Dortmund verkaufte Stadtmauer-Steine - jetzt steht Spendensumme fest „Wir sind überwältigt“

„Wir sind überwältigt“: Stadt nennt Spendensumme der Stadtmauer-Aktion
Lesezeit

Von dem Erfolg der Aktion sind alle Beteiligten begeistert: Am Sonntag (6.11.) sind auf dem Alten Markt rund 2000 Steine der mittelalterlichen Stadtmauer, die Leitungen für das DEW-Fernwärmenetz weichen mussten, an Dortmunderinnen und Dortmunder ausgegeben worden - gegen eine Spende.

Der Erlös kommt dem Dortmunder Kinderschutzbund zugute, der sein Dach reparieren muss. Insgesamt ist eine Summe von mehr als 21.000 Euro zusammengekommen, teilt die Stadt einen Tag nach der Aktion mit.

„Jenseits unserer Vorstellung“

„Der Erfolg der Aktion liegt jenseits unserer Vorstellung“, sagt Stadtarchäologe Ingmar Luther. Eingebracht haben diese Geldsumme 767 der rund 2000 Steine. Zumindest ist diese Zahl an Zertifikaten ausgestellt worden, die die Echtheit der Steine nachweisen. Dafür sind die Steine fotografiert und vermessen worden.

Stundenlang standen die Menschen dafür in einer fast 100 Meter langen Schlange an. Wegen des großen Andrangs hat man das Ende der Aktion von 18 Uhr auf 20 Uhr verschoben. „Wenn wir damit gerechnet hätten, hätten wir noch mehr Stellen zur Katalogisierung der Steine und weitere Kassen aufgebaut“, sagt Luther.

Martina Furlan, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes, dem die Spenden für die Reparatur des Vereins-Dachs zugutekommen, hat am Sonntag auch einige kritische Stimmen vernommen, die das lange Warten bemängelt haben.

Aber auch sie betont: „Niemand hat mit diesem Andrang gerechnet. Wir sind überwältigt. Ein riesiges Dankeschön an die Mitarbeitenden, die das in ihrer Freizeit übernommen haben, und natürlich auch an alle Dortmunderinnen und Dortmunder, die sich so lange geduldet und so viel gespendet haben“, sagt Furlan.

Teils Stunden warteten die Menschen, um ihre Steine katalogisieren zu lassen. Es bildete sich eine lange Schlange.
Teils Stunden warteten die Menschen, um ihre Steine katalogisieren zu lassen. Es bildete sich eine lange Schlange. © Stadt Dortmund

Das Dach bekäme man mit der Summe von mehr als 21.000 Euro zwar nicht gedeckt. „Dafür brauchen wir etwa das Zehnfache“, sagt die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes. Aber es sei ein toller Anfang. „Wir hoffen auf weitere Spendenaktionen.“

Telefon steht nicht still

In der Denkmalbehörde steht das Telefon einen Tag nach der Aktion nicht still, teilt die Stadt mit. Viele Bürgerinnen und Bürger würden sich erkundigen, ob sie auch noch einen Stein bekommen können. „Das bekräftigt uns darin, dass wir schnell wieder eine solche Aktion anbieten sollten“, sagt Ralf Herbrich, der Leiter der Denkmalbehörde.

Er bitte um Verständnis, dass man keine Termine für eine Einzelabholung der Steine anbieten könne und warb um Geduld auf eine neue Aktion.

„Für mich als Archäologen sind die Steine natürlich besonders, aber dass die Dortmunder sich auch so für die Alte Stadtmauer begeistern, ist toll“, sagt Stadtarchäologe Ingmar Luther. „Es zeigt, wie hoch die Identifikation und das Interesse der Menschen mit und an ihrer Stadt ist.“

Grabstein für die Mutter

Auch sein Telefon habe am Montag unablässig geklingelt. Luther ist aber nicht nur vom Interesse, sondern auch von der Spendenbereitschaft der Menschen begeistert. „Wenn ich gefragt worden bin, welche Spende wir für bestimmte Steine erwarten, hat niemand nach unten verhandelt, sondern eigentlich immer etwas draufgelegt“, sagt Luther. „Statt 70 Euro haben die Menschen dann 100 Euro gegeben.“

Stadtarchäologe Ingmar Luther präsentiert einen der Steine der mittelalterlichen Stadtmauer. Mit dem Andrang am Sonntag hätte er nicht gerechnet.
Stadtarchäologe Ingmar Luther präsentiert einen der Steine der mittelalterlichen Stadtmauer. Mit dem Andrang am Sonntag hätte er nicht gerechnet. © Lukas Wittland

Die größte Einzelspende lag bei 150 Euro für einen Schmuckstein vom Schwanenwall, teilt die Stadt mit. Auch einzelne Institutionen haben eine Spende in Höhe von mehreren Hundert Euro für einen großen Stein angekündigt. Diese Spenden sind in der Summe von Sonntag aber noch nicht enthalten.

Die Steine werden übrigens nicht nur in den Gärten der Dortmunder landen, sondern sollen auch im Aquarium oder sogar als Grabstein für die Urnenbestattung der Mutter Verwendung finden. Einige werden aber wohl auch unterm Weihnachtsbaum liegen.

Dortmunder warten Stunden, um Stadtmauer-Steine zu kaufen: Gereon Kater kam direkt mit der Schubkarr

Dortmunds mittelalterliche Stadtmauer erblickt das 21. Jahrhundert

Fast 1000 Jahre alt: Archäologen finden Dortmunds älteste Straße