Kriminelle Familien-Clans: So viele Verdächtige leben in Dortmund

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Kriminelle Familien-Clans: So viele Verdächtige leben in Dortmund

rnClankriminalität

Clankriminalität steht aktuell verstärkt im Fokus der Polizei. Im ersten Lagebericht finden sich jetzt Zahlen – auch zu Dortmund. Sie sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten.

Dortmund

, 15.05.2019, 17:44 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Clankriminalität“, sagt Innenminister Herbert Reul (CDU), „ist keine Kleinkriminalität“. Reul steht am Mittwoch im Sitzungszimmer Westfalen des Landeskriminalamtes Düsseldorf. Hier präsentiert er das erste „Lagebild Clankriminalität“, es bildet den Zeitraum 2016 bis 2018 ab. Die Zahlen, die er kurz darauf verkünden wird, geben ihm recht: 104 Clans gibt es in Nordrhein-Westfalen, rund 6500 Tatverdächtige wurden in den drei Jahren ermittelt, ihnen werden mehr als 14.000 Straftaten zugeordnet. „Hotspots sind die großen Ruhrgebietsstädte“ sagt Reul. Hier vor allem Essen, gefolgt von Gelsenkirchen und Recklinghausen.

Dortmund auf dem sechsten Platz

Während in Essen zwischen Anfang 2016 und Ende 2018 2.439 Straftaten begangen wurden, waren es in Gelsenkirchen knapp 1.100, ähnlich viele wie in Recklinghausen. Auf Platz sechs dieser Liste findet sich Dortmund, hier wurden 703 Straftaten verzeichnet. Diese Zahlen lesen sich recht konkret, haben aber nur eine bedingte Aussagekraft. Denn die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Straftaten werden aus Angst vor Repressionen nicht zur Anzeige gebracht, sagt Thomas Jungbluth, Abteilungsleiter Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt. Auch regeln Clans Straftaten unter sich.

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So sind auch die Zahlen, die tatverdächtige Clankriminelle nach ihren Wohnorten einordnen, eher ein Ansatz als eine Feststellung: Auch hier liegt Essen vorne, dort weiß die Polizei von 1137 Verdächtigen. In Recklinghausen sind es 608, in Gelsenkirchen 529. Es folgen Duisburg (363) und Bochum (281). In Dortmund, wieder auf dem sechsten Platz in NRW, sollen demnach 238 Verdächtige leben, 9 von ihnen sind sogenannte Intensivtäter. Das heißt, dass ihnen in einem Jahr mehr als fünf Straftaten zugeordnet werden konnten. Die kriminelle Energie dieser Intensivtäter ist erheblich: NRW-weit stellen diese Intensivtäter zwar nur sechs Prozent der 6449 Tatverdächtigen. Diesen wenigen Menschen werden aber rund ein Drittel der 14.225 Taten zugeordnet - zu einem großen Teil sind das sogenannte Rohheitsdelikte wie zum Beispiel Körperverletzung. Es folgen Eigentums- und Betrugsdelikte.

Weitverzweigte Geschäftsfelder

Die Geschäftsfelder liegen im Betäubungsmittelhandel, im Betreiben von Shisha-Bars oder Wettbüros, im Anbieten von Security-Dienstleistungen, im Betrügen von Senioren (falsche Polizeianrufe) oder etwa im Sozialleistungsbetrug. Die Clans sind nach außen sehr abgeschottet, die eigene Familie und deren Ehre sind das Zentrum alles Handelns. Reul weiß: „Wir werden das Problem in meiner Amtszeit nicht komplett lösen.“

Ein Schaubild zu Selbstverständnis, familiärer Geschlossenheit und Namensvielfalt der Clans hängt am Mittwoch beim LKA in Düsseldorf.

Ein Schaubild zu Selbstverständnis, familiärer Geschlossenheit und Namensvielfalt der Clans hängt am Mittwoch beim LKA in Düsseldorf. © Großekemper