
© Oliver Volmerich
Straße im Union-Viertel bekommt neuen, ungewöhnlichen Namen
Straßenumbenennung
Die Beuthstraße im Unionviertel ist Geschichte. Sie wird umbenannt, weil der bisherige Namensgeber bekennender Antisemit war. Der neue, ungewöhnliche Straßenname würdigt etwas ganz Anderes.
Das „Haus der Vielfalt“ ist die wohl bekannteste Adresse an der Beuthstraße im Unionviertel. Ab 11. Januar hat der Treffpunkt vieler Migranten-Vereine und Initiativen eine neue, passende Adresse: „Zur Vielfalt“.
Grund für die Adressänderung ist die Umbenennung der bisherigen Beuthstraße. Denn Recherchen des Dortmunder Stadtarchivs, das nach Bürgeranregungen eine ganze Reihe von Straßennamen in Dortmund unter die Lupe genommen hat, ergaben, dass Christian Peter Beuth nicht gerade ein vorbildlicher Namensgeber ist.
Der preußische Ministerialbeamte und Politiker, der von 1781 bis 1853 lebte, und das Berliner Gewerbeinstitut gründete, gilt zwar als „Vater der Ingenieurwissenschaften“. Er war aber auch ein Antisemit, der einen aggressiven Kampf gegen die „Judenemanzipation“ führte und in diesem Sinne die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen beeinflusste. Ihm wird ein „christlich motivierter Judenhass und ein biologistisch argumentierender Antisemitismus“ vorgeworfen.
Hochschule benannte sich um
Angesichts der historischen Erkenntnisse benannte sich im vergangenen Jahr bereits die bisherige Berliner Beuth-Hochschule für Technik in Berliner Hochschule für Technik um. Und auch die Bezirksvertretung Innenstadt-West zog die Konsequenzen und benannte Anfang September 2021 die Beuthstraße um.

Das Straßenschild Beuthstraße - hier vor dem "Haus der Vielfalt" - wird bald verschwinden. © Oliver Volmerich
Einen neuen Namenspatron wählte man bewusst nicht aus. Der neue Straßenname „Zur Vielfalt“ nimmt stattdessen Bezug darauf, dass sich an der Straße das „Haus der Vielfalt“ als Hauptsitz des Vereins „Verbund der sozial-kulturellen Migrationsvereine in Dortmund“ (VMDO) befindet.
Würdigung für „Haus der Vielfalt“
„Das ‚Haus der Vielfalt‘ versteht sich als Ort aller Generationen und Kulturen, die dort zusammentreffen und ihre Kompetenzen und Potenziale bündeln, um das Vorhaben ‚Gemeinsames Gestalten‘ zu vernetzen“, heißt es zur Begründung. Es werde dort das Verständnis „Wir sind Dortmunder“ entwickelt und gemeinsam daran gearbeitet.
Offiziell vollzogen wird der Namenswechsel am 11. Januar (Dienstag). Dann wird vor dem Haus der Vielfalt das neue Straßenschild von der Bezirksvertretung enthüllt. Neue Adresse des VMDO ist dann „Zur Vielfalt 21“.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
