Das, was am Donnerstagnachmittag (29.12.) bei Facebook auftauchte, gehört in die Kategorie von Meldungen, die zuerst wie ein Scherz klingen.
Die Veranstalter des am 30.12, zu Ende gehenden „Phantastischen Lichter Weihnachtsmarkts“ in Dortmund berichten von einer „Tiertragödie“ mit einem überdimensionalen Hai und Nutrias, auch bekannt als Biberratten, in den Hauptrollen.
Was ist passiert?
Auf dem Gelände des mittelalterlichen Wintermarktes im Fredenbaumpark sorgte in diesem Jahr erstmals eine 15 Meter lange Figur eines Urzeit-Hais für Aufsehen.
„Sie war ein Eyecatcher für einen zusätzlichen Eingang zum Gelände. Sie wurde zum meistfotografierten Objekt des gesamten Fests“, sagt Gisbert Hiller von der Veranstalterfirma MPS.
Riesen-Hai stürzt auf die Seite
Doch nun liegt „Bruce“, wie der Hai getauft worden ist, hilflos auf der Seite. Verantwortlich dafür sind laut Gisbert Hiller rund 60 Nutrias, die im Teich des Fredenbaumparks leben.
Aus dem Material, das die schwere Kunststoff-Figur stützen sollte, bauten sie Behausungen für ihren Nachwuchs. Weil sie sich genau in einer Unterkonstruktion ansiedelten, mit der die Figur fest im Boden verankert war, wurde diese nach und nach instabiler.
Zurrgurte und Seile angenagt
„Sie haben an Zurrgurten und Seilen genagt und haben direkt darunter eine Burg gebaut“, sagt Hiller. Eine Winböe habe den instabilen „Bruce“ schließlich am Mittwoch (28.12.) umgeworfen und dabei stark beschädigt.
Die in Südamerika heimische Nagetierart Nutria kommt ursprünglich in Mitteleuropa nicht vor, gilt aber als „invasive“ Art. Zuletzt waren in Dortmund an der Emscher größere Gruppen der Tiere gesichtet worden. Naturschützer, aber auch Verantwortliche für den Uferschutz beobachten das aufmerksam. Die Tiere können unter anderem Schäden an Deichen auslösen.

Die Lichterweihnachtsmarkt-Veranstalter kennen die Fredenbaum-Nutrias schon länger. „Als wir hier vor sieben Jahren angefangen haben, gab es ein Paar“, sagt Gisbert Hiller. Nun sei – wohl auch bedingt durch zwei Jahre ohne Veranstaltungen – die Population sichtbar angewachsen.
Beliebt beim Publikum
„Wir haben sie auch an den Flößen gesehen, die wir hier auf dem Wasser haben. Sie sind ja eigentlich sehr possierlich und beliebt bei den Leuten“, sagt er. „Wir wollen die Tiere auf keinen Fall vertreiben.“
In Sachen „Bruce“ bedeutet der Nutria-Vorfall allerdings eine Menge Arbeit und erzeugt auch Kosten. Erst am 6. Januar sind professionelle Bergungstaucher und ein Autokran verfügbar, um den rund 1000 Kilogramm schweren Hai aus dem Wasser zu befreien.
Die Figur wird repariert, im Frühjahr wird sie wieder gebraucht, wenn die Mittelalter-Fest-Saison bei MPS wieder startet.
Mehrere Sichtungen im Park
In einem Social-Media-Post zur Sache versuchen die Lichterweihnachtsmarkt-Veranstalter die Sache mit Humor zu betrachten.
Dort heißt es: „Eine wilde Horde aus bis zu 65 cm kurzen Nutrias hat einen 15 Meter langen Megalodon gekillt - ich glaube ja, für das Verschwinden der Dinosaurier und der Megalodons war damals gar nicht ein Meteorit verantwortlich- die verdammten Biberratten waren das!“
Mehrere Dortmunderinnen und Dortmunder haben in den vergangenen zwei Jahren Videos von einzelnen Nutria-Sichtungen im Fredenbaumpark veröffentlicht. Eine größere Population in der öffentlichen Grünfläche ist bisher nicht offiziell dokumentiert.
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