Die City: Unerwarteter Traum-Wohnort mit Nachteilen für Radfahrer

© Oliver Schaper

Die City: Unerwarteter Traum-Wohnort mit Nachteilen für Radfahrer

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Damit rechnen vermutlich nicht viele: Die volle, stressige, enge City ist für manche Bewohner der perfekte Lebensraum. Wir haben eine Familie besucht, die neben der großen Tanne wohnt.

Dortmund

, 19.12.2018, 04:05 Uhr / Lesedauer: 9 min

Sie ist ein Trubel-Knotenpunkt, samstags, zur Feierabendzeit und vor allem jetzt im Moment, beim Weihnachtsmarkt: Dortmunds City. Gemeint ist der Kern der Stadt, innerhalb des Walls, in der Horizontalen durchzogen von Osten- und Westenhellweg und von Hansastraße und Kleppingstraße in der Vertikalen. Es ist der Teil der Stadt, der für sehr viele Dortmunder vor allem entweder der Arbeitsplatz ist oder das Ziel besonderer Ausflüge.

Doch gibt es innerhalb dieses Kerns auch Menschen, die dort ganz normal leben, an der Zahl sind es etwas mehr als 4000 – etwa so viele wie in Oespel oder Brünninghausen. Es gestaltet sich aufgrund der Beschaffenheit des Ortsteils als primärer Arbeitsort jedoch nicht ganz leicht, aus genau diesen 0,7 Prozent aller Dortmunder jemand Konkretes ausfindig zu machen, der oder die vom Leben in der City berichten kann. Die meisten pendeln eben in die City hinein statt aus der City heraus und wohnen häufig so ganz knapp nicht mehr dort: im Kaiserviertel, Klinikviertel, Saarlandstraßenviertel, Rheinische Straße. Die Grenzen sind kompromisslos. Als Wohnort ist der Bereich innerhalb des Walls unter den Dortmundern nicht gerade populär, scheint es – dabei hat er erstaunlich viel zu bieten.

Schließlich öffnete sich dann doch eine Tür: die der Familie Ligges, an einem späten Donnerstagabend. Vater Jörn pendelt täglich zur Arbeit nach Düsseldorf, und wenn er heim kommt, ist der ältere Sohn Max (17) häufig gerade wieder aus dem Haus. An diesem Abend finden sich jedoch alle zusammen, auf der hellgrauen Couchlandschaft im geräumigen Wohnzimmer. Das Haus in der Wißstraße gehört der Familie, Mutter Alexandra wurde hier geboren. Die Eltern beziehungsweise Großeltern leben eine Etage tiefer, ganz oben wird vermietet.

„Man ist direkt unter der Tanne“

Es ist warm und ruhig, man blickt direkt auf die große Tanne und hat zwei Adventskränze. Unten dagegen ist viel los: Menschen mit Weihnachtsmützen oder Glühweintasse in der Hand schlendern Richtung der U-Bahn-Haltestelle Stadtgarten, ein Mann sitzt auf einem Schemel und spielt Akkordeon, neben ihm schießen zwei Frauen ein Selfie mit Weihnachtsbeleuchtung im Hintergrund. „Man tritt aus der Tür und steht quasi direkt unter der Tanne“, sagt Alexandra Ligges-Hufnagel. „Wir sind mitten im Geschehen. Und trotzdem haben wir wie in jedem Vorort auch direkt gegenüber den Bäcker, den Supermarkt, den Wochenmarkt, den Blumenladen, das Stammcafé ... Jeder kennt jeden.“

Zwar lebten rundherum überwiegend Singles oder junge Paare, die nach einigen Jahren wieder weg zögen – doch habe sich die Ladenlandschaft in der unmittelbaren Umgebung kaum verändert. Wie in den Tante-Emma-Läden der 1950er-Jahre könne man auch mal was anschreiben lassen, wenn man nicht genug Kleingeld dabei habe. „Die Leute wissen ja, dass man wieder kommt“, sagt Alexandra Ligges-Hufnagel. Sohn Max ist unter anderem im Blumenladen nebenan gut bekannt: „Wenn ich sage, ich brauche Blumen für meine Oma, dann wissen die eigentlich schon, was es sein soll“, erzählt er. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Felix (14) wuchs er im Citykern auf, lernte früh den manchmal wilden Verkehr des Walls kennen, die U-Bahn, die spätabendlichen Putzameisen der EDG, die die Innenstadt, wie beide finden, bemerkenswert sauber hielten.

