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Streit um „Saufbrüderschaft“ - Henter: „Werde meine Freunde nicht fallen lassen“
Rostow am Don
Es waren harsche Worte, die Dortmunds Ex-Bürgermeister Manfred Sauer in Richtung Klaus Henter und Dortmunds russischer Partnerstadt abgefeuert hat. Henter hat jetzt darauf geantwortet.
Wenn Klaus Henter mit seinen Freunden in Dortmunds russischer Partnerstadt Rostow am Don telefoniert, hört er immer wieder den Seufzer: „Ach Klaus . . .“. Es geht dabei um den russischen Angriff auf die Ukraine, der auch die Beziehungen zu Dortmunds südrussischer Partnerstadt Rostow am Don belastet.
Die Stadt liegt nur 50 Kilometer vom Donbass und damit zur Kontaktlinie, wie die Front heute heißt, entfernt. Klaus Henter hatte öffentlich seine Sorge um seine Freunde in Rostow geäußert, denen er sich – früher als Vorsitzender, jetzt als Ehrenvorsitzender des Schwimmvereins SV Derne – auf Basis der fast 45 Jahre bestehenden Städtepartnerschaft mit Dortmund, verbunden fühlt.
Das wiederum hat Manfred Sauer, Ex-Bürgermeister aus Dortmund, auf die Palme gebracht. Er schäme sich, „in einer Stadt zu leben, in der es Menschen gibt, die sich mit ,Freunden‘ in der Partnerstadt Rostow solidarisieren, welche die politischen Überzeugungen des Kriegsverbrechers Putin unterstützen und gutheißen“, erklärte Sauer.
„Nicht alle Russen sind schlecht“
Inzwischen sei die Städtepartnerschaft zu einer Fress- und Saufbrüderschaft verkommen, so der Ex-Bürgermeister. Wenn Klaus Henter sich Sorgen um das Wohlergehen seiner Rostower Freunde mache, sei das vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine „eine Verhöhnung der vielen Menschen, die auf der Flucht vor der russischen Armee sind und ihre Heimat verlieren“.
Dazu sagt Klaus Henter mit Bezug auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Ich kann nicht von einem Einzelnen auf alle meine Freunde schließen, die ich im Laufe der Jahrzehnte gefunden habe. Nicht alle Russen sind schlecht.“
„Die Freundschaft war echt“
Es sei falsch, die Städtepartnerschaft wegen eines einzelnen Despoten aus dem von Rostow mehr als 1000 Kilometer entfernten Moskau zu kündigen. „Viele Freunde, die das nicht mittragen, tun mir leid. Die sind genauso traurig wie wir. Die sind nicht in den Krieg gezogen. Ich werde meine Kontakte nicht fallen lassen.“
Das, was jetzt in der Ukraine geschehe, „haben auch Frauen und Männer in Rostow am Don nicht für möglich gehalten“, berichtet Henter aus seinen Telefongesprächen.
Zum Vorwurf der Fress- und Saufbrüderschaften sagt Henter: „Wer schon mal in Rostow gewesen ist, hat dort getrunken und gegessen und die Freundschaft hochleben lassen. Und das war nicht gelogen, das war echt.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
