Sorge vor neuer Gewalt-Welle an der Kampstraße Oliver Scott wünscht sich Video-Überwachung zurück

Ende der Videoüberwachung: Sorge vor neuer Gewalt an der Kampstraße
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In jüngerer Vergangenheit häuften sich Gewalttaten rund um die Kampstraße. Gewaltbereite Jugendliche liefen mitten in Dortmunds City mit Messern, Äxten oder Macheten herum. Immer wieder kam es zu Angriffen innerhalb der Gruppen oder auf Außenstehende. Oliver Scott, Inhaber eines Geschäfts an der Ecke Kampstraße und Freistuhl, erlebte die Gewaltexzesse dort häufig mit.

Ende November dann reagierten Stadt und Polizei Dortmund auf die Häufung an Gewalttaten. Kameras zur Videoüberwachung des Bereichs wurden installiert. Ein mobiler Videocontainer mit vier Kameras wurde auf dem Gehweg der Einmündung zur Straße Freistuhl aufgebaut. Zwei weitere Kameras wurden an der Kreuzung Hansastraße und Kampstraße sowie nahe der Reinoldikirche installiert.

Doch diese Maßnahme war nur vorübergehend - und wurde offiziell zum 31. Dezember beendet.

Das ärgert Oliver Scott, Inhaber des Skaterladens „Club Mumbai Palais“ am Freistuhl 3. Sein Geschäft liegt mittendrin in dem Gebiet.

Ärger und Unverständnis

Scott berichtet von katastrophalen Zuständen, von dealenden Jugendlichen und brutalen Gewalttaten. Das alles bekommt er mit.

Von seinem Büro aus kann er auf den Platz von Amiens blicken – und somit nach eigenen Angaben genau sagen, wer dort Drogen verkauft und wo sie versteckt werden.

Für das Ende der Videobeobachtung an der Kampstraße hat Oliver Scott kein Verständnis. Der nur wenige Meter von seinem Geschäft entfernt aufgebaute mobile Videocontainer habe ihm und seinen Mitarbeitern ein Gefühl von Sicherheit gegeben – und auch die Lage vor Ort habe sich während der Überwachungszeit beruhigt, so sei sein Eindruck. Andere Anlieger wie Nima Khalili, Chef der benachbarten CU-Bar, schilderten ähnliche Beobachtungen.

Der mobile Videocontainer an der Ecke Kampstraße / Freistuhl wird nach Silvester abgebaut.
Nach der Silvester-Nacht werden die Kameras an der Kampstraße wieder abgebaut. © Julien März

Abnahme an Angriffen

Auch die offizielle Zahlen, die Polizeipräsident Gregor Lange vor kurzem bei der zweiten Sicherheitskonferenz zur Kampstraße vorstellte, bestätigen das. Demnach gab es von Mitte September bis Anfang November 19 schwere Straftaten. In den vergangenen sechs Wochen sollen es hingegen nur drei gewesen sein, so Lange am 22.12. – ein signifikanter Rückgang also.

Oliver Scott befürchtet, dass die Gewalttaten rund um sein Geschäft wieder zunehmen. „Da bin ich mir sicher“, meint er. Deshalb fordert er, dass die Kameras den Bereich permanent überwachen sollen. Natürlich müsse eine solche Überwachung verhältnismäßig sein. Das sieht er aus seiner Erfahrung jedoch durchaus als gegeben an.

Scott erzählt, dass er und seine Mitarbeiter das Geschäft nach Feierabend oft nur noch gemeinsam verlassen haben. Vor einigen Monaten sei einer seiner Mitarbeiter abends aus dem Nichts angegriffen worden. Mit einer Glasflasche soll ihm ein Jugendlicher auf den Kopf geschlagen haben.

Während der Überwachungszeit habe sich die Situation entspannt. Man konnte sich wieder allein raustrauen abends. Ohne die Kameraüberwachung werden er und seine Mitarbeiter nun wohl wieder zusammen den Laden verlassen. Sicher ist sicher.

Polizei sieht keine Grundlage mehr

Die Polizei begründet das Ende der Videobeobachtung mit „einer deutlichen Reduzierung des Kriminalitätsgeschehens im beobachteten Bereich“. Daher sei es aus Sicht der Behörde nur folgerichtig, die Überwachung per Kamera einzustellen.

Diese sei schließlich eine erhebliche Grundrechtseinschränkung für viele unbeteiligte Besucher der Dortmunder Innenstadt.

Polizeisprecher Peter Bandermann versichert aber, dass die Polizei trotz Einstellung der Videoüberwachung weiterhin verstärkt Präsenz an der Kampstraße zeigen wird. Man wolle dafür Sorge tragen, „dass sich die positive Entwicklung auf der Kampstraße fortsetzt.“

Polizeipräsident Gregor Lange versichert: „Den Bürgerinnen und Bürgern und dem Handel versichere ich: Wir sind für Sie da. Wir sorgen weiter für Sicherheit.“

Die Polizei rechne aber nicht damit, dass die Einstellung der Videobeobachtung negative Auswirkungen auf die Kriminalitätsentwicklung haben wird. Bandermann verweist auf weitere Maßnahmen, die von Stadt und Polizei gemeinsam getroffen wurden, wie etwa den Einsatz der „Dortmund Guides“ oder verstärkte Polizei-Kontrollen.

Sollte es trotz verstärkter Kontrollen erneut zu einem Anstieg an Straftaten an der Kampstraße kommen, könne die Behörde eine erneute Videobeobachtung schnell umsetzen, so Bandermann.

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