„Ich vermisse wirklich gar nichts“

Beide gehen zum Käthe-Kollwitz-Gymnasium. Freistunden verbrachte Max auch schonmal im Fitnessstudio an der Kampstraße und ging dann noch zu Hause was essen – und schaffte es trotzdem wieder pünktlich zur Schule. Die Wege sind kurz. Wie familienfreundlich die City aus ihrer Sicht ist? „Ich vermisse hier wirklich gar nichts“, sagt Max. „Nicht einmal die grüne Wiese.“ Als sie jünger waren, holten sie die beweglichen Tore aus dem Innenhof des Hauses und spielten im Stadtgarten Fußball. Manchmal machen sie es noch heute. „Die Wiese ist dafür immer perfekt gemäht“, sagt Max und lacht.

Der Weihnachtsmarkt zieht jedes Jahr eine Menge Menschen in die City.

Der Weihnachtsmarkt zieht jedes Jahr eine Menge Menschen in die City. © Dieter Menne

Und Spielplätze in der City, für kleinere Kinder? Die Teilnehmer der Umfrage bewerteten die Familienfreundlichkeit nämlich mit niederschmetternden vier Punkten. „Es gibt das Kieswerk am Stadtgarten“, beginnt Felix aufzuzählen, „den Wasserspielplatz an der Propsteikirche, die Wippe an der Reinoldi-Haltestelle, die Riesenschaukeln an der Kampstraße, den Kletterstein am Brüderweg und den kleinen Spielplatz hinterm ehemaligen Museum Ostwall.“ Außerdem sei da das Holzschiff-Klettergerüst am Adlerturm, das er früher besonders mochte. „Da rutsche ich manchmal immer noch die Rutsche runter, wenn ich von der Schule komme“, sagt er.

Beide Jungs besuchten schon früh Sportvereine: Max ging im Südbad regelmäßig schwimmen, Felix spielt noch immer beim TC Eintracht Dortmund Tennis, an der Strobelallee. Das ist zwar nicht direkt vor der Haustür, „doch weit ist es trotzdem nicht“, sagt Alexandra Ligges-Hufnagel. „Mit der U-Bahn ist man vom Stadtgarten aus in 10 bis 15 Minuten am Stadion.“ Als die Söhne noch nicht mit der Bahn fuhren, brachten sie oder Vater Jörn sie mit dem Auto zum Sport. Jetzt kann Felix das Wohnzimmerfenster aufmachen und direkt auf die große digitale Anzeigentafel gucken, ob die Bahn auch pünktlich fährt. Wenige Minuten vorher verlässt er dann die Wohnung und geht nur wenige Schritte bis zur Haltestelle.

„Da war jeden Abend Highlife“

Max dagegen fährt viel Fahrrad, die meisten seiner Freunde wohnen im Kreuzviertel. Sie gehen öfter ins Schilling, erzählt er – „da kann man gut Fußball gucken“ –, genauso aber auch zum Platz an der Sonne, in die Sportsbar, ins Wenckers oder ins Perpendikel, die Auswahl ist groß. Was für ihn Kreuzviertel und Alter Markt ist, war für seine Eltern das Kneipenviertel am Ostwall. „Da war jeden Abend Highlife“, erinnert sich Jörn Ligges. „Vom Wall bis zum Belluci war alles voll mit Kneipen und Discos.“ Für die damaligen Anwohner, glaubt Alexandra Ligges-Hufnagel, war das „bestimmt kein Spaß. Ich erinnere mich noch, mit was für Trupps wir da vor den Eingängen standen. Das muss echt laut gewesen sein.“

Laut ist am Ostwall in diesen Jahren vor allem der Wall. Regelmäßig beschweren sich Anwohner über die Raser, die sich auf den breiten Spuren Rennen liefern, oder aber über die Tuner, die auf dem gegenüberliegenden Parkplatz stehen und sich manchmal laut unterhalten und Musik hören, ihre Motoren aufheulen lassen. Sie haben die feiernden Meuten der 80er- und 90er-Jahre abgelöst. Wirklich ruhig war dieser Teil der Stadt wohl noch nie – wer hierher zieht, muss wissen, worauf er sich einlässt.

