
© Oliver Volmerich
Sondierungen verzögern sich: Sperrungen am Wall bleiben Dortmund noch länger erhalten
Bomben-Blindgänger
Die Suche nach Bomben-Blindgängern am Wall in Dortmund braucht mehr Zeit als erwartet. Das hat auch Folgen für die Sperrungen und Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt.
Ein wenig zerknirscht wirkte Baudezernent Arnulf Rybicki schon. Schließlich hatte es schon zu Beginn der Woche heftige Kritik des Einzelhandels an kurzfristig eingerichteten Baustellen auf dem Wallring gegeben, die in Stoßzeiten zu Staus führen.
Seit dem Wochenende finden Sondierungen statt, um mögliche Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden aufzuspüren. Eine Woche sollten die Arbeiten dauern, so die erste Ankündigung der Stadt. Jetzt steht fest: Es dauert deutlich länger.
Man sei bei den Erdarbeiten auf Probleme gestoßen – etwa Leitungen, die gar nicht oder an anderer Stelle in Karten verzeichnet waren, verkündete Rybicki.
So sieht der neue Zeitplan aus:
- Der Hohe Wall bleibt in Höhe Westentor noch bis mindestens 30. November - also eine weitere Woche - gesperrt.
- Etwas Entlastung gibt es am Hiltropwall, wo vor dem Opernhaus bald zwei Spuren statt einer Spur geöffnet sein sollen. Das soll „zeitnah“ geschehen, kündigt die Stadt an.
- Die Sperrung einer Spur an der Hansastraße in Höhe Stadtgarten jedoch bleibt voraussichtlich noch bis in die zweite Dezember-Woche bestehen.
Gerade die Baustelle an der Hansastraße mit Sperrung der Rechtsabbieger-Spur am Südwall trifft die City an empfindlicher Stelle. Es ist die zentrale Zufahrt zu den Parkhäusern im südlichen City-Bereich, die im Weihnachtsverkehr regelmäßig überlastet ist. Das sorgt für Kritik.
Er könne die Händler verstehen, sagt Rybicki. Normalerweise gelte für Baustellen im Citybereich ein „Weihnachtsfrieden“. Das könne man in diesem Jahr nicht halten, so der Baudezernent: „Aber wir tun das nicht leichten Herzens. Sorgfalt ist hier oberstes Gebot.“
Evakuierung am 12. Januar
Hintergrund der Bombensuche sind vermutete Blindgänger im Klinikviertel. Bei Sondierungen habe man Anomalien im Boden festgestellt, berichtet Klaus Bekemeier vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung.
Am 12. Januar 2020 will man dem Verdacht auf den Grund gehen, den Boden öffnen und mögliche Blindgänger entschärfen. Dazu müssen weite Teile des Klinikviertels mit tausenden Anwohnern, Seniorenheime und Kliniken evakuiert werden.
Angesichts dieses Aufwands habe man vorsorglich das gesamte Umfeld in einem Radius von 500 Metern untersucht, erläutert Rybicki. Dabei sei man bei der Auswertung historischer Luftbilder auf drei weitere Verdachtspunkte am Wallring gestoßen. Wenn sich bei den Sondierungen der Verdacht bestätigt, soll auch hier am 12. Januar weiter ausgehoben werden.
Erst dann werde man endgültige Gewissheit haben, ob eine Entschärfung nötig ist, erklärt Karl-Friedrich Schröder vom Kampfmittelbeseitigungsdienst. Für ihn, der schon Dutzende Blindgänger in Dortmund entschärft hat, gilt: „Für mich ist es immer erst eine Bombe, wenn ich sie sehe.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
