Benninghofen und Loh: Wohnen im grünen Gürtel der Stadt

© Peter Bandermann

Benninghofen und Loh: Wohnen im grünen Gürtel der Stadt

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Benninghofen und Loh sind zwei kleine Stadtteile im Dortmunder Süden. Einst prägten Ritter, eine Burg und der Bergbau die Dörfer. Heute sorgt ein Portugiese für Gastronomie-Tourismus.

Benninghofen, Loh

, 14.11.2018, 03:55 Uhr / Lesedauer: 5 min

Sie stammt aus Polen, lernte Deutschland als Au-Pair-Mädchen kennen, wohnte zuerst im Schwabenland und bezeichnet Benninghofen als den Ort, an dem sie „dieses typische New-York-Feeling“ spüren kann: „Viele Menschen sind um dich herum und du kannst doch allein für dich sein“ - so schwärmt die 46-jährige Monika Schröder über „ihren“ Stadtteil. Heimatgefühle? Hat sie nicht. „Ich fühle mich als Weltenbürger“, sagt sie sehr, sehr stolz. Sie kennt Budapest, Ulm, Stuttgart, München - und eben Benninghofen. Seit März 1998 wohnt die Mutter von zwei Kindern (Sohn 10, Tochter 20) in der Siedlung „Auf der Kuhweide“.

Die Autos und das Innenleben

Vom Balkon blickt sie ins Grüne. Für Spaziergänge geht es Richtung Admiralsplatz oder in den Niederhofer Wald. Längst kann Monika Schröder auch über „das Innenleben unserer“ Siedlung erzählen: Vor 20 Jahren waren längst nicht so viele Autos unterwegs. Heute seien die neuen Nachbarn mit mehr als einem Auto auf der Suche nach einem Parkplatz. Feuerwehr und Rettungsdienst hätten große Not, die engen Straßen passieren zu können. Manche Nachbarn informierten Polizei und Ordnungsamt. „Das Ordnungsamt kommt mit dem Zollstock vorbei. Da gibt es dann immer Krach.“ Unterm Strich sei die Nachbarschaft richtig gut: „Man kann immer seine Ruhe haben. Und wenn doch mal was ist: man kann immer sofort anschellen.“

Und wenn sie noch einmal nach Dortmund zöge? Benninghofen ist erste Wahl: „Ist doch perfekt hier. Ich habe alles, was ich brauche. Wir können in unmittelbarer Nähe einkaufen. Für jede Preisklasse ist etwas dabei.“

Das wurde gut bewertet:

Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten die Teilnehmer des Stadtteil-Checks die „Lebensqualität“ in Benninghofen und Loh insgesamt mit einer 9 - also einem sehr guten Wert. Das korrespondiert mit hohen Punktzahlen auch bei der Verkehrsanbindung (9 Punkte), bei den Grünflächen (9 Punkte), Gesundheit (8), Sauberkeit (8 Punkte) und Sicherheit (7 Punkte). Zusammengefasst sind das erfreulich gute Ergebnisse für Standort-Kriterien, die für das Leben in der Stadt relevant sind. Wer sich für Benninghofen entschieden hat, wohnt in bester Gesellschaft. Für Ritter und Burgmannen wie die „Ritter von Holtey“ (Holteystraße), den Freiherrn von Hauß zu Niederhofen oder Ludolf von Benninghofen war der Ort ein Adelssitz. Wo einst ein altes Torhaus stand - von den Benninghofern über Jahre als „Burg“ bezeichnet - gibt es jetzt Mehrfamilienhäuser (Albinger Straße und An der Hundewiese).

Das portugiesische Tapas-Restaurant „Carlos“ ist an einem traditionsreichen Standort ein Publikumsmagnet in Benninghofen.

Das portugiesische Tapas-Restaurant „Carlos“ ist an einem traditionsreichen Standort ein Publikumsmagnet in Benninghofen. © Peter Bandermann

Der Hörder Heimatforscher Willi Garth erinnert sich nach an die Zeit, in der die „Burg“ vom Marksbach aus zu sehen war – das war in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, als Benninghofen noch nicht so stark bebaut war wie heute. Ein Publikumsmagnet ist in Benninghofen das Restaurant „Carlos“. Der gleichnamige Inhaber zieht mit seiner mediterranen Küche Gäste aus Dortmund und umliegenden Städten an. Das zu einer Schiffsspelunke umgebaute Restaurant residiert an einem traditionsreichen Standort in bester Lage: Das frühere „Haus Wienold“ war ein beliebter Gaststätten-Treffpunkt für Einheimische. Wer nach Hörde oder Dortmund und zurück wollte, kam immer an diesem Treffpunkt vorbei.

