Die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe haben die Reißleine gezogen. Mit Ablauf des 31.12.2023 ist für die privat organisierte Sportwelt Dortmund, Betreiberin von acht städtischen Hallen- und Freibädern, in ihrer jetzigen Form Feierabend. Beide Seiten, sowohl die Sportwelt, als auch die Stadt, waren in einer jahrelangen Dauerschleife aus gegenseitigen Schuldvorwürfen, Intrigen und Ränkespielen gefangen. Fast immer ging es um Geld, Macht und Einfluss.
Die unzähligen Gespräche und Schlichtungsversuche der Politik haben daran bislang wenig geändert. Auch der eigens ins Leben gerufene Beirat, der lediglich „Empfehlungen“ geben konnte, ist nie über die Rolle eines zahnlosen Tigers hinausgekommen. Selbst Bürgermeister Norbert Schilff, seit geraumer Zeit als „Moderator“ zwischen den Welten unterwegs, sah sich zwischenzeitlich der Verzweiflung nahe. Die Kündigung des Betriebsführungsvertrages mit der Sportwelt ist ein unzweifelhaft harter, aber eben notwendiger Schnitt.
Der SSB als Retter in der Not
Kein Wunder, dass die Stimmung der rund 60 voll- und teilzeitbeschäftigten Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung am Mittwoch (21.6.) am Boden war. Sie stehen vor Kündigungen und haben schlicht Angst um ihre Jobs – auch wenn die Stadt bereits die Zusicherung macht, sie in eine neu aufgestellte Bäder-Gesellschaft mitnehmen zu wollen. Die ersten Mitarbeiter haben bereits hingeworfen und sich Badbetreiber gesucht, die deutlich besser zahlen. Die Sportwelt Dortmund, abhängig von den Einnahmen durch Badbesucher und den jährlichen Betriebskostenzuschüssen der Stadt, kann das offenbar nicht. Vom TVÖD, dem allseits gängigen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, ist sie jedenfalls weit entfernt.
Nun also soll der Stadtsportbund (SSB) Dortmund als Retter in der Not herhalten und neuer Mit-Gesellschafter der Sportwelt werden. Während sich Geschäftsführer Matthias Grasediek („Wir sind bereit zu überlegen“) eher noch vorsichtig äußert, wird SSB-Vorstandsvorsitzender Thomas Friedhoff deutlicher. Man habe bereits „die Absicht bekundet, in die Sportwelt einzusteigen“, sagt Friedhoff. Dabei sei der SSB aber abhängig von anderen, betont Friedhoff.
Im Klartext: Bevor es soweit ist, muss einer von drei Sportwelt-Gesellschaftern seinen Stuhl freimachen. Gemeint ist nicht die DLRG; auch nicht der Kreisverband Schwimmen. Gemeint ist der Gesellschafter Grüne Schule, hinter der Rolf Makowka steht. Makowka gilt, vorsichtig formuliert, als durchaus beharrlich. Doch der Druck, seine Anteile abzugeben, dürfte jetzt erst recht steigen. Es liegt nun in seiner Verantwortung, den Weg freizumachen.
Sportwelt-Chef ist überlastet
Nach aktueller Lage käme der Einstieg des SSB in die Sportwelt Dortmund einem Sprung ins kalte Wasser gleich. Ein Blick auf die Zahlen des zurückliegenden Geschäftsjahres 2022 würde helfen – sie liegen aber nicht vor. Und sie werden entgegen der Planung auch bis Ende Juni nicht vorliegen. Der einzig amtierende Sportwelt-Chef Jörg Husemann ist heillos überlastet und bedarf dringend der Unterstützung. Er ist lediglich nebenamtlich als Geschäftsführer tätig. Sein Arbeitsvertrag endet bei 50 Stunden pro Monat, eigenen Angaben zufolge kommt er auf „rund 200 Stunden pro Monat“. Gesunde Strukturen sehen anders aus.
Es gibt keinen anderen Weg: Die Sportwelt Dortmund gGmbH muss endlich in ruhiges Fahrwasser kommen. Auch im Sinne der Stadt Dortmund: Würde sie die Bäder in Eigenregie führen, müsste der Kämmerer pro Jahr rund fünf Millionen Euro zusätzlich in die jährlichen Ausgaben einbuchen. Wer will das schon? Der SSB wäre für den Neustart ein guter und tragfähiger Partner. Und was die Stadt Dortmund betrifft: Eine Kündigung lässt sich auch rückgängig machen.
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