So kannten ihn seine Gäste: DJ Mimmi vor seinem Musikregal und der Tanzfläche im Spirit.

© Nils Foltynowicz

Spirit-DJ Mimmi ist tot: Nur Anfänger trugen bei ihm saubere Schuhe

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Eine Legende des Dortmunder Nachtlebens ist tot. Demetre Theophilopoulos, besser bekannt als DJ Mimmi aus dem Spirit, ist gestorben. Ein Nachruf voll mit Kopfschmerzen und blauen Flecken.

Dortmund

, 11.10.2020, 10:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

Unsere Redaktion hatte mal eine Artikelserie mit dem Titel „Legenden des Nachtlebens“. Da ging es um ehemalige Clubs und Discos - doch zu kaum einer Person passt dieser Begriff so gut wie zu DJ Mimmi. Die Institution aus dem Brückstraßenviertel ist am Samstag (10.10.) gestorben.

Generationen von Dortmundern kannten den rundlichen DJ mit den langen Haaren, der im Spirit auf seiner Empore über der Tanzfläche wie auf einer Kanzel thronte. Aber nicht viele kannten seinen bürgerlichen Namen - und noch weniger können ihn richtig schreiben: Demetre Theophilopoulos, so hat er es zumindest einem Kollegen unserer Redaktion mal buchstabiert. 63 Jahre alt ist der gebürtige Grieche nur geworden.

Helle T-Shirts blieben häufig nicht hell

Bei Mimmi im Spirit war vieles ein bisschen anders. Zum Flirten ist kaum jemand in diesen Club gegangen, sondern für stundenlange Kicker-Schlachten oder um sich nass geschwitzt gegenseitig umzupogen. Spirit-Anfänger konnte man immer ganz einfach erkennen: an sauberen Schuhen.

Niemand, der schon mal in dem Laden war, zog beim zweiten Besuch saubere Schuhe an. Und eigentlich auch kein helles T-Shirt, weil auf der rutschigen Tanzfläche ständig die Gefahr bestand, dass auch das Oberteil Bekanntschaft mit den dunklen Pfützen auf dem Boden machen könnte. Und genau das haben wir geliebt.

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Jeder, der ins Spirit kam, musste an Mimmi vorbei. Neben der Garderobe war die Tür zu seinem kleinen Platten-Reich. Und an der Tür, hinter der unzählige CDs lagerten, stand ein Spruch, den viele Leute sehr ernst genommen haben: „Wer hier klaut, stirbt.“ Mimmi war ein Phänomen, der hat so viel Freude verbreitet. Aber niemand von uns hätte sich je getraut, ihm einen blöden lustig gemeinten Spruch zu drücken.

In unserem Freundeskreis gibt es so viele unvergessliche Spirit-Abende. So wild wie wir zu „Killing in the Name“ von Rage Against The Machine rumgesprungen sind, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand von uns ins Krankenhaus musste.

Für Stagediving sollte man anderen Menschen Bescheid sagen

Und tatsächlich, im Sommer 2012 hat der Autor dieses Textes gelernt, dass man den Leuten um sich herum auf der Tanzfläche Bescheid sagen sollte, wenn eine ausgewachsene junge Frau zum Stagediving in die Menge springen will. Das Ergebnis war trotz nächtlichen Ausflugs in die Notaufnahme wie immer im Spirit: ordentliche Kopfschmerzen, ein paar blaue Flecken, aber keine bleibenden Schäden.

Demetre Theophilopoulos war rund 40 Jahre lang Teil des Dortmunder Nachtlebens, er hat schon für die Eltern seiner späteren Gäste aufgelegt. Doch im Sommer 2017 war Schluss mit dem Spirit. Das wirkliche Ende wurde zwar noch ein paar Monate herausgezögert, aber dieser erste letzte Abend, das war ein würdiger Abschied. Als die ganze Straße voll war mit Menschen, die ein letztes Mal mit Mimmi feiern wollten.

Würde es das Spirit noch geben (und gäbe es diese Pandemie nicht), wäre es in der kommenden Woche sicher wieder rappelvoll. Um in Gedenken an den DJ, der so vielen Menschen so viele gute Nächte bescherte, anzustoßen. Still wäre dieses Gedenken aber ganz sicher nicht.