Dreimal pro Woche fährt Andreas Nolte mit der Regionalbahn von Dortmund-Kirchlinde in die Innenstadt. Ziel ist jedes Mal sein Physiotherapeut. Denn vor einem Jahr hat der 46-Jährige im Urlaub einen schweren Schlaganfall erlitten.
Seitdem konnte der Kirchlinder zwar schon große Fortschritte machen, doch er ist weiterhin stark bewegungseingeschränkt und auf eine Gehhilfe, mittlerweile in Form eines Gehstocks, angewiesen. Autofahren kann er noch nicht wieder, deshalb nutzt er den öffentlichen Personennahverkehr.

Seit Wochen stelle aber genau das eine große Herausforderung für ihn dar, erzählt der 46-Jährige. Denn: Der Bahnhof in Dortmund-Marten, wo er regelmäßig in die RB43 einsteigt, ist noch immer eine große Baustelle. Anfang April haben wir uns mit ihm vor Ort getroffen.
Um den Bahnsteig überhaupt erreichen zu können, muss Andreas Nolte einen großen Umweg über einen Schotterweg machen. „Ich habe immer Angst, dass ich hier stürze“, sagt er. Denselben unbefestigten Pfad muss er auch nehmen, wenn er mit der Bahn aus der Innenstadt kommt und nach Hause möchte.
Wurde Baustelle vergessen?

Andreas Nolte hat kein Verständnis dafür, dass sich der Bahnhof noch immer als riesige Baustelle präsentiert. Eigentlich sollte die im August 2022 begonnene Modernisierungsmaßnahme samt barrierefreiem Umbau schon Ende 2022 abgeschlossen sein. Danach korrigierte die Deutsche Bahn den Fertigstellungstermin und verwies auf den Februar 2023.
Doch auch das hat nicht geklappt, vielmehr ruhen seit Wochen die Bauarbeiten an der Hangeneystraße. „Hat die Deutsche Bahn diese Baustelle etwa vergessen?“, fragt Andreas Nolte und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: „Zuzutrauen wäre es ihr.“
Rampe und Treppe ohne Geländer

Der Dortmunder findet es schade, dass er die neu gebaute Rampe zum Bahnsteig noch nicht nutzen kann, weil das Geländer fehlt. Auch für Mütter mit Kinderwagen oder Menschen im Rollstuhl sei das ein großer Nachteil.
Die Rampe ist seit Wochen abgesperrt, genauso wie die neue Treppe, die ebenfalls noch kein Geländer hat. Sie ist der direkte und kürzeste Weg von der Straße zum Bahnsteig. „Und ein Wartehäuschen zum Unterstellen und Sitzbänke auf dem Bahnsteig gibt es auch noch nicht“, kritisiert Nolte den schleppenden Fortschritt.
Was ihm zusätzlichen Sorgen bereitet: Die Baustelle sei nur nachlässig gesichert, jeder könne sich ganz leicht und überall Zutritt verschaffen und möglicherweise in Gefahr bringen. Andreas Nolte zeigt zum Beispiel auf Gasflaschen, die hier offen lagern, und auf eine ungesicherte „Abbruchkante“ neben der Treppe, wo man bei einem unbedachten Schritt tief stürzen kann.

„Das ist hier ein einziger Schrotthaufen“, sagt Andreas Nolte und zeigt auf das trostlose Areal mit umgekippten Bauzäunen, alten Schienen, Schwellen, Holzpaletten und Bauschutt. Kurios: Auch das große Bauschild, das gut sichtbar auf den 1,3 Millionen Euro teuren Umbau hingewiesen hatte, wurde schon abmontiert und scheint auf seine Abholung zu warten. „Da sah ja der alte Bahnhof noch schöner aus“, meint der Kirchlinder.
Was den 46-Jährigen hingegen bereits gefällt: „Der Bahnsteig wurde erhöht, so dass man problemlos in die Bahn ein- und auch wieder aussteigen kann.“
Eine Anfrage unserer Redaktion an die Pressestelle der Deutsche Bahn vom 30. März 2023 blieb bislang unbeantwortet. Wir wollten wissen, warum die Arbeiten schon so lange ruhen und wann die Deutsche Bahn mit der Fertigstellung des Martener Bahnhofs-Umbaus rechnet.

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