Hausbesitzer Tobias Franke ließ Balkone „einfliegen“ Ungewöhnliches Schauspiel im Kreuzviertel

Balkone eingeflogen: Kran hebt 1000-Kilo-Bauteile übers Hausdach
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Allein beim Gedanken an die schmalen Straßen des Dortmunder Kreuzviertels treibt es manchen Fahrern von Mittelklasseautos schon die Schweißperlen auf die Stirn. David Rühlemann hat am Dienstagmorgen (13.6.) aber ein echtes Ungetüm durch die Sonnenstraße bugsiert.

Der Mobilbaukran Liebherr MK 88 hat vier Achsen und wiegt 48 Tonnen. Das Gerüst auf dem „Rücken“ des Wagens kann man ausklappen und ausfahren, sodass der Kran 8 Tonnen Gewicht 30 Meter hoch in die Luft heben kann. Bei maximaler Ausladung von 45 Metern können immer noch 2 Tonnen transportiert werden. Für seinen Einsatz ist die Liebigstraße an der Ecke zur Sonnenstraße gesperrt worden.

Eine besondere Baumaßnahme am dortigen Eckhaus machte den Einsatz nötig. Denn Hausbesitzer Tobias Franke ließ zwei neue Balkone installieren - allerdings auf der Seite zum engen Innenhof. Also wurden die weitgehend fertigen Balkone von der Straße aus mit dem Kran übers Haus gehoben.

„Die Anspannung fällt etwas ab“, sagte der Bauherr gut gelaunt, kurz bevor das erste etwa 1000 Kilo schwere Element vom Boden abhob. Doch als der neue Balkon dann Zentimeter für Zentimeter an vier Ketten in Richtung Hauswand bewegt wurde, sprach sein Gesicht eine andere Sprache.

Ja, da sei er doch wieder etwas nervös geworden, als das schwere Teil so leicht baumelnd abgesenkt wurde, gab er hinterher zu. Aber es lief alles nach Plan: An Bäumen, Laternen und Schornsteinen vorbei brachte Kranführer Rühlemann das Bauteil ohne unerwünschten Kontakt an die richtige Stelle.

Winkel zur Auflage waren bereits in der Fassade verankert, auf der anderen Seite wurden noch Stelzen zwischen Balkon und Fundament eingesetzt, um für mehr Standsicherheit zu sorgen. Wenige Minuten später konnte der erste Monteur schon auf dem neuen Balkon stehen.

Die Kranführer der Firma Bracht arbeiten mit dem Unternehmen Balkonanbau zusammen.
Die Kranführer der Firma Bracht arbeiten mit dem Unternehmen Balkonanbau zusammen. © Kevin Kindel

Sehr froh sei Franke gewesen, dass die Fachfirma aus Gelsenkirchen die gesamte Organisation aus einer Hand angeboten habe: vom Architekten, der die Baugenehmigung beantragt hat, über die veranlasste Straßensperrung bis zur Beauftragung des Kranunternehmens.

Und ein ganz besonderes Lob richtete der Bauherr an seine Nachbarschaft: „Wir haben ja schon vor zwei Wochen abgesperrt, weil wir die Parkplatzsituation sehr gut kennen. Und wir sind sehr dankbar, dass sich alle an die Park- und Halteverbotszone gehalten haben und wir zum Glück niemanden abschleppen mussten.“

Im engen Innenhof gibt's sehr wenig Platz, um die Balkonelemente abzusenken.
Im engen Innenhof gibt's sehr wenig Platz, um die Balkonelemente abzusenken. © Kevin Kindel

Beim Müllwagenfahrer der EDG sorgte die Straßensperrung kurz für Unmut, ansonsten waren nur interessierte Reaktionen von Passanten wahrzunehmen. Viele zückten ihre Handys, um den Riesenkran zu fotografieren. Eine Frau, die fragte, was denn hier gearbeitet werde, antwortete auf die Erläuterung: „Mein Gott, was man nicht alles machen kann!“

Um 7 Uhr morgens rollte der Spezialkran an, gegen 15 Uhr wurde er schon wieder zusammengefaltet. Und dann konnte die Anspannung bei Tobias Franke endgültig abfallen.

Videos vom Kran gibt’s unter RN.de/Dortmund

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