Im Vergleich mit den Zeiten, an die sich Max‘ und Felix‘ Eltern erinnern ist der Ostwall heute wie ausgestorben. Zwar gibt es einzelne Restaurants, doch, so scheint es, halten sich kaum Menschen in diesem Bereich der Stadt gerne eine längere Zeit auf. „Der Ostenhellweg hat sich auch sehr verändert, seit die Thier-Galerie da ist“, sagt Felix. Früher war er öfter dort, erinnert sich an häufige Besuche beispielsweise im Spielwarengeschäft Lütgenau. „Jetzt sind dort fast nur Läden, die es damals noch nicht gab.“ Und auch sie bleiben oft nicht wirklich lange. Die Fluktuation ist hoch.

Heute ist am Ostwall vor allem die Straße laut – die Kneipenszene ist ausgestorben.

Heute ist am Ostwall vor allem die Straße laut – die Kneipenszene ist ausgestorben. © Dieter Menne

Es gibt „kaum noch Parkplätze“

In der Straße, in der Familie Ligges nun schon seit zwölf Jahren lebt, ist es in den vergangenen Jahren dagegen ruhiger geworden – vor allem in Puncto Verkehr. „Ich kenne die Wißstraße und auch die Prinzenstraße noch als richtig befahrene Straßen“, erzählt Alexandra Ligges-Hufnagel. „Hier ist es schon deutlich ruhiger geworden.“ Vom Verkehr auf dem Wall bekommt die Familie nicht allzu viel mit, allein das Parken ist mit den Jahren schwieriger geworden. „Wir hatten mal einen Anwohnerparkausweis, aber mittlerweile gibt es dafür kaum noch Parkplätze.“

An der Hansastraße seien in Höhe des Parkhaus-Eingangs vier Parkplätze weggefallen, außerdem würden mehr und mehr der verbliebenen Parkplätze zu Behinderten- oder Elektrofahrzeug-Parkplätzen mit Ladesäule umgebaut. „Wir haben daher seit einigen Jahren einen Stellplatz“, sagt Alexandra Ligges-Hufnagel. Mit etwas Glück bekamen sie einen direkt um die Ecke. In der Weihnachtszeit, gut, da brauche man etwas länger, um aus der City rauszukommen, „wir fahren Schlangenlinien um die Betonpoller und Sicherheitsfahrzeuge“, sagt Ligges-Hufnagel.

Bei Großveranstaltungen, beispielsweise Fußballspielen oder Festen auf dem Friedensplatz, „kommt man auch nicht immer leicht aus der Garage“, sagt sie aber zuckt mit den Schultern. „Man muss ja nicht jedes Korn auf die Waage legen.“ Wer in die City ziehe, wisse, dass es dort voller Menschen sei. „Auch unser Haus ist immer voll“, sagt sie und lacht. „Das spricht sich rum. Dass jemand Bekanntes shoppen war, kommt und fragt, ‚Kann ich mal bei dir aufs Klo?‘, das passiert hin und wieder. Oder: ‚Ich dachte, ich komm mal auf ‚nen Kaffee vorbei.‘ – gehört alles dazu.“ Ab und an brächten auch die Söhne mal eine Handvoll Schulfreunde in der Freistunde mit nach Hause. „Wir sind ein Haus der offenen Tür“, sagt Ligges-Hufnagel. Sie scheint es zu mögen.

Das wurde positiv bewertet:

Verkehrsanbindung: Alle Wege führen in die City – zum Großteil stimmt das tatsächlich. Die Anbindung in die umliegenden Stadtteile und von den anderen Stadtteilen in die City sei „optimal“, wie Bezirksbürgermeister Ralf Stoltze sagt. Mit Stadtgarten, Reinoldikirche und Kampstraße innerhalb und Westentor und Ostentor knapp außerhalb des Walls, dazu natürlich dem zentral gelegenen Hauptbahnhof und dem Busbahnhof an der Reinoldikirche kommt man zu fast jeder Tages- und Nachtzeit in alle Richtungen. Von Ostentor bis Westentor sind es knapp 1,3 Kilometer Luftlinie – so sind selbst die Wege zu den einzelnen Haltestellen sehr kurz.

Gesundheit: Einen Arzt zu finden ist für die Bewohner der City eine Sache von Minuten. Suchmaschinen spucken binnen kürzester Zeit die Namen von mehr als einem Dutzend Hausärzten, Orthopäden, Zahnärzten, Physiotherapeuten, HNO- und psychotherapeutischen Praxen aus. Die jeweiligen Vertretungen zur Urlaubszeit befinden sich in der Regel wenige Minuten fußläufig von der eigentlichen Stamm-Praxis eines Patienten entfernt. Meist kommt man auf dem Weg auch noch an zwei bis drei Apotheken vorbei. Hinzu kommt die große Nähe zum Johanneshospital und den Städtischen Kliniken. Besser geht es kaum: Die Gesundheitsversorgung in der City ist luxuriös.

