Stadt: Intown will Hannibal bis 2020 komplett neu gestalten

Wohnkomplex in Dorstfeld

Intown hat am Dienstag der Stadt seine Pläne für den Dorstfelder Hannibal vorgestellt. Die sind überraschend konkret. Laut Stadt will der Betreiber den Hannibal bis 2020 komplett neu gestalten.

Dorstfeld

, 14.08.2018, 16:42 Uhr / Lesedauer: 3 min
Wie es mit dem Wohnkomplex Hannibal weitergehen soll, haben Stadt und Intown am Dienstag besprochen.

Wie es mit dem Wohnkomplex Hannibal weitergehen soll, haben Stadt und Intown am Dienstag besprochen. © Stephan Schütze (Archiv)

Knapp ein Jahr nach der Zwangsräumung des Hannibals in Dorstfeld gibt es Pläne, wie Wohnen dort künftig wieder möglich sein soll. Statt einer Sanierung der Gebäude, strebt Intown offenbar eine umfassende Umgestaltung der Gesamtstruktur des Wohnkomplexes an. Bis 2020 will Intown die Planungen in die Tat umsetzen.

Die Intown-Pläne hat am Dienstag Ludger Wilde vorgestellt. Der Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen hatte sich mit dem Intown-Geschäftsführer Sascha Hettrich zu einer Art Hannibal-Gipfel getroffen. Mit dabei waren Feuerwehr und Bauaufsicht auf der städtischen Seite und Architekten und ein von Intown eingesetzter Brandschutzbeauftragter.

Das Gespräch sei auf Bitten von Intown zustande gekommen, betonte Wilde. Bisher standen Stadt und Unternehmen eher auf unterschiedlichen Seiten, schließlich hatte die Stadt im September 2017 den Hannibal aufgrund „erheblicher Brandschutzmängel“, wie es damals hieß, räumen lassen. Intown-Geschäftsführer Sascha Hettrich hielt im Gespräch mit dieser Redaktion dagegen, die Mängel seien „nicht relevant“, eine Räumung nicht notwendig gewesen.

Stadt zu den Intown-Plänen: „Das klingt spannend“

Beim Gipfel am Dienstag dann so etwas wie eine Annäherung: Der Intown-Chef stellte vor, wie er sich den künftigen Hannibal vorstelle, Ludger Wilde von der Stadt hörte zu und bewertete: „Das klingt spannend.“

Intown wollte sich nicht zu den Details der Planungen äußern. „Wir nennen noch keine Details, solange uns keine Baugenehmigung vorliegt“, sagte Intown-Sprecher Robert Döring im Gespräch mit dieser Redaktion. Erst wenn man den Stempel der Stadt habe, werde man die Pläne öffentlich präsentieren. Wilde stellte auf Nachfrage einige Einzelheiten der Öffentlichkeit vor.

Mehr Konzentration auf Studenten

Grundsätzlich sollen völlig unterschiedliche Mitangebote dort etabliert werden. „Es soll einen veränderten Nutzungsmix dort geben“, berichtet Wilde aus dem Gespräch. Ein Schwerpunkt soll dort auf Wohnungen für Studenten gelegt werden. Gerade die Wohnungen in den unteren Geschossen würden dafür verkleinert, um bezahlbaren Wohnraum für diejenigen zu schaffen, die klein und günstig mieten wollen.

Man denke da zunächst wegen der Nähe zur Universität an Studenten, aber auch ältere Alleinstehende hätten in der Stadt Probleme, eine passende Wohnung zu finden. Ihnen würde ein Angebot gemacht, so Wilde.

Kiosk, Café und eine Wäscherei im Erdgeschoss

Im Erdgeschoss des Wohnkomplexes soll es künftig keine Wohnungen mehr geben. Stattdessen beabsichtige Intown laut Wilde, dort Service- und Dienstleistungsangebote zu schaffen.

So soll es dort einen Kiosk, ein Café, eine Wäscherei, einen Fahrraddienstleister geben. Auch der Service für die Mieter soll dort untergebracht sein. Auch große Wohnungen mit bis zu vier Zimmern fehlten in Dortmund. Die soll es im Hannibal künftig ebenfalls geben. Große Familie könnten dort einziehen.

Eingänge in den Hannibal sollen die Seiten wechseln

Die Zugangssituation solle sich ändern: Statt bisher von der Westseite in das Gebäude zu gelangen, sollen Mieter künftig von Osten her die Wohnungen betreten können.

„Das bietet sich wegen des Zugangs zur S-Bahn-Haltestelle und dem Parkplatz auf der Seite an“, so Wilde. Die Terrassenseite des Gebäudes würde so auf der ruhigen Wohnseite liegen.

Wilde hält Zeitplan für Umbau für realistisch

Wilde bewertete die Pläne positiv: „Das Ganze macht vom Konzept her durchaus Sinn“, sagte er gegenüber Medienvertretern. Auch den angestrebten Zeitplan halte er für realistisch.

Demnach werden Intown bis zum Jahresende einen Bauantrag bei der Stadt Dortmund stellen, innerhalb eines halben Jahres werde dieser geprüft, und falls stattgegeben, könne Intown dann Mitte 2019 beginnen zu bauen.

Brandschutz ist der Haken

Ob die Stadt angesichts der Vorgeschichte mit Intown genauer hinsehe? „Wir prüfen immer genau“, sagt Wilde. „Der Schlüssel, damit es mit einer Genehmigung klappt, ist die Vorabstimmung“, so Wilde.

Ein Haken stellt aktuell noch der Brandschutz dar. Wilde: „Wir müssen neue Brandschutzvorschriften zugrunde legen, es handelt sich beim Hannibal jedoch um ein Altgebäude.“ Es sei aber bei Bestandsimmobilien aber nicht ungewöhnlich, dass es da Diskussionen gibt. Intown hatte sein Brandschutzkonzept vorgestellt, müsse noch nachbessern, aber ein K.o.-Kriterium sei nicht dabei gewesen“, so Wilde.

Streit vor Gericht zwischen Intown und Stadt geht weiter

Bei aller Euphorie für die Pläne bleibe auf der anderen Seite die Auseinandersetzung vor Gericht, die die Stadt mit Intown führe. In dem Streit geht es um die Frage, ob die Räumung angemessen war, oder nicht. Eine Entscheidung werde im nächsten Jahr erwartet. Dabei geht es auch um Kosten etwa für die Räumung, die die Stadt Intown in Rechnung stellen kann.

Die Miete für die 38 städtischen Wohnungen, in denen derzeit noch 38 geräumte Familien untergebracht sind, werde Intown nicht zahlen müssen. Wilde: „Wir hätten die Menschen ja nicht aufnehmen müssen.“

Intown: „Wir wollen schnell Abhilfe schaffen“

Intown begrüßte die Annäherung mit der Stadt. „Wir wissen um die angespannte Lage und wollen da schnell Abhilfe schaffen“, so Intown-Sprecher Döring. Auch das Brandschutzthema werde gelöst werden, sagte er. Auch kündigte er an, dass die bestehenden Mietverträge eingehalten würden, Mieten für Bestandsmieter also nicht teurer würden.

Daran will der Mieterverein Intown messen. Auch zu den Plänen äußerte sich Geschäftsführer Rainer Stücker skeptisch: „Wir kennen die Qualität der Pläne nicht. Es klingt eher positiv, die Frage ist aber, werden sie auch realisiert werden?“ Entscheidend sei, ob das, was mit Blick auf den Brandschutz verändert werde, ausreiche. „Unglücklich wäre, wenn Dortmund nun jubelt, und am Ende kommt doch alles ganz anders.“

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