
© Gaby Kolle
Stadt verbietet Schotterbeete, legt aber selbst welche an – und das mit voller Absicht
An der Thier-Galerie
Wer dieser Tage den Kreisverkehr vor der Thier-Galerie umfährt, wundert sich. In der Mitte ein rundes Schotterbeet, obwohl die Stadt selbst das in Neubaugebieten verbietet. Wie kann das sein?
Schön hat das große runde Beet inmitten des Kreisverkehrs vor der Thier-Galerie schon längst nicht mehr ausgesehen. Alles verwildert. Dann kam im Mai der Ausbildungs-Trupp des Tiefbauamtes, um die Beetfläche neu zu gestalten. Was zurückblieb, war eine Steinwüste mit ein paar kleinen Pflänzchen.
„Das kann doch nicht wahr sein. Ein Schotterbeet! Und das, obwohl die Stadt selbst so etwas aus ökologischen Gründen in Neubaugebieten verbietet“, mögen manche mit versteinertem Blick gedacht haben. Schließlich, so haben es die Politiker im Umweltausschuss gelernt, leiden Luftqualität und Artenvielfalt durch solche Hitze-Inseln.
Summen und Brummen im Kreisverkehr
Doch auch wenn es noch nicht so aussieht – das Schotterbeet im Kreisverkehr hat wenig mit der lebensfeindlichen Umgebung der Vorgärten des Grauens gemeinsam. Während beim Schottergrau vor der Haustür der Stein als sogenanntes Zierwerk im Vordergrund steht, in Kombination mit ökologisch nicht wertvollen Gehölzen wie Thuja, soll es im nächsten, spätestens im übernächsten Jahr auf dem Kreisverkehr nur so summen und brummen. Der städtische Gärtnermeister Sebastian Porzybot und der Landschaftsarchitekt Heiko Just haben die Herrichtung und Bepflanzung des Beets gemeinsam mit den Auszubildenden genau durchdacht.
Zudem wurde anders als bei den Steinwüsten in den Vorgärten, die mit einem Vlies vom Erdboden getrennt sind, für den Kreisverkehr der Boden durch das Einarbeiten von Sand abgemagert; denn der Boden muss für die verwendeten 13 Staudenarten „durchlässig, sandig und darf nicht zu nährstoffreich sein“, erklärt Sebastian Porzybot.
Mineralische Mulchschicht
Um den klimaerprobten Tulpenbaum wurden Dauerblüher für warme, vollsonnige und trockene Standorte gepflanzt, darunter Storchenschnabel, Fetthenne, Steppen- und Prachtkerze, Blut-Weiderich, Argentisches Eisenkraut, Rauher Sonnenhut, aber auch verschiedene Gräser und China-Schilf. Da sie als Nahrung für Bienen und kleine Insekten dienten, hätten sie für die Umwelt einen hohen ökologischen Nutzen, sagt Heiko Just.
Aber wozu das Gestein? Die fünf bis sieben Zentimeter dicke Schicht aus Kalksteinsplitt diene als mineralische Mulchschicht. Die halte den Boden länger feucht. Und auf diesem mageren Untergrund, den erhitzten Steinen ohne Nährstoffe und Wasser, sei auch für Wildkräuter das Überleben schwer, so der Gärtnermeister. Außerdem würden die Stauden sich selbst aussäen mit dem Effekt, „dass von der Mineral-Mulchschicht in absehbarer Zeit immer weniger zu sehen sein wird.“
Aus Pflanzschema wird buntgesprenkelter Blütenteppich
Die Stauden wurden von den Auszubildenden nach einem vorgegebenen, auch höhengestaffelten Pflanzschema eingesetzt. So schwenkt sich das Federgras rund um das rote Nashorn von Radio 91.2, das seit Montag seinen Stellplatz im Beet hat. Doch im Laufe der Zeit werde sich das Pflanzschema auflösen zugunsten eines buntgesprenkelten Blütenteppichs, prophezeit Porzybot. Durch die Gräser werde das Beet auch im Winter zum Hingucker. Zudem würden im Herbst Blumenzwiebeln fürs nächste Frühjahr gepflanzt.
Wie das Beet später mal aussieht, das vermitteln bereits im Ansatz drei solcher Beete in Hörde, die auf den Kreisverkehren Hermanstraße, Bahnhofstraße sowie Hochofenstraße angelegt wurden. Porzybot und Just zeichnen für alle gärtnerischen Hotspots in der Innenstadt verantwortlich. Dazu zählen auch die Beete vor dem Stadthaus und im Stadtgarten.
Keine leichte Aufgabe
„Die Planung für das Beet vor der Thier-Galerie hat im vergangenen Herbst begonnen“, berichtet Porzybot. Für die Auszubildenden keine leichte Aufgabe, die Stauden-Kombination nach Boden- und Sonnenansprüchen sowie Trockenheits-Toleranz auszusuchen, „aber eine schönes Projekt“, sagt Porzybot.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
