Im Alten Weinkeller an der Märkischen Straße bekommen Gäste seit ein paar Wochen keine Strohhalme mehr – der Umwelt wegen. Viele Diskobetreiber in Dortmund setzen auf Nachhaltigkeit.

Dortmund

, 17.07.2018, 12:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Supermärkte Rewe und Penny machen‘s, der Baumarkt Toom macht‘s, die Kaffeekette Starbucks auch: Sie alle verzichten – oder wollen es möglichst bald tun – auf Strohhalme. Auch in vielen Dortmunder Diskos ist das Thema angekommen. Denn Strohhalme werden hier Wochenende für Wochenende massenweise benutzt. Das soll sich ändern. Viele Clubbetreiber haben den Verbrauch reduziert, wollen auf nachhaltige Alternativen umstellen oder verzichten sogar ganz.

Der Weinkeller an der Märkischen Straße setzt sich seit einigen Wochen sehr stark für einen nachhaltigen Disko-Betrieb ein. Das FZW hat sogar eine Auszeichnung und auch sonst spielt das Thema Nachhaltigkeit in Clubs und Diskos eine große und immer wichtigere Rolle. Wir haben mit vielen Betreibern gesprochen. Und sechs Beispiele, was Club-Betreiber für den Umweltschutz tun:

Der Weinkeller hat viele Maßnahmen getroffen, um nachhaltiger zu werden.

Der Weinkeller hat viele Maßnahmen getroffen, um nachhaltiger zu werden. © Stephan Schütze

Weinkeller:

Steffi Oecking ist Betriebsleiterin im Weinkeller. Als sie Ende April bei einer Party mal wieder eine Thekenschicht übernahm, bestellte ein Gast einen Longdrink, zu dem er auf Nachfrage auch einen Strohhalm bekam. Der Gast nahm den Strohhalm, rührte einmal sein Getränk damit um und schmiss ihn dann auf den Boden. „Das war der Moment wo es Klick gemacht hat“, sagt Steffi Oecking. Seitdem hat sie gemeinsam mit ihrem Team etliche Maßnahmen ergriffen, um dem Weinkeller nachhaltiger zu gestalten. Vieles davon geschehe im Hintergrund, und sei für Gäste nicht immer sofort wahrnehmbar:

  • Müllvermeidung: Strohhalme gibt es im Weinkeller seit jener Situation, die Steffi Oecking erlebt hat, nicht mehr. Sie habe auch über nachhaltige Strohhalme nachgedacht, sei aber zu dem Schluss gekommen, dass Strohhalme im Club einfach nicht sein müssen. Zettel an der Theke weisen die Gäste daraufhin, zudem gab es bei Facebook einen Hinweis. „Die Reaktionen waren bislang sehr positiv“, sagt Steffi Oecking. Plastikvermeidung ist ihr besonders wichtig, deshalb habe sie auch Plastikmüllbeutel ersetzt, alle unnötigen Verpackungen würden vermieden, Getränke gibt‘s nur noch aus Glasmehrweg. Müll werde konsquent getrennt. „Statt einer Mülltonne haben wir jetzt vier“, sagt sie. Statt Papiertüchern gibt es auf den Toiletten nun Handföngeräte.
  • Energiesparen: Alle Lampen seien auf LED umgestellt worden. Überall dort, wo man nicht ständig Licht brauche, seien Bewegungssensoren eingebaut worden. Die Kühlschränke seien mit Zeitschaltuhren ausgestattet.
  • Wasserverbrauch: Die Wasserhähne im Weinkeller haben Bewegungssensoren und stoppen automatisch. Im Garten hat der Weinkeller eine Regentonne aufgestellt. Das Wasser wird zum Beispiel zum Wischen genutzt.
  • Nachhaltigkeit: „Wir haben bei unseren Partnern Nachhaltigkeitberichte angefordert“, sagt Steffi Oecking. Der Weinkeller wolle künftig mit Unternehmen zusammenarbeiten, denen die Umwelt ebenso wichtig ist. „Das ganze Team möchte da etwas besser machen“, sagt Steffi Oecking.

Das FZW hat 2014 das Green Club Label bekommen. Auf dem Foto Till Hoppe (2.v.r.) und Volker May (r.) vom FZW mit Vertretern der Energie-Agentur NRW.

Das FZW hat 2014 das Green Club Label bekommen. Auf dem Foto Till Hoppe (2.v.r.) und Volker May (r.) vom FZW mit Vertretern der Energie-Agentur NRW. © FZW

FZW:

Das FZW an der Ritterstraße hat das Thema Nachhaltigkeit schon seit einigen Jahren auf der Karte – und dafür sogar eine Auszeichnung bekommen.

