Nutrias sind an der Emscher auf der Höhe von Deusen immer zu beobachten.

Nutrias sind an der Emscher auf der Höhe von Deusen immer zu beobachten. © Holger Bergmann

Nutrias in der Emscher in Dortmund: „Wir beobachten die Situation“

rnEmschergenossenschaft

Nutrias stehen auf EU-Liste der invasiven Arten und sollen eigentlich bekämpft werden. An der Emscher in Dortmund fühlen sich die großen Nager pudelwohl. Aber sie stehen unter Beobachtung.

von Holger Bergmann

Deusen

, 09.10.2022, 05:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Deusen lässt es sich gut leben, das wissen die Deusener seit vielen Jahren. Doch auch tierische Siedler sind auf den Geschmack gekommen und haben sich in Deusen an den Ufern der Emscher niedergelassen: Nutrias.

Ein ruhiger Fluss, in dem leckeres Laichkraut in Massen direkt vor den eigenen Höhlen wächst, keine natürlichen Feinde. Deusen muss den Nutrias wie ein Paradies vorkommen

Jetzt lesen

Nutrias, auch Sumpf-Bieber genannt, stammen aus Südamerika und wurden im 19. Jahrhundert unter anderem zur Fellzucht nach Europa gebracht, berichtet Wolfhard Hoth-Hohmann, Gewässerfachmann beim Nabu Dortmund.

UnkontrollierteVerbreitung

Als Felle nicht mehr gefragt waren, wurden die Zuchten geschlossen, viele Nutrias entkamen in die Natur. Nun verbreiten sie sich entlang deutscher Flussufer. An der Emscher haben sie es nun bis Deusen geschafft.

Für die Deusener und die Nutzer der Emscher-Radweges haben sie sich in diesem Jahr zu einer Kuriosität entwickelt. Die großen Nager zeigen kaum Scheu vor Menschen und lassen sich von der Emscher-Brücke wunderbar beobachten. Die Brücke ist fußläufig gut erreichbar vom Parkplatz an der Lindbergh-Straße.

Ohne Hast oder Scheu weiden die Nutrias die Pflanzen ab, die in der Emscher wachsen.

Ohne Hast oder Scheu weiden die Nutrias die Pflanzen ab, die in der Emscher wachsen. © Holger Bergmann

Für die einen ein putziges Naturschauspiel, für die anderen Schädlinge. Nutrias sind berüchtigt dafür, große Höhlen in Flussufer zu graben. Diese Höhlen stürzen regelmäßig ein und beschädigen die Uferböschungen.

Auch nützliche Eigenschaften

Vor allem deshalb stehen Nutrias auf der EU-Liste der invasiven Arten, wodurch die EU-Staaten verpflichtet sind, gegen Nutrias vorzugehen oder ihren Bestand zumindest zu kontrollieren.

Gleichzeitig gelten Nutrias als Nützlinge, so Wolfhard Hoth-Hohmann. So sollen Nutrias Bisamratten verdrängen, deren Bauten knapp über Wasser-Niveau noch mehr Schäden anrichten. Außerdem halten Nutrias die Pflanzen im Uferbereich niedrig.

Jetzt lesen

Sind die Ufer in Deusen nun in Gefahr? Nein, meint die Emschergenossenschaft auf Anfrage: „Aktuell beobachten wir die Situation mit den Nutrias. Eine Gefährdung für die Sicherheit ist zurzeit nicht gegeben. Besonders in dem Bereich in Deusen ist dies durch die dortigen Gegebenheiten nicht zu befürchten“, berichtet Unternehmens-Sprecherin Meike Delang.

Keine Gefahr in Deusen

Das bestätigt Wolfhard Hoth-Hohmann: „Nutria-Schäden sind bei Deichen ein Problem, die gegen Überflutungen schützen“. Das gelte nicht für die Uferböschung der tief liegenden Emscher in Deusen.

Trotz dieser Aussage zeigen sich an einigen Stellen des Deusener Emscher-Ufers aber offensichtliche Schäden. Schlammige Bereich, scheinbar Erdrutsche. Doch haben die laut Emschergenossenschaft nichts mit den Nagern zu tun.

Diese Schäden am Ufer führt die Enschergenossenschaft auf Erosion und nicht auf Nutria-Aktivität zurück.

Diese Schäden am Ufer führt die Enschergenossenschaft auf Erosion und nicht auf Nutria-Aktivität zurück. © Holger Bergmann

„Die Böschungsabbrüche sind uns ebenfalls bekannt“, so Meike Delang. Es handele sich um Erosionsabbrüche. Dagegen werde die Emschergenossenschaft nicht vorgehen.

Emscher soll natürlich fließen

Denn: „Der Abschnitt der Emscher in Dortmund-Deusen ist eine Versuchsstrecke zum ökologischen Umbau des Flusses“. Der Fluss entwickele sich eigendynamisch, dazu gehören in einem gewissen Maße auch Erosionsabbrüche. „Auch diese werden von uns beobachtet“, versichert Meike Delang.

Jetzt lesen

Die Nutrias können also weiter sorglos in Deusen leben. Ob sie aber auf Dauer in Deusen bleiben, da ist sich Wolfhard Hoth-Hohmann nicht sicher: „Nutrias sind kälteempfindlich. Ein harter Winter – und der Bestand kann einbrechen.“