Dortmunder Café baut eigenes Mehrweg-Pfandsystem auf Inhaberin erklärt den Grund

Dortmunder Café baut eigenes Mehrweg-Pfandsystem auf
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Melanie Wentzel-Terrahe hatte es schon mal mit einem externen Mehrweg-Pfandsystem probiert. Das sei noch vor Corona gewesen, sagt die Inhaberin des Cafés Oma Rosa an der Chemnitzer Straße. Ihre Kunden seien jedoch nicht auf das Angebot eingestiegen. „Das bot keinen Mehrwert“, sagt die Gastronomin rückblickend.

Damals stampfte sie das System einfach wieder ein. Seinerzeit gab es allerdings auch noch keine Mehrweg-Angebotspflicht. Diese ist zum 1.1.2023 in Kraft getreten. Heißt: Größere Betriebe, die Speisen und Getränke zum Mitnehmen oder Liefern anbieten, müssen neben Einweg- auch Mehrwegbehälter bereitstellen. Letztere sollen die Kunden natürlich auch wieder abgeben, weswegen ein Pfandsystem erforderlich ist.

Lieber eigenständig

Melanie Wentzel-Terrahe blieb keine Wahl: Entweder sie schließt sich einem bestehenden Mehrweg-Pfandsystem an oder sie baut ein eigenes auf. Vertreter von solchen Pfandsystemen hätten ihr die Bude eingerannt, berichtet sie. Doch Wentzel-Terrahe setzt lieber auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Seit Jahresbeginn bietet sie wieder verwendbare Kaffeebecher (1 Euro Pfand) und Schalen (5 Euro Pfand) an - mit Oma-Rosa-Branding.

Die Gastronomin macht keinen Hehl daraus, dass sie die Becher und Schüsseln ohne die Vorgabe durch die Verpackungsverordnung nicht im Sortiment hätte. Denn ihr To-go-Geschäft sei sowieso nicht so stark ausgeprägt. Die Oma-Rosa-Kunden lieben das Beisammensitzen in dem gemütlichen Café.

Beliebte Weckgläser

Und bei ihren Catering-Aufträgen setze sie ohnehin schon lange auf Mehrweg. „Das kommt alles zu uns zurück.“ Melanie Wentzel-Terrahe betont, dass Oma Rosa seit jeher Wert auf Nachhaltigkeit lege. Sie verweist auf die Weckgläschen, die es seit der Eröffnung vor sechs Jahren gebe. Wer eins mitnehmen möchte, zahlt 2,50 Euro Pfand. Die Gläschen seien beliebt, und längst nicht alle seien zu ihr zurückgekommen. „Manche sind wohl auch bei Kunden im Schrank gelandet“, sagt Wentzel-Terrahe und lächelt.

Das war ein Grund, weshalb die neuen Mehrweg-Becher und -Schüsseln in Oma Rosa nicht zu hübsch werden durften. Wentzel-Terrahe konzentrierte sich auf Praktikabilität statt auf Design. Schließlich sollen die Kunden die Behältnisse auch wieder zurückgeben.

Viele verschiedene Systeme

In Dortmund sind mindestens sechs betriebsübergreifende Mehrweg-Pfandsysteme für die Gastronomie vertreten. Das bekannteste System heißt Recup. Die Idee ist, dass sich möglichst viele Betriebe einem System anschließen, sodass die Kunden etwa ihren Kaffee zum Mitnehmen in dem einen Café kaufen und den leeren Becher in einem anderen wieder abgeben können.

Inhaberin Melanie Wentzel-Terrahe im Café Oma Rosa.
Inhaberin Melanie Wentzel-Terrahe im Café Oma Rosa. © Thomas Thiel

„Die Idee ist toll“, findet Wentzel-Terrahe. Allein: Bei ihr habe diese nicht funktioniert. Die Gastronomin sagt: „Die Leute müssen auch mitziehen.“ Sofern dies nicht der Fall sei, möchte sie sich nicht von einem Partner wie Recup abhängig machen. Wentzel-Terrahe betont: „Wenn jetzt plötzlich 20 Leute mit einem Recup-Becher vor meiner Tür stehen, bin ich die letzte, die sich dagegen sperrt.“ Bis dahin sieht sie jedoch keinen Grund, in „fremde Hände“ zu wirtschaften. Lieferando lehnt Wentzel-Terrahe beispielsweise ebenfalls ab.

Neuer Oma-Rosa-Laden

Künftig werden Speisen zum Mitnehmen eine größere Rolle bei Oma Rosa einnehmen. Denn Melanie Wentzel-Terrahe erweitert ihren Betrieb. In dem neuen Laden gegenüber dem Café entsteht nicht nur die Oma-Rosa-Zentrale, sondern ebenfalls der Standort für den Außer-Haus-Verkauf. In der Küche sollen Back- und Kochkurse stattfinden. Die Eröffnung ist für den 3. Februar geplant - zum sechsten Geburtstag von Oma Rosa.

Melanie Wentzel-Terrahe stellt in Aussicht, ihr eigenes Mehrweg-Pfandsystem weiter auszubauen, wenn der Außer-Haus-Verkauf an Fahrt aufnimmt. Sie plant hübschere Behältnisse, mit denen sie die Marke Oma Rosa noch bekannter machen kann. Davon verspricht sie sich auch, ihre Gäste langfristig an den Betrieb zu binden.

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