Erste Hochrechnungen, die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) könnten durch Verkauf des Essener Stromprozenten Steag möglicherweise auf eine Milliarden-Einnahme kommen, werden sich aller Voraussicht nach nicht erfüllen. Seit wenigen Tagen ist Steag nun an den spanischen Investementfonds Asterion verkauft. Mit einer Beteiligung von 36 Prozent stellt DSW21 den größten der insgesamt sechs kommunalen Steag-Eigentümer.
Am Dienstag (29.8.) präsentierten DSW21-Chefin Heike Heim und Finanzvorstand Jörg Jacoby eine erste, überschlägige Rechnung, wie viel Geld vom gesamten, 2,6 Milliarden schweren Verkaufspreis für DSW21 abfällt: Nach Abzug aller Verbindlichkeiten, Steuern und Pensionslasten, die Steag zu tragen hat, könnten „600 bis 700 Millionen Euro nach Dortmund fließen“, wie Jacoby angab.
Dennoch warnte OB Thomas Westphal vor allzu eiligen Forderungen aus der Politik. „Die Bäume wachsen auch hier nicht in den Himmel“, sagte der OB. Der Grund: Von der erwarteten Summe müssen gut 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten wie Kredite abgezogen werden, die DSW21 im Zusammenhang mit dem 2011 und 2014 gekauften Energieversorger noch in den Büchern stehen hat.
„Von den Erlösen wird ungefähr die Hälfte übrig bleiben, die tatsächlich für Investitionen in Dortmund verwendet werden kann“, sagte Heike Heim. Ihrer Schätzung nach sollen das „rund 350 Millionen Euro“ sein. Einen Spielraum für „Wünsch dir was“ werde es nicht geben, so die Ansage der DSW21-Vorstandsvorsitzenden.
„Das ist gerade mal das Jahresbudget des Dortmunder Sozialamtes“, assistierte Westphal als DSW21-Aufsichtsratsvorsitzender – und lenkte den Blick auf die großen anstehenden Themen wie die Mobilitäts- und die Wärmewende. Tenor: Die Erneuerung der Stadtbahnflotte koste ebenso Geld wie der Weiterbau bestehender Strecken. Hinzu komme der Ausbau der Strom- und Wärmenetze. „Wer glaubt, die Steag-Erlöse reichen dafür aus, der irrt gewaltig“, machte Westphal die Dimensionen klar.
„Die bestmögliche Lösung“
„Das ist allein für Dortmund ein Milliardenbetrag“, so der OB. DSW21-Chefin Heike Heim griff das Stichwort dankbar auf – und forderte Bund und Länder erneut auf, die Kommunen zu unterstützen. „Wir müssen das ja machen“, fügte der OB mit Blick auf die angestrebte Klimaneutralität Dortmunds 2035 hinzu.
Wie bereits bei einem Pressegespräch am Montag (28.8.) betonte Heike Heim, der Verkauf an den spanischen Investor Asterion sei „die bestmögliche Lösung“. Nicht nur, weil der Investmentfonds hohe Summen vor allem für den Ausbau der Energieproduktion aus grünen Energien (Wasserstoff, Solar, Windkraft, Fernwärme) in das Essener Unternehmen stecken will.
Das Aufatmen bei den kommunalen Eigentümern wie DSW21 dürfte vor allem deshalb groß sein, weil sie selber diese Investitionen nicht stemmen können. Zudem sind sie ein Unternehmen los geworden, das im Zuge der Energiewende zwischenzeitlich beinahe vor der Insolvenz gestanden hätte und zu einem steten Zankapfel für die klammen Eigentümer aus dem Ruhrgebiet geworden war.
„Der Aufsichtsrat entscheidet“
Nun ist der Kaufvertrag unterzeichnet, 2024 soll Steag dann endgültig den Eigentümer wechseln. Im selben Jahr erwartet DSW21 auch den Eingang der Erlöse. Mögliche Zurufe vonseiten der Politik, für welche Projekte das Geld ausgegeben werden solle, dürften wenig Erfolg haben, wie Westphal mehrfach klarstellte: Über die Investitionen werde der „DSW21-Aufsichtsrat entscheiden“, sagte der OB.
Kauf und Verkauf von Steag seien „zunächst eine unternehmerische Aufgabe“. Schließlich habe DSW21 ja auch die Lasten getragen. „Natürlich werden wir uns in dieser Frage mit dem Rat der Stadt absprechen“, fügte der OB hinzu.
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