Stadt will keinen eigenen Dortmund-Becher Neue Vorschläge für Mehrweg in der Gastronomie

Neue Vorschläge für Mehrweg in der Gastronomie
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Hätte das nicht seinen Charme - ein Dortmund-Becher mit lokalem Branding? Der Dortmunder Rat sah es jedenfalls so. Er beauftragte EDG und Wirtschaftsförderung mit der Einführung eines Dortmund-Bechers für Getränke to-go. Entstehen sollte demnach ein lokales Pfandsystem, an dem sowohl städtische Stellen als auch Gastro-Betriebe teilnehmen können. Das war Ende 2021.

Also lange bevor der Bund größere Gastro-Betriebe dazu verpflichtet hat, neben Einweg- auch Mehrweg-Geschirr anzubieten, falls Essen und Getränke zum Mitnehmen oder Liefern angeboten werden. Diese Vorgabe gilt seit dem 1. Januar 2023 und nennt sich Mehrweg-Angebotspflicht. Ziel ist die Reduzierung von Verpackungsmüll aus Kunststoff zugunsten der Umwelt.

Gastronomen wurden befragt

Nach Angaben der Wirtschaftsförderung blenden viele Dortmunder Gastronomen die Verordnung derzeit noch aus. Teilweise sei diese auch gar nicht bekannt, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung für die politischen Gremien.

Die Wirtschaftsförderung hatte nach dem Beschluss von Ende 2021 eine öffentliche Workshop-Reihe ins Leben gerufen, die bei der Entscheidungsfindung über ein lokales Mehrweg-Pfandsystem helfen sollte. Zu dieser habe man Verbraucher, Experten sowie Vertreter der Verbraucherzentrale eingeladen.

Außerdem seien Gastronomen zu Mehrweg-Geschirr befragt worden. Die Resonanz auf die Workshop-Reihe mit drei Terminen sei zwar „positiv“ gewesen, „die Teilnehmerzahl blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück“, heißt es.

Absage an „Dortmund-Becher“

Eine der zentralen Erkenntnisse aus der Workshop-Reihe: Die Stadt will kein eigenes Pfandsystem und auch keinen Dortmund-Becher. Damit würde man bestehende Systeme stören - und das individuelle Bedrucken von Mehrweg-Geschirr sei nicht nachhaltig, so die Begründung.

Stattdessen rät die Wirtschaftsförderung zu einem neutralen Pfandsystem mit bundesweiten Rückgabestellen. Grundsätzlich betont sie die Vorteile eines möglichst einheitlichen Systems. Aktuell sind mehr als sechs unterschiedliche Mehrwegsysteme in Dortmund vertreten. Das Café Oma Rosa hat beispielsweise ein eigenes auf die Beine gestellt.

Zwei empfohlene Anbieter

Bei der Workshop-Reihe haben sich die Teilnehmer mit den Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Mehrwegsysteme beschäftigt. Zwei werden empfohlen: der Marktführer Recup mit den meisten Ausgabe- und Rücknahmepunkten bundesweit und der Dortmunder Anbieter Cuna. Recup hat mehr als 60 Rücknahmepunkte in Dortmund, Cuna laut Vorlage zirka 40 - jeweils mit „stark wachsender“ Tendenz.

Beide funktionieren nach dem klassischen Prinzip: Man kauft beispielsweise einen Kaffee zum Mitnehmen, zahlt das Pfand für den Becher, trinkt aus, gibt den Becher an einem Rücknahmepunkt wieder ab und bekommt das Pfand zurück.

App-basierte Systeme wie beispielsweise Vytal haben die Workshop-Teilnehmer nicht empfohlen. Diesen mangele es wegen längerer Abläufe an Effizienz. Und es bestehe eine Hemmschwelle für den Kunden, seine Daten zu hinterlegen, heißt es in der Vorlage.

Einführung soll gefördert werden

Gleichzeitig betont die Wirtschaftsförderung, dass der Pfandbetrag für Mehrweg-Geschirr hoch genug sein müsse, sodass die Behälter auch wieder zurückgegeben werden. Er dürfe aber auch nicht so hoch sein, dass er die Kunden abschrecke. Die Empfehlung lautet: zwei Euro pro Becher und fünf Euro pro Schale.

App-basierte Systeme kommen hingegen ganz ohne eine Zahlung beim Kauf aus. Bei diesen muss der Kunde lediglich zahlen, sofern er die Behältnisse nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurückgibt. Die Stadt Frankfurt zum Beispiel hat sich für ihr lokales Mehrwegsystem mit dem Anbieter Vytal zusammengetan.

Für ihren Betrieb Oma Rosa baut Melanie Wentzel-Terrahe ein eigenes Mehrweg-Pfandsystem auf.
Für ihren Betrieb Oma Rosa baut Melanie Wentzel-Terrahe ein eigenes Mehrweg-Pfandsystem auf. © Tim Schulze

Die Stadt Dortmund will nun Gastronomen bei der Einführung von Mehrwegsystemen unterstützen und die Verbreitung voranzubringen. Dafür schlägt die Wirtschaftsförderung vor, 150.000 Euro, die für Mehrwegbecher vorgehalten wurden, freizugeben. Vorgesehen ist eine 500-Euro-Förderung je Ausgabestelle für die Einführung eines Mehrwegsystems, die Betrieben als Anreiz dienen soll.

Mit 100.000 Euro könne man 200 Ausgabestellen in Dortmund für ein Jahr finanzieren, heißt es. Jeweils 25.000 Euro sollen in eine das Förderprogramm begleitende Kampagne und die Einführung eines Pfandsystems für städtische Ausgabestellen fließen.

Die Förderung soll insbesondere für die beiden von der Stadt favorisierten Mehrwegsystem-Anbieter Recup und Cuna angeboten werden, heißt es.

Als erstes Gremium beschäftigte sich der Ausschuss für Wirtschafts-, Beschäftigungsförderung, Europa, Wissenschaft und Forschung am Mittwoch (25.1.) mit den Vorschlägen.

Silvya Ixkes-Henkemeier von der SPD-Fraktion sagte, sie habe damit gehadert, dass kein einheitlichen Pfandsystem für Dortmund geplant sei. Zudem hätte sie sich gewünscht, dass das Thema bereits zu einem früheren Zeitpunkt diskutiert worden wäre.

Auch Manfred Sträter von der Fraktion Linke+ äußerte die Befürchtung, „dass wir damit etwas spät in die Gänge kommen“. Die Stadt Frankfurt beschäftige sich seit 2018 mit dem Thema.

Der Ausschuss empfahl mehrheitlich die Vorschläge der Wirtschaftsförderung. Nur der AfD-Vertreter war dagegen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nach der Sitzung des Wirtschafts-Ausschusses aktualisiert.

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