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Automaten-Sprengung: „Männer griffen zu und sprangen ins rollende Auto“
Sparkasse
Erst ein dumpfer Knall, dann zwei mächtige Explosionen: Unbekannte haben in der Nacht zu Montag erneut einen Geldautomaten im Dortmunder Westen gesprengt. Anwohner erlebten die Tat vor der Haustür.
Es ist knapp eine dreiviertel Stunde nach Mitternacht an diesem Montag (28.3.): Ein Anwohner ist vor dem Fernsehen eingeschlafen. Er wird wach durch einen dumpfen Knall. „Ich habe gedacht, jemand tritt vor mein Auto“, erzählt er am Nachmittag.
Der Anwohner schaut aus dem Fenster. Er sieht, wie zwei Männer sich hinter einem Auto in einer Einfahrt verstecken. Gegenüber liegt der SB-Bereich der Sparkasse in Dortmund-Bodelschwingh.
Alexandra Barrenbrügge wohnt ein paar Meter entfernt. Sie will gerade schlafen gehen, als sie draußen das „Getöse“ hört. „Ich nehme an, dass sie versucht haben, die Tür zum SB-Bereich aufzubrechen“, erklärt sie am Nachmittag. Der Raum sei nachts verschlossen.

Laut Aussage eines Anwohners haben sich die Täter während der Sprengung in dieser Einfahrt versteckt. © Uwe von Schirp
Alexandra Barrenbrügge geht vor die Tür. Kurz danach knallt es laut, dann noch einmal. „Die Scheiben in meinem Haus haben geklirrt.“ Alexandra Barrenbrügge läuft ins Haus und alarmiert die Polizei. Sie ist nicht die einzige unter den Nachbarn.
Fluchtfahrzeug mitten auf der Straße
Der Geldautomat stand in einem Vorbau der früheren Sparkassen-Zweigstelle. Dessen Trümmer seien über die Straße bis vor die Stufen des nahegelegenen Ehrenmals geflogen.

Alexandra Barrenbrügge erlebte das Tatgeschehen vor ihrer Haustür auf der Straße. © Uwe von Schirp
Die Anwohner beobachten ein schwarzes Auto, das die Deininghauser Straße herunter rollt und mit geöffneten Türen mitten auf der Straße stehen bleibt. Der Fahrer springt heraus. Die drei Männer laufen zwischen dem gesprengten Automaten und dem Fahrzeug hin und her. „Sie haben nicht selektiert, sondern alles genommen, was die greifen konnten“, berichtet die Bodelschwingherin. „Ich hab gerufen: ‚Was machen Sie da?‘“
Eine ganze Reihe Bodelschwingher, die im Umfeld der Schlosskirche wohnen, sind auf der Deininghauser Straße oder hinter dem Fenster. Aus nächster Nähe erleben sie die Straftat. Der Anwohner gegenüber vom Tatort hat das Licht ausgeschaltet und das Fenster geschlossen. „Ich wusste ja nicht, ob sie bewaffnet sind.“
Mehrere Augenzeugen berichten dieser Redaktion, dass die Täter deutsch gesprochen hätten. „Aber es war gebrochenes Deutsch“, sagt Barrenbrügge. Sie beobachtet, wie hektisch die Täter vorgehen. „Sie haben ‚yalla, yalla, yalla‘ gerufen.“ Übersetzt aus dem Türkischen und Arabischen heißt das „schnell, schnell, schnell“ oder auch „Beeilung, Beeilung, Beeilung.“ Der Ausspruch ist mittlerweile auch Teil der deutschen Jugendsprache.
Weitere Automatensprengung in der Nacht
Am Nachmittag veröffentlicht die Dortmunder Polizei eine kurze Pressemitteilung: „Es soll sich um drei Täter gehandelt haben, die dunkel gekleidet waren.“ Alexandra Barrenbrügge beschreibt sie als „groß, muskulös und sportlich, etwa 20 bis 30 Jahre alt“. Ob sie Beute gemacht haben, stehe noch nicht fest, meldet die Polizei.
Das Fluchtfahrzeug sei ein schwarzer Kombi gewesen, erklärt der Anwohner gegenüber dem Tatort. Rücklichter und Nummernschild seien auf einer Linie gewesen, sagt Alexandra Barrenbrügge. Ein weiterer Nachbar will ein deutsches Nummernschild erkannt haben.
Wie in einem Krimi beobachten die Zeugen die Flucht. „Der Wagen rollte los, die beiden anderen Männer sind hineingesprungen, dann quietschten die Reifen“, erzählt Alexandra Barrenbrügge. Die Täter fliehen in Richtung Norden – vermutlich über die Richterstraße und den Königshalt zum Autobahnkreuz Castrop-Rauxel-Ost.

Vom SB-Center blieb nur ein Haufen Schrott, den ein Schlossereibetrieb am Montagnachmittag abtransportierte. © Uwe von Schirp
Womöglich ist die Flucht der Täter nur der Weg zum nächsten Tatort: Denn in Viersen am Niederrhein ereignet sich um 2.25 Uhr eine ganz ähnliche Tat: Ein Sparkassen-Geldautomat im Stadtteil Dülken wird gesprengt. In der Nacht berichtet die Polizei Viersen nach Zeugenaussagen von vier Tätern in einem dunklen VW Golf Kombi mit einem weißen Kennzeichen. Sie seien in Richtung Mönchengladbach geflohen.
Zur Sprengung des Geldautomaten in Bodelschwingh sucht die Polizei Dortmund weitere Zeugen. Sie können sich in der Kriminalwache unter Tel. (0231) 132-7441 melden.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
