Räume eines Ex-Gartenvereins

Somaye und Maja eröffnen einzigartiges Café in Dortmunder Stadtteil

In den Ex-Räumen eines Gartenvereins in Asseln ist ein Café entstanden, das es so in Dortmund kein zweites Mal gibt: Dort werden persische Speisen serviert - und etwas, was man nicht essen kann.

Dortmund

, 17.10.2022 / Lesedauer: 3 min

Es begann mit Sperrmüll und altem Mobiliar, das Maja Zakeri und Somaye Sobhani aufwerteten. Seit der Eröffnung des Kunst-Cafés „Anar“ am 16. Oktober in Neuasseln sieht wieder alles wie neu aus: von der Theke bis zu den Hockern.

Noch in der vergangenen Woche waren die iranischen Frauen damit beschäftigt, in den Räumlichkeiten des bisherigen Gartenvereins „Einigkeit“ die Möbelstücke zu schleifen und zu lackieren. „Wir beide alleine haben alles renoviert und wieder schön gemacht“, erzählt Maja Zakeri. „Wir hatten nicht viel Geld und mussten mit wenig anfangen.“

Das Team des Kunst-Cafés „Anar“ freut sich hinter der Theke auf die Gäste © Kunst-Cafe Anar

Die langjährige Eventmanagerin verfolgt bereits seit längerer Zeit das Ziel, einen eigenen Laden aufzumachen: „Es ist einfach mein Traumjob, ein eigenes Café zu betreiben.“ Vor einigen Jahren lernte sie schließlich Somaye Sobhani in Dortmund kennen, die elf Jahre Erfahrung vorweist. Ihr Schwerpunkt: die persische Konditorei.

Kulinarik trifft Kunst: Beide Talente im Café vereint

„Seit wir uns kennen wussten wir, dass wir etwas zusammen machen“, erzählt Zakeri. Und ihre gemeinsame Projektidee nahm an Fahrt auf, als sie an „Geschmackstalente“, einem Gründungswettbewerb für Gastronomen der Dortmunder Wirtschaftsförderung, teilnahmen. „Dadurch konnten wir unser Projekt konzipieren“, so Zakeri.

Beide Frauen bringen zudem Talente mit, die sie im Kunst-Café „Anar“ verschmelzen wollen. So will Sobhani Speisen und Süßigkeiten zaubern, darunter Möhren- oder Marmorkuchen mit einer persischen Note. Während Zakeri nicht nur ihre langjährige Erfahrung aus dem Eventmanagement einbringen will.

Sekt und mehr: An der Theke fließen bald viele Getränke © Kunst-Cafe Anar

Schließlich wirkt die Absolventin der Medienwissenschaften seit Jahren auch als Künstlerin – zuletzt etwa mit einer Pop-Art-Ausstellung in Dortmund. Gerade den großen Veranstaltungsraum wollen sie daher Kreativen aus der Stadt zur Verfügung stellen – egal, ob etwa für die Fotografie, Theater oder Malerei.

„Anar“ bedeutet auf Deutsch Granatapfel

Zunächst gehe es im Kunst-Café mit Veranstaltungen los, bei denen iranische Städte mitsamt ihren kulturellen Eigenheiten vorgestellt werden. Das passe auch zum Namen ihrer Adresse: „Anar“ bedeutet auf Deutsch Granatapfel, eine Frucht, die eine wichtige Bedeutung in der persischen Kultur habe.

So sieht der Eingangsbereich aus: Das Kunst-Café folgt hier auf eine Gartenvereinsstätte © Kunst Cafe Anar

„Mit solchen Veranstaltungen wollen wir anfangen, bevor es größer und internationaler werden soll“, erklärt Zakeri. Denn ihr sei es auch ein Anliegen, mit den Veranstaltungen nicht nur eigene Landsleute anzusprechen: „Unsere Zielgruppe sind nicht nur Iraner, sondern auch Deutsche.“

Trotzdem schließe ihr Kunst-Café eine Lücke für viele Exiliraner, die in der Stadt nun einen Anlaufpunkt für Kultur und Geselligkeit haben: „In Dortmund gab es sowas noch nicht“, erklärt Zakeri. „Wenn man aus einem anderen Land kommt, muss man nicht fremd und alleine bleiben.“

Aus dem Iran geflohen: Café auch als Forum für oppositionelle Kritik

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Proteste gegen das Mullah-Regime, solle das Kunst-Café auch oppositionellen Stimmen ein Forum bieten. Damit beginne Zakeri auch selbst: mit der Ausstellung „Frauen, Zwang und Freiheit“.

Die Veranstaltung trägt den Titel eines Buches, das die Iranerin einst im Herkunftsland selbst verfasste. „Es geht um Frauen und ihren Kampf um Freiheit“, fasst die Autorin zusammen. Den Behörden im Iran gefiel die feministische Publikation nicht.

Platz zum Essen und Trinken: Hier wird aufgetischt © Cafe Anar

Zakeri musste daher nach Deutschland fliehen, wo sie nun ihre Vorstellungen initiieren kann, ohne Repressionen des Regimes zu befürchten. Und das gelte von den Kulturveranstaltungen bis zu den Getränken an der Theke, wie sie sagt: „Wir dürfen auch Alkohol verkaufen – Gott sei Dank.“

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