anders behandelt“

Ali Alibrahim (27) ist jetzt Deutscher: „Ich werde anders behandelt“
Lesezeit

Zweieinhalb Jahre dauerte der Weg von Ali Alibrahim zu einem deutschen Pass. Diese Redaktion berichtete im Sommer 2022 über die Behörden-Odyssee des Syrers.

2015 war er vor dem Krieg aus seine Heimatstadt Aleppo geflohen. Er fasste in Deutschland schnell Fuß, macht eine Ausbildung, fand eine Arbeitsstelle, lernte Deutsch.

Viel Unterstützung

Seit dem 13. Januar 2023 ist der 27-Jährige offiziell deutscher Staatsbürger. „Ich bin dieselbe Person wie vorher, aber ich werde anders behandelt“, sagt er nach den ersten Wochen mit dem neuen Dokument.

Gerade in den ersten Jahren nach der Flucht habe er auch negative Erfahrungen machen müssen. „Ich habe mich teilweise nicht als Mensch gefühlt“, sagt er.

Umso dankbarer ist er dafür, dass er in Dortmund viel Unterstützung für den mühsamen Weg durch den Einbürgerungsprozess erhalten habe.

Dieser erwies sich als kompliziert. Bis zum Schluss habe er sich hingehalten gefühlt. Mit dem positiven Bescheid sind die Sorgen Vergangenheit. „Langsam wird alles gut“, sagt er.

Mit dem Flüchtlingsstatus waren das Reisen, ein Umzug oder berufliche Veränderung und Weiterbildung für Alli Alibrahim nicht möglich. Jetzt bewegt er sich mit den Rechten eines EU-Bürgers.

Wiedersehen mit Eltern

Das ermöglicht es ihm, nach mehreren Jahren erstmals seine Eltern zu besuchen, die in der Türkei leben. „Vorher hätte ich zum Konsulat gemusst und hätte Probleme gehabt, einzureisen. Jetzt kann ich einfach Urlaub einreichen, ein Ticket buchen und sofort fliegen“, sagt er.

Ali Alibrahim kann sich nach Jahren des Wartens wieder trauen, persönliche Ziele zu haben. Er möchte neben dem Beruf studieren. Er überlege sogar, mit Jura zu beginnen, sei aber gerade noch dabei, die Bedingungen auszuloten.

Schon jetzt merkt er: Der neue Pass erleichtert Zugänge, etwa bei der Anerkennung von Abschlüssen.

Plötzlich mitreden

Ali Alibrahim stellt außerdem fest, dass er selbst jetzt manche Situationen anders betrachte.

Er nennt ein Beispiel: „Wenn Arbeitskollegen über Politik oder Deutschland geredet haben, habe ich mich immer rausgehalten, weil ich dachte, ich gehöre nicht ganz dazu. Jetzt fühle mich als Teil der Gesellschaft, zu einer Gruppe von Menschen und kann mitreden.“

Rund 1400 Personen werden in Dortmund pro Jahr eingebürgert (aktuelleste Zahlen von 2021). Rund ein Fünftel davon stammt aus Syrien, gefolgt von der Türkei, Marokko, Iran und Irak.

Die Dortmunder Neubürger werden jährlich von Oberbürgermeister Thomas Westphal in einem offiziellen Empfang begrüßt.

Ali (27) möchte Deutscher werden – Einbürgerung in Dortmund wird zum Frust-Erlebnis

Brite mit deutschem Pass: Der Brexit hat Folgen für Aaron Horstmann-Craig in Cappenberg

Mahnwache nach Abschiebung : Ehefrau reist über 1000 Kilometer für ihren verzweifelten Wunsch

„Sie wussten, was ihn erwartet“: Angehörige demonstrieren gegen die Abschiebung von Abdullohi S.

Umstrittene Abschiebung: Dortmunder (32) in Tadschikistan verschwunden - Familie hat Angst