Lebensqualität: Benninghofen und Loh sind Wohn-Stadtteile ohne Industrie. Im Benninghofer Zentrum versorgen Einzelhandel und Dienstleister ihre Kunden. Leerstand gibt es nicht. Obwohl die Benninghofer Straße eine wichtige und stark befahrene Nord-Süd-Verbindung ist, können die Bürger abseits der Straße die Ruhe genießen. Wobei Fluglärm die Ruhe beeinträchtigt. Bis in die Nachkriegszeit bestanden beide Stadtteile aus Acker. Entstanden sind Mehrfamilienhäuser und Privateigentum. Größere Einkaufszentren, Dienstleister und Arztpraxen sind innerhalb von fünf bis zehn Minuten erreichbar. Wenn nicht in den eigenen Stadtteilen, dann auf dem Höchsten, in Hörde oder in der Dortmunder Innenstadt. Diese Ziele sind sehr gut auch mit dem Fahrrad oder öffentlichem Nahverkehr erreichbar.

Mitten im Grünen: Der Stadtteil Loh im Dortmunder Süden. Im Hintergrund der Niederhofer Wald.

Mitten im Grünen: Der Stadtteil Loh im Dortmunder Süden. Im Hintergrund der Niederhofer Wald. © Oskar Neubauer

Grünflächen: Umgeben von viel Grün und Wäldern liegen Benninghofen und Loh in einer Frischluftschneise im Dortmunder Süden. Land- und Forstwirtschaft setzen einer Wohnbau-Expansion enge Grenzen. Wo Neubauten entstehen, schließen Architekten kleinere Baulücken oder reißen alte Häuser ab und bauen neu auf. Weite Teile beider Stadtteile sind zwar bebaut, doch Stadtplaner und Bauherren waren in den vergangenen Jahrzehnten sehr achtsam. Die Häuser sind umgeben von Gärten und altem Baumbestand. Mächtige Baum-Alleen auf der Benninghofer Straße prägen beide Stadtteile.

Gesundheit: Die Bürger nutzen die Lage in der Frischluftschneise für ausgiebige Spaziergänge, Sport und Radtouren. Beliebte Strecken führen durch das idyllische Lohbachtal (man trifft sich bei Brunos Eiszeit im Nachbarort Berghofen), durch den Niederhofer Wald oder den Schwerter Wald. Gesundheit hat auch viel mit Ernährung zu tun: Benninghofen besitzt einen eigenen Bauernhof - den Steffenhof, der mit seinem Hofladen die Zeichen der Zeit erkannt hat und Lebensmittel aus eigener Landwirtschaft (sogar grüner Spargel) oder von Zulieferern aus der Region verkauft. Über zu wenig Kunden kann sich der Hofladen nicht beschweren.

Sollte es doch einmal wehtun: Die Facharztzentren im Hörder Zentrum und am Phoenix-See und drei Krankenhäuser in Hörde sind schnell erreicht. Im Notfall ist der an der Zillestraße in Hörde (Feuerwache 4) stationierte Rettungsdienst flugs vor Ort.

Der Steffenhof und sein Hofladen liegen mitten in Benninghofen.

Der Steffenhof und sein Hofladen liegen mitten in Benninghofen. © Peter Bandermann

Sauberkeit: Hohe Punktzahl bei der Sauberkeit. Das ist natürlich ein dickes Lob an die Straßenreinigung. Aber auch ein Hinweis darauf, dass die Bewohner Benninghofens und Lohs respektvoll mit ihrer Umwelt umgehen. „Schmierstellen“, wie es sie in anderen Wohnquartieren der Stadt gibt, sind absolut selten. Matthias Kienitz, Sprecher der für die Straßenreinigung zuständigen Entsorgung Dortmund GmbH, führt das saubere Ergebnis auf eine „gut funktionierende soziale Kontrolle“ zurück.

Sicherheit: Die Polizei bezeichnet Benninghofen und Loh als „unauffällige Stadtteile“. Im gesamten Stadtgebiet sichtbare Trends waren und sind auch in diesen beiden Ortsteilen zu erkennen. Beispiel Wohnungseinbrüche: Nach dem Anstieg ab 2015 sinken die Zahlen, wie in der gesamten Stadt, deutlich. Eine Übersicht:

  • 2015: 264
  • 2016: 317
  • 2017: 219
  • 2018: 93 (Januar bis September)

Bei den Unfallzahlen fällt die Benninghofer Straße als Hauptverkehrsstraße stärker auf als Nebenstraßen. Laut Polizei „zum Glück fast immer ohne Schwerverletzte“.

Das wurde negativ bewertet:

Jugendliche: Das Freizeitangebot für Jugendliche bewerten die Teilnehmer des Stadtteilchecks für Benninghofen und Loh mit einer 5. Das ist knapp unter dem Mittelwert. Das muss man nicht unbedingt negativ nennen, es gilt aber als mäßig und entspricht dem Dortmunder Durchschnitt. Im kleinen Stadtteil Loh gibt es keine organisierten Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. In Benninghofen immerhin den Hörder SC und die „Kattenkuhle“. Die Kattenkuhle der Evangelischen Gemeinde stellt 12- bis 17-Jährigen montags von 17 bis 20 Uhr einen Clubraum mit verschiedenen Angeboten zur Verfügung („offener Treff“). Die Konfession ist dabei nicht wichtig.

