
© Felix Guth
So blickt eine Gruppe Dortmunder Künstler um Günter Rückert auf die Welt
Big Gallery am Dortmunder U
Große Gedanken um die großen Dinge, umgesetzt in spannende Kunst: Das bietet die Ausstellung „über“ in der Big Gallery. Das sind drei Gründe, warum sich der Besuch der Ausstellung lohnt.
Vom 28. April bis zum 23. Juni sind Werke von Werner Block, Andrzej Irzykowski, Claudia Karweick, Kuno Lange, Philipp Pohl und Günter Rückert an der Rheinischen Straße 1 zu sehen. Die Ausstellung beschließt eine Trilogie, die der aus dem Westfälischen Künstlerbund Dortmund 2017 startete.
Nach „Mindscapes“ und „Layers“ trägt der dritte Teil den deutschen Titel „über“. Das sind drei Gründe, warum die Ausstellung einen Besuch wert ist.
1. Hier gibt es richtig was zu sehen
Die drei behängten Wände der tageslichtdurchfluteten Big Gallery werden zu einer künstlerischen Einheit. „Dadurch, dass nur sechs Künstler ausstellen, kann jeder mehr zeigen“, sagt Irmhild Koeniger aus dem Vorstand des Westfälischen Künstlerbundes. „So ist es einladend, nicht überladen“, meint Geschäftsführer Axel Mosler..
Dadurch kommen besondere Werke besonders zur Geltung. Etwa das Trypytichon von Kuno Lange, eigentlich Bildhauer, der sich mit wuchtiger Farbführung ausdrückt. Oder auch die beeindruckenden Relief-Arbeiten von Claudia Karweick. Sie entwickelt aus handgeschöpftem Büttenpapier dynamische Oberflächen mit vielen gedanklichen Anknüpfungspunkten.

Claudia Karweick stellt Reliefs aus speziellem Papier aus. © Felix Guth
2. Hier stecken richtig viele kluge Gedanken drin
echs Dortmunder Künstler blicken hier auf die Welt. Jeder auf seine andere kluge Art. Günter Rückert macht das, was er am liebsten macht: Er spielt mit Worten. In diesem Fall mit dem „nix“, auf dessen Spur er sich begibt. Daneben hängen skurrile Tierporträts. Der Rundgang durch die Galerie beginnt heiter und verdunkelt sich dann zusehends – ohne, dass das stört.

© Felix Guth
Andrzej Irzykowski zeigt bewegungsstarke Schwarz-Weiß-Bilder von verfremdeten Menschen-Silhouetten. Irzykowski ist Bildhauer, das Malen sei eine Art „Autopsychotherapie“.
Werner Block arbeitet anhand des Motives des Schild/Helm-Mannes das Verhältnis zwischen den Mächtigen und den Unterdrückten auf. Seine zwischen 1988 und 1990 entstandenen Arbeiten über die andere Seite von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ stecken voller Bezüge zum aktuellen politischen Geschehen. Bei Philipp Pohl wird aus religiösen und theologischen Motiven ein Dschungel aus Pinselstrichen, den es zu erforschen gilt.
3. Es geht um eines der spannendesten Wörter der deutschen Sprache
„Es gibt kaum ein Wort, mit dem so viele Kombinationen möglich sind und das so viele unterschiedliche Bedeutungen haben kann“, sagt Andrzej Irzykowski, gebürtiger Pole, über das „über“.
Günter Rückert liefert im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung ein 20-zeiliges Beispiel für die Brillanz dieses schlichten Wortes. In seinem Text tauchen auf: übertreiben, übersehnen, überborden, überströmen, überspitzen, überschlafen, überfrachten, überhasten, überdehnen, übermalen, überpinseln, überschichten, überdecken, überzeichnen, überflügeln, übertreffen, überwinden, überwältigen, übertrumpfen, überlappen, überwachen, überschneiden, überfliegen, überraschen, überherzen, überlieben, überglücken.
Das Überangebot ist in der Ausstellung klug sortiert.
Clauda Karweick, in deren Hörder Atelier sich die Gruppe fand, sagt: „Das Wort hat direkt mit unsere Arbeitsweise zu tun, wie bei übermalen. Aber es ist auch eine Klammer für unser gemeinsames Arbeiten.
Die Ausstellung „über“ wird am 28. April (Sonntag) um 11 Uhr eröffnet, Günter Rückert wird eine Einführung geben. Sie ist bis zum 23. Juni von Montag bis Freitag (8-17 Uhr) in der Big Gallery, Rheinische Straße 1, zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
