„Diebstähle sind in sämtlichen Bereichen der Stadtverwaltung präsent“ – diesen Satz stellen die städtischen Rechnungsprüfer an den Anfang ihres achtseitigen Berichts für den zuständigen Ratsausschuss. Dabei wird nicht den Beschäftigten unterstellt, etwas zu entwenden, sondern häufig handelt es sich um Einbrüche, bei denen unterschiedliche Dinge aus Büroräumen, Schulgebäuden und sonstigen Einrichtungen wegkommen.
Das begehrteste Diebesgut sind elektronische Endgeräte wie Notebooks, iPads und Mobiltelefone. Im Zeitraum von September 2019 bis November 2022 wurden fast 600 IT-Gegenstände in einem Gesamtwert von mehr als 150.000 Euro (netto) gestohlen.
Mit 411 gestohlenen Geräten entfällt die Mehrzahl der Verluste auf die Schulen und ihr Umfeld. Eigentlich kein Wunder, denn dort ist am meisten zu holen. Schließlich wurden die Schulen in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von digitalen Medien wie Tablets und Streaming-Geräten ausgestattet.
Schulen im Fokus
Es folgen die Kitas mit mehr als 40 entwendeten Geräten, das Personal- und Organisationsamt mit mehr als 30 und das Amt für Angelegenheiten des Oberbürgermeisters und des Rates mit 20 gestohlenen Geräten. Beim Dortmunder Systemhaus als städtischer IT-Dienstleister, beim Sozial- sowie beim Jugendamt kamen IT-Gegenstände im jeweils geringen zweistelligen Bereich abhanden. Beim Theater waren es drei iPhones und zwei Notebooks mit Zubehör.
Weil Schulgebäude häufig unübersichtlich sind und ein Betreten von Unbefugten schon wegen des Schulbetriebs nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden kann, ist hier das Diebstahl-Risiko besonders hoch – auch wenn die meisten Dortmunder Schulen eine Alarmsicherung haben.
So waren 30 unterschiedliche Schulen von 43 Diebstählen betroffen. Gestohlen wurden im Detail 176 iPads, 163 Apple Pencils, 56 Apple TVs, 6 Notebooks sowie einzelne Monitore, PCs, Handys und Zubehör mit einem Gesamtwert von etwa 95.000 Euro (netto).
Keine Einbruchsspuren
Einbruchsopfer im großen Stil wurden die Gesamtschule Scharnhorst, das Stadtgymnasium und die Geschwister-Scholl-Gesamtschule. Letztere wurde mit einem Originalschlüssel aufgeschlossen. Unklar ist dabei, ob es sich um einen Generalschlüssel handelte. Es gab jedenfalls keine Einbruchsspuren. Als die Geräte dort entwendet wurden, war laut Rechnungsprüfer ein Sicherheitsdienst mit der Bewachung des Gebäudes beauftragt.
In der Gilden-Europa-Grundschule wurden im November 2022 30 iPads und 162 Apple-Pencils unmittelbar nach der Auslieferung gestohlen. Zuvor waren Schlüssel verschwunden.
Es gab auch keine Einbruchsspuren, als im vergangenen Jahr 10 iPads aus einem Aufbewahrungsschrank der Max-Wittmann-Schule entwendet wurden. Die Rechnungsprüfer vermuten, dass der Schrank nicht verschlossen war oder die Sicherung nicht ausreichte.
Diebstahlzahl „sehr gering“
Die Zahl der Diebstähle an den Schulen sei bei seinerzeit fast 50.000 dortigen IT-Arbeitsplätzen „sehr gering“, stellt die Schulverwaltung gegenüber den Rechnungsprüfern fest und beruft sich dabei auf das Dortmunder Systemhaus. Die „sehr geringe“ Zahl führt die Verwaltung auf bereits getroffene Sicherheitsmaßnahmen zurück.
So seien alle Apple-Endgeräte nach einem gemeldeten Diebstahl nicht mehr nutzbar. „Sobald uns dieser angezeigt wird, können wir die Geräte so sperren, dass
eine weitere Nutzung ausgeschlossen ist“, so die Schulverwaltung. Diese Sperre könne nur von einem der sechs zertifizierten Apple-Bildungspartner oder dem Dortmunder Systemhaus aufgehoben werden.
Damit seien diese Geräte für Dritte wertlos und könnten nicht verkauft werden. „Dies hat sich nach Rücksprache mit der Polizei in den entsprechenden Kreisen rumgesprochen, und dazu geführt, dass nur noch einzelne Geräte gestohlen werden“, erklärt die Schulverwaltung in einer Stellungnahme. Diese abschreckende Wirkung wird von den Rechnungsprüfern allerdings bezweifelt.
Fast ein Jahr bis zur Anzeige
Nicht immer wurden die Diebstähle direkt bei der Polizei angezeigt, monieren die Revisoren. In sechs Fällen lagen zwischen Diebstahl und Polizeianzeige mehr als 30 Tage, in einem Einzelfall waren es sogar 362 Tage.
Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung erwarten die Rechnungsprüfer in den nächsten Jahren sogar noch eine Zunahme des Diebstahl-Risikos von mobiler Ausstattung. So gibt es inzwischen 120.000 IT-Komponenten in den Schulen. Umso wichtiger sei es, auf diese Veränderungen einzugehen, zielgerichtete vorbeugende Maßnahmen zu treffen und Regelungen für die jeweiligen Bereiche zu entwickeln, mahnen die Revisoren.
Hinweis auf Diebstahl-Gefahr
Was laut Schulverwaltung bereits geschehen ist. So wurden unter anderem verschließbare Schränke zur Lagerung der Hardware angeschafft.
Weitere bauliche Sicherungsmaßnahmen beziehungsweise der Abschluss entsprechender Versicherungen stehen nach Auffassung der Schulverwaltung in einem groben Missverhältnis zum entstandenen Schaden. Schulleitungen würden künftig sensibilisiert, rechtzeitig Anzeige zu erstatten, und auf die Diebstahl-Gefahr bei Auslieferung der Geräte hingewiesen.
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