Senioren: Für Senioren bieten Kirchen und die Arbeiterwohlfahrt verschiedene Angebote. Insgesamt gibt es in dieser Sparte 6 Punkte. Da ist noch Luft nach oben. Als Kritik wird der Rückzug der Sparkasse genannt. In der früheren Filiale an der Benninghofer Straße / Ecke Overgünne gibt es einen Geldautomaten und einen Kontoauszugsdrucker, aber keine persönliche Beratung mehr. Dafür einen weiteren Bäcker. Für Senioren, die dort jetzt nicht mehr ihren Überweisungsträger abgeben können, bietet die Sparkasse das „Telefon-Banking“, den Postweg oder eine „Betreuung durch den mobilen Vertrieb“ an. Im Beratungscenter in Hörde (An der Schlanken Mathilde) können Kunden ein Vor-Ort-Problem mit der Filialleiterin persönlich besprechen.

Benninghofen und Loh: Wohnen im grünen Gürtel der Stadt

Wohnen: 6 von 10 Punkten, das entspricht dem Durchschnitt in Dortmund. Große Wohnsiedlungen wie an der Kattenkuhle oder An der Hundewiese prägen das Ortsbild in Benninghofen. In beiden Stadtteilen gibt es Doppelhaushälften und Einfamilienhäuser als Eigentum, häufig abgelegen von den Hauptstraßen, aber dicht bebaut. Die damit verbundene Infrastruktur für Familien: drei Kindergärten und eine Grundschule in Benninghofen. Loh besitzt keine eigene Grundschule mehr. Hier fehlt eine Kita. Die weiterführenden Schulen in Hörde sind schnell erreicht.

Verkehrsbelastung: Die Benninghofer Straße und die Overgünne sind stark befahrene Straßen. Sie verbinden beide Stadtteile mit wichtigen Bundesstraßen und führen nach Hörde und in die Dortmunder Innenstadt. Wer nah am Benninghofer Zentrum wohnt, bekommt viel von dem Verkehr mit, zumal Supermärkte und andere Händler sowie die Gastronomie viel Zuspruch erfahren. Eine Lösung dafür ist nicht in Sicht. Beide Straßen sind wichtige Strecken für den Durchgangsverkehr. Ein Check-Teilnehmer wünscht sich eine Bushaltestelle im Bereich der Bojerstraße. DSW21-Sprecherin Britta Heydenbluth lehnt allerdings ab: Als Tempo-30-Zone sei die Bojerstraße für eine Buslinie nicht geeignet. Die Busse würden um 4.30 Uhr durch die enge Wohnsiedlung fahren, das sei wegen der Lärmbelästiguung nicht zumutbar.

Die Benninghofer Straße führt durch das Zentrum des Stadtteils. Lebensmittelmärkte, Einzelhandel und Dienstleister sind hier niedergelassen.

Die Benninghofer Straße führt durch das Zentrum des Stadtteils. Lebensmittelmärkte, Einzelhandel und Dienstleister sind hier niedergelassen. © Peter Bandermann

Ein Teilnehmer bemängelte die Spielplatz-Situation in Benninghofen. Die Stadt Dortmund stimmt zu: In dem Bereich bestehe „Handlungsbedarf“. Das ist Ergebnis eines neuen Verfahrens, mit dem die Stadt den Bedarf entwickelt.


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Alle Ergebnisse unseres Stadtteilchecks auf einen Blick in unserer Übersichtskarte:

Historie

Die Geschichte des Raums Benninghofen führt zurück bis in das Hochmittelalter

An diesem Haus fahren und gehen täglich viele Bürger vorbei: Das „Haus Wienold" war über Jahrzehnte eine wichtige Dorfkneipe und damit ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil - heute versorgt dort Dortmunds bekanntester Portugiese („Carlos") seine Gäste mit mediterraner Küche.

An diesem Haus fahren und gehen täglich viele Bürger vorbei: Das „Haus Wienold" war über Jahrzehnte eine wichtige Dorfkneipe und damit ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil - heute versorgt dort Dortmunds bekanntester Portugiese („Carlos") seine Gäste mit mediterraner Küche. © Archiv Willi Garth

Um 1220 erwähnte der Graf Friedrich von Altena-Isenburg das Dorf Benninghofen in der „Großten Vogteirolle“. Im 14. Jahrhundert war Benninghofen der Stammsitz der gleichnamigen Ritterfamilie, berichten der Historische Verein Dortmund und das Stadtbezirksmarketing. Mehrere Adelsfamilien folgten. Später gingen die Häuser in den Besitz der Bauern über. In unmittelbarer Nähe des heutigen Benninghofer Zentrums (An der Hundewiese) stand bis in die 1950er-Jahre eine Burg. Eine weitere wichtige Epoche bildet der Bergbau: Vom 15. bis zum. 19. Jahrhundert gab es in dem Revier mehrere Stollen. Zum Beispiel im Lohbachtal. Dort sind noch heute zugemauerte Mundlöcher und eine aus dem Berg ragende Eisenschiene zu sehen.

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