In der City gibt es fast an jeder Ecke eine Apotheke.

In der City gibt es fast an jeder Ecke eine Apotheke. © Stephan Schütze

Gastronomie: Mit zehn Punkten liegt die Bewertung der Umfrageteilnehmer aus der City so hoch wie in nur vier anderen Stadtteilen: Syburg, Kreuzviertel, Klinikviertel und Saarlandstraßenviertel. Bewohner anderer Stadtteile gaben häufig an, wegen der Restaurants und Kulturangebote in die City zu fahren. Das Angebot unter anderem an Kleppingstraße, Hansastraße und Altem Markt macht einen Großteil der Attraktivität des Stadtkerns aus. Wer auf oder innerhalb des Walls wohnt, braucht dorthin nur wenige Minuten zu laufen.

Trotzdem bemängelt ein junger Teilnehmer: „Es fehlen eindeutig Supermärkte in der Innenstadt sowie eine lebhafte Kneipenszene.“ Das berüchtigte ehemalige Kneipenviertel am Ostwall, das die Generation der in den 50er- bis 70er-Jahren Geborenen noch in voller Blüte erlebten, ist mittlerweile vollständig ausgestorben. Eine einzige Bar hat sich gehalten beziehungsweise vor wenigen Wochen neu eröffnet. Jedoch: „Ich gehe auf dem Wochenmarkt einkaufen“, sagt Alexandra Ligges-Hufnagel. „Nirgends sonst bekomme ich so frische und gute Lebensmittel wie dort.“ Und das drei Mal die Woche.

Das wurde negativ bewertet:

Verkehrsbelastung: Nur vier Punkte vergaben die Teilnehmer in diesem Bereich – damit schneidet die City so schlecht ab wie kein anderer Stadtteil. Vor allem auf dem Wall ist naturgemäß vor allem zu den Stoßzeiten viel los. „Lärm durch aufheulende Motoren“, beklagt beispielsweise eine Anwohnerin. Aber auch innerhalb des Walls – auf der Kampstraße und der Kleppingstraße mit ihren Seitenstraßen häufen sich vor allem in der Vorweihnachtszeit dicke Staus. Zwar fanden auf dem Ring, in Höhe des Ostwalls, in der Zeit von Juli bis Dezember weniger Autorennen statt – das lag aber an der Großbaustelle, wegen der zeitweise bis zu drei Spuren gesperrt waren.

„Den Verkehr müssen wir in den Griff kriegen“, sagt Bezirksbürgermeister Stoltze. Das Ziel sei schließlich eine emissionsfreie Innenstadt. Daran arbeite man. Die Wißstraße ist davon ein Stück weit ausgenommen: „Wir sind hier ja Fußgängerzone“, sagt Alexandra Ligges-Hufnagel. Erstaunlich: „Ich finde es gar nicht schlecht, wenn Kinder mit viel Verkehr aufwachsen. Sie kommen so auch später besser in Großstädten klar“, sagt Ligges-Hufnagel. Sohn Max bestätigt das: „Ich weiß mich im Verkehr zu verhalten und zu bewegen und kann mich auch in fremden Städten schnell orientieren.“

Radfahren: Immerhin dürfen Radfahrer innerhalb des Walls auch entgegen der Fahrtrichtung in Einbahnstraßen fahren – das ist nicht in jeder Stadt so. Trotzdem ist die Situation aus Sicht der Umfrageteilnehmer nicht optimal: Sie bewerten diesen Aspekt mit nur fünf Punkten. „Bei den Radfahrern gibt es zwei Fraktionen“, erklärt Stoltze. „Die einen, die sich einen Radweg rund um den Wall wünschen, und die anderen, die lieber mitten durch die Stadt fahren wollen.“ Beides, sagt Stoltze, müsse „sicher möglich sein“. Tatsächlich sind manche Abschnitte auf dem Wall für Fahrradfahrer abenteuerlich: Etwa wenn man von der Rheinischen Straße kommend in Richtung Osten fährt, und der Radweg an der Kreuzung Hohe Straße/Wall auf die Straße geführt wird – dort aber mit der Rechtsabbiegerspur zusammenläuft. Durch die Parkplätze am Rand können beide Fahrer den jeweils anderen, wenn dort geparkt wird, schlecht sehen.

