Die Bilder des Jahrhundertgenies Pablo Picasso haben seinen Landsmann Justo Moret, der das JugendTanzTheater des Ballett Dortmund seit vielen Jahren leitet, zur Choreografie „Picasso“ inspiriert. Die Uraufführung begeisterte das Publikum am Mittwochabend im Opernhaus, es spendete dem Laien-Ensemble minutenlang Ovationen im Stehen.
Erstmals arbeitete das JugendTanzTheater für diese 70-minütige Produktion mit Komponist Tommy Finke zusammen. Zuschauer des Schauspielhauses werden den Musiker noch aus der Ära Kay Voges kennen. Mit seinem Elektrosound sorgt er gewohnt gekonnt für die wechselhaften Stimmungen der unterschiedlichen Perioden in Picassos Werk.

Zunächst scheint die große Opernbühne viel zu klein für das 28-köpfige Ensemble - darunter ein Mann-, das in weißen, weiten Schlabberhosen und T-Shirts, die mit blauen Ornamenten bemalt sind, steckt. Es ist ein wildes Durcheinander, das von einer über der Bühne pendelnden Kamera auf die Rückwand projiziert wird.
Anschließend geht es ruhiger zu. EineTänzerin bekommt ein Solo, spielt Maler und Model. Ihre Posen - mal kokett liegend und geziert stehend - werden anschließend per Video auf die Bühnenrückwand „gezeichnet“.
Abstrakte Videos
Denn auch die Akademie für Theater und Digitalität ist an dieser Choreografie beteiligt, steuert für die Perioden in Picassos Oeuvre abstrakte Videos bei und auch zwei Werke - ein kubistisches und „Guernica“ - werden im Laufe der Vorstellung riesengroß projiziert.
Der Malerkittel wird weitergegeben an eine Tänzerin, die eine kleine Leinwand und allerlei Malutensilien auf die Bühne bringt. Während sie die weiße Fläche mit blauer und roter Farbe füllt, gesellen sich weitere Tänzerinnen, ebenfalls mit Pinsel ausgerüstet, zu ihr.
Purzelbäume schlagen
Melancholisch werden die Blaue und Rosa Periode in unterschiedlichen Formationen vertanzt. An Roboter erinnern die Bewegungen, die für die kubistische Phase stehen.
Heiter geht es zu bei der Stilrichtung Klassizismus, dann toben die Tänzer in zweier Gruppen Hand in Hand über den „Strand“ und schlagen Purzelbäume.
Düsteres Ende
Mit der Leichtigkeit ist es allerdings vorbei, wenn es um das Meisterwerk „Guernica“ am Ende der Aufführung geht. Im blitzartig eingesetzten Spotlicht hetzen sie mit ängstlichen Blicken nach oben über die Bühne - erinnern an das Schicksal der Menschen in den derzeitigen kriegerischen Auseinandersetzungen auf der Welt.
Und so endet der Abend düster, die Tänzer liegen auf dem Boden, Picassos Werk erlischt auf der Rückwand. Dunkelheit.
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