Rundgang

Hilferuf aus Syburg: „Es ist eine Schande, was mit diesem Ortsteil passiert“

Kinderfreundlichkeit, Sauberkeit, Gastronomie, Infrastruktur – all das vermissen die Bewohner in Syburg. Der Stadtteil „vegetiere vor sich hin“. Die Politik soll nun helfen.

Syburg

, 25.08.2022 / Lesedauer: 4 min

Katharina und Fabian Ziebarth sind erst vor gut zwei Jahren nach Dortmund-Syburg an der Stadtgrenze zu Schwerte gezogen. Als Eltern eines Kleinkindes haben sie sich bewusst für den beschaulichen und – wie sie dachten – besonders lebenswerten Dortmunder Ortsteil entschieden.

Inzwischen ist das junge Paar ernüchtert: „Was uns schockiert ist, wie dieser einst so prächtige Ortsteil, dieses Naherholungsgebiet und kulturelle Aushängeschild vor sich hinvegetiert. Als wir vor zweieinhalb Jahren Eigentum hier gekauft haben, hätten wir uns dies vielleicht einmal genauer ansehen sollen.“

Sie sind nicht die ersten, die den Verfall Syburgs beklagen. Die Ziebarths wollen aber nicht einfach aufgeben und wegziehen. Gemeinsam mit anderen Syburgern versuchen sie, in ihrem Stadtteil etwas zum Besseren zu bewegen. Potenzial sei vorhanden, ist der IT-Fachmann sicher: „An schönen Tagen tobt hier der Bär, dann sind hier ohne Ende Wanderer, Spaziergänger und Biker.“ Der Standort müsste aus ihrer Sicht auch für Investoren attraktiv sein.

Doch es müsste einiges passieren. Um Veränderungen anzustoßen, trafen sich Fabian Ziebarth und andere Betroffene jetzt nach Vermittlung dieser Redaktion mit Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock (CDU).

Syburger Bürger diskutieren mit Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock. © Susanne Riese

Beim Ortstermin schwärmt Fabian Ziebarth vom Allgäu-Charakter des südlichsten Dortmunder Stadtteils: „Das ist so ein schönes Fleckchen Erde, mit besonderen, alten Häusern aus Sandstein. Aber man lässt alles einfach verkommen.“ Es fehle die Infrastruktur, die Gastronomie sei geschlossen, Gebäude verfallen und vieles wirke ungepflegt. „Es ist eine Schande, was mit diesem Schmuckstück geschieht.“

Syburger Bürger fühlen sich vernachlässigt

Fehlende Anbindung an den ÖPNV sei ein Problem, sagen Ernst-Alfred und Marie-Luise Danz, die seit 42 Jahren in Syburg leben. „Der Casinobus fährt schon lange nicht mehr. Jetzt ist es sehr umständlich, mit dem Bus hierher zu kommen.“ Dieses Problem müsste mit DSW21 besprochen werden, so Michael Depenbrock – möglicherweise bei in einer Bürgerversammlung.

Für die jüngere Generation sind andere Themen wichtiger. Ganz oben auf die Prioritätenliste stehen für Fabian Ziebarth als Vater eines Eineinhalbjährigen die fehlenden Spielplätze: „Zunehmend ziehen junge Familien hier hin. Doch für die Kinder gibt es hier gar nichts.“

Jeder kleinste Ortsteil habe einen Spielplatz, Syburg nicht. „Die Wiesen rund um das Denkmal wären hierfür ideal geeignet. Stattdessen verrottet alles vor sich hin. Unkraut wuchert aus allen Ritzen, Bänke sind nicht mehr nutzbar und überhaupt wirkt alles sehr ungepflegt.“

Geeignete Fläche für einen Spielplatz gesucht

Meist scheitere die Einrichtung von Spielmöglichkeiten am Fehlen verfügbarer Flächen, erklärt dazu Michael Depenbrock. Das Gelände am Denkmal gehöre dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) – vielleicht ließe sich da etwas arrangieren. Zumindest will er beim LWL anregen, dass der Bereich besser gepflegt wird. Gleichzeitig soll geprüft werden, ob eventuell auch andere Flächen für einen Spielplatz infrage kommen.

Das Landhaus Syburg wird für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. © Susanne Riese

Was den Verfall der einst blühenden Gastronomie angeht, kann der Hörder Bezirksbürgermeister allerdings nicht viel versprechen: „Die Häuser sind in Privatbesitz, da kann die Politik nichts machen.“

Der Rundgang durch den Ort zeigt ein trauriges Bild: Das prominent am Fuße des Casinobergs gelegene Landhotel Syburg ist schon lange kein Hotel und Gasthaus mehr und in schlechtem Zustand. Gegenüber wird das ungenutzte Bürgerhaus von Brombeeren und Disteln überwuchert. „Das kann man eigentlich nur noch abreißen“, meint Fabian Ziebarth.

Das Bürgerhaus Syburg ist schon lange ungenutzt, die Wege wuchern mehr und mehr zu. © Susanne Riese

Die Gaststätte Alt Syburg an der Hohensyburgstraße steht ebenfalls leer, genauso wie das ehemalige Rilasso. Der Kunst-Pavillon: zugenagelt, die beiden in den 80er-Jahren belagerten Kioskbuden ebenfalls. Der Minigolfplatz zwischen Road Stop und dem Eventhaus sei schon lange nur noch ein Trümmerfeld aus alten Plastikresten, berichten die Anwohner.

Und auch das Alavya im ehemaligen Sunshine ist schon wieder Geschichte. Dort etabliert sich jedoch aktuell das neue „Biedermeier“ als zentrale Anlaufstelle im Ort. Und oben im Casino gibt es noch das Restaurant Syght mit einer tollen Terrasse und guter Küche.

Kioske und Imbisswagen gibt es nicht mehr an der Hohensyburgstraße. © Susanne Riese

Abgesehen von Locations zum Ausgehen vermissen die Syburger auch Einkaufsmöglichkeiten. „Ein kleiner Hofladen, in dem man Eier und Milch kaufen könnte, würde ja schon ausreichen“, sagt Fabian Ziebarth. Doch auch dafür ist Michael Depenbrock der falsche Ansprechpartner.

Anfang für einen Umschwung ist gemacht

Trotzdem ist ein Anfang gemacht für einen kleinen Aufschwung in Syburg: Die Vertreter des Stadtbezirks suchen eine Fläche für einen Kinderspielplatz und sorgen dafür, dass die öffentlichen Bereiche und die des LWL am Denkmal mehr gepflegt werden. Mit DSW21 soll über eine bessere Anbindung des Ortsteils geredet werden.

Dann will Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock ein erneutes Treffen mit den Syburgerinnen und Syburgern arrangieren und diskutieren, was weiter geschehen müsste, um den Stadtteil aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken.

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