Radfahrer auf dem Dortmunder Wall. Ganz ungefährlich ist das nicht.

Radfahrer auf dem Dortmunder Wall. Ganz ungefährlich ist das nicht. © Dieter Menne

Beim Ausbau der Radwege in der City richte sich die Politik nach dem Stand des Umbaus der Kampstraße, sagt Stoltze. Dort soll es einen durchgehenden Radweg geben. „Wir brauchen eine generelle Lösung“, sagt er, „wegen der Konkurrenz zwischen Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern.“ Im Zweifel gingen in der Innenstadt die Fußgänger vor. „Radfahren ist in der Innenstadt kein Spaß“, sagt auch Alexandra Ligges-Hufnagel. „Ich durfte früher als Kind gar nicht radfahren.“ Ihre Eltern machten sich zu große Sorgen. Auch um Sohn Max bangt sie manchmal, wenn er ins Kreuzviertel radelt. Er hält dagegen: „Ich finde, man kommt hier sehr gut raus und auch wieder rein. Kein Grund zur Sorge.“

Sicherheit: Mit nur fünf Punkten bewerten die Umfrageteilnehmer die Sicherheit in der City schlechter als die Bewohner der meisten anderen Stadtteile. Nur: Was bedeutet das? „Man müsste eigentlich als nächstes direkt fragen: Warum fühlen Sie sich nicht sicher?“, sagt Polizei-Pressesprecher Kim Ben Freigang. „Erst dann kann man konkrete Aussagen treffen.“ Denn die Straßenkriminalität in Dortmund und auch in der City gehe stetig zurück. Laut Statistik leben die Menschen in Dortmund im Jahr 2018 sicherer als je zuvor.

Die City: Unerwarteter Traum-Wohnort mit Nachteilen für Radfahrer

Dennoch müsse man die Statistik reflektieren: „Nehmen wir das Beispiel Drogenkriminalität“, sagt Freigang. „Das ist ein so genannter Kontrolldelikt. Je mehr wir kontrollieren, desto mehr taucht auch in der Statistik auf.“ In der City nun finde naturgemäß viel statt: Demonstrationen, Konzerte, Kundgebungen, bei denen die Polizei große Präsenz zeigt und Kontrollen durchführt, die manches Mal Anzeigen nach sich ziehen. Bei Events wie Fußballspielen ist die City voll mit Menschen, die feiern und auch Alkohol trinken. „Und natürlich passiert da was“, sagt Freigang. „Auch Gewaltkriminalität.“

Auch Delikte wie Taschendiebstahl kämen in der City statistisch häufiger vor als in anderen Stadtteilen – das liege aber am Einzelhandel, der viele Menschen und darunter eben potenziell auch Diebe anziehe. So genannte „Angsträume“, sagt Ralf Stoltze, seien ihm in der City jedoch nicht bekannt. „Es gibt Leute, die sich vereinzelt beschweren“, erzählt er. „Wir haben aber bisher keine Häufung festgestellt.“ Die City ist ein Magnet, sie zieht viele Menschen an. Und wo viele Menschen von außerhalb zusammen kommen – bei „Fußballgroßereignissen“, wie Freigang sagt, oder auch beim Weihnachtsmarkt –, gibt es Konfliktpotenzial. Unsicherer leben die Menschen im Stadtkern jedoch entsprechend dieser Einschätzungen nicht. Vieles basiere, so vermutet Freigang, schlicht auf der „öffentlichen Wahrnehmung“.

Alle Ergebnisse unseres Stadtteilchecks in der Übersichtskarte:

Historie

mehr als 1100-jährige Geschichte

Die Geschichte Dortmunds und auch der City reicht über 1100 Jahre zurück. Zwar liegen die ersten Spuren der Besiedlung in Oespel und Marten, doch führt beispielsweise die Brückstraße gemeinsam mit der Wißstraße auf die Zeit Karls des Großen zurück. Die Brückstraße hat, anders als der Name vermuten lässt, nichts mit einer Brücke zu tun – sondern sie war die Straße, die zur „Burg“, zum damaligen Dortmund, führte.
Blick auf den historischen Ostenhellweg mit Blick auf die Reinoldikirche.

Blick auf den historischen Ostenhellweg mit Blick auf die Reinoldikirche. © privat