  • Müllvermeidung: Das FZW, sagt Sprecher Matthias Schmidt, setze weitestgehend auf Mehrweg, mit eigener Becher-Spül- und Trockenmaschine. Bei Partys werde mit Glas gearbeitet. Das Thema Papiertrinkhalme werde in naher Zukunft umgesetzt. Aktuell würden die Restbestände der Kunststoff-Strohhalme abgebaut.
  • Energiesparen: Was das Thema Energieeinsparung angeht, ist das FZW Vorreiter in Dortmund. Seit 2014 ist der Club mit dem „Green Club Label“ ausgezeichnet. Dieses wurde von der Green-Music-Initiative und der Energie-Agentur NRW entwickelt und soll das Klimaschutzengagement von Clubs sichtbar machen. Das FZW hat in den vergangenen vier Jahren etliche Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt. Zum Beispiel: Die Heizkessel und Erhitzungszyklen wurden auf ein erlaubtes Minimum runter reguliert, einige Kühlschränke werden erst zur Veranstaltung angeschlossen und befüllt und nach der Veranstaltung wieder ausgeschaltet, die Kassen wurden so aufgerüstet, dass sie im Stromsparmodus arbeiten, im Lagerraum gibt es Bewegungsmelder für Licht, Energiesparlampen wurden eingebaut.

Die Lichter der mehr als 40 Jahre alten Spiegeldecke im Oma Doris wurden auf LED umgestellt.

Die Lichter der mehr als 40 Jahre alten Spiegeldecke im Oma Doris wurden auf LED umgestellt. © Nils Foltynowicz

Oma Doris:

Das Oma Doris – früher Tanzcafé Hösels – am Platz von Leeds ist eine der ältesten Diskos der Stadt. In den 70er-Jahren wurde es eröffnet.

  • Müllvermeidung: Strohhalme gibt‘s in der Oma Doris nur noch auf Wunsch.
  • Energiesparen: Die komplette Beleuchtung, auch bei der 40 Jahre alten Spiegeldecke auf der Tanzfläche, sei auf LED umgerüstet, sagt Beteiber Ben Bolderson.
  • Wasserverbrauch: Die Wasserhähne auf den Toiletten stoppen zudem automatisch, um Wasser zu sparen.

In der Großmarktschänke wird Plastik vermieden, wo es nur geht.

In der Großmarktschänke wird Plastik vermieden, wo es nur geht. © Cosmotopia

Großmarktschänke:

„Wir versuchen prinzipiell, Sachen zu vermeiden, die unserem Planeten nicht gut tun“, sagt das Cosmotopia-Team in der Großmarktschänke am Heiligen Weg.

  • Müllvermeidung: Strohhalme gebe es nur auf Anfrage. „Und wir vermeiden Plastik, wo es nur geht“, sagt das Cosmotopia-Team.
  • Energiesparen: Die komplette Lichtanlage wurde auf LEDs umgestellt.
  • Nachhaltigkeit: Müll werde konsequent getrennt, die Reinigungsmittel seien ökologisch. „Wir verzichten auch komplett auf Marken, die bekannter Weise gar keinen Wert auf Nachhaltigkeit oder die Umwelt legen, sondern ausschließlich und skrupellos ihren Profit im Sinn haben“, teilt das Cosmotopia weiter mit. „Wir sind motiviert, unseren Beitrag in Richtung Nachhaltigkeit zu leisten.

Daddy Blatzheim

„In vielen, kleinen Bereichen bemühen wir uns um Nachhaltigkeit“, sagt Jan Möller von der Muto Heimatgastronomie, die auch das Daddy Blatzheim im Westfalenpark betreibt. Das sei aber nicht immer ganz leicht, weil das Gebäude, in dem das Daddy Blatzheim beheimatet ist, ein städtisches und noch dazu aus den 50er-Jahren sei.

  • Müllvermeidung: Auf den Toiletten gebe es zum Beispiel Handtrockner statt Handtuchpapier. Alternativen zu Kunststoff-Strohhalmen seien bei ihnen zwar ein Thema, aber wirtschaftlich aktuell nicht umsetzbar, sagt Jan Möller.

Die Marlene Bar gibt Strohhalme nur auf Wunsch der Gäste aus.

Die Marlene Bar gibt Strohhalme nur auf Wunsch der Gäste aus. © Nils Foltynowicz

Marlene Bar

  • Müllvermeidung: In der Marlene Bar wird Mehrweg benutzt, zudem sei das Papier recycelbar, sagt Betreiber Tobias Heitmann. Strohhalme gebe es nur auf Wunsch. „Wir wollen gerne auf Papier umstellen, haben aber noch keine gute Alternative gefunden“, sagt Heitmann. Sie ganz abzuschaffen sei aktuell keine Thema, weil eben doch einige Gäste die Strohhalme wünschten.

Der Rekorder am Hafen versucht, auch möglichst nachhaltig zu arbeiten, setzt sich zudem aber auch auf inhaltlicher Ebene mit Nachhaltigkeit auseinander. Immer wieder gibt es Veranstaltungen, die das Thema aufgreifen. Zum Beispiel beim Format „Swap it - tauschen statt kaufen“. Bei dieser Veranstaltung können Gäste Dinge, die sie nicht mehr benötigen, verschenken und gleichzeitig gegen Brauchbares von anderen Gästen eintauschen. „So wird unnötiger Konsum vermieden“, sagt Malte Langer vom Rekorder. Zudem gebe es Veranstaltungen, die sich über verschiedene Kunstformate kritisch mit dem Thema Konsum auseinandersetzen.
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