
© Marc D. Wernicke
Ratsherr kritisiert „allmählichen Verfall“ der Hörder Kulturschätze
Kunst im Verfall
Skulpturen und Relikte der alten Industrie sollen das Stadtbild in Hörde verschönern. Doch nun klagt ein Ratsvertreter, dass die Kulturschätze seit Jahren verfallen.
Der Stadtteil Hörde blickt auf eine stolze Industriegeschichte zurück. An die erinnern dort bis heute jedoch nicht nur große Bauten wie Phoenix-West oder das alte Viadukt der Schlackebahn, sondern auch kleinere Objekte im Straßenbild.
Diese befinden sich jedoch in einem fragwürdigen Zustand. So ist das Straßenbahnrad von 1956, das im südlichen Teil der Wellinghofer Straße steht, von Rost befallen. Auf dem Rad selbst prangt ein Aufkleber und der Betonsockel zeigt Spuren von Witterung und Feinstaub an der viel befahrenen Straße.

Die Stabstahlschere an der Ecke Wellinghofer- und Nortkirchenstraße stammt aus dem Jahr 1929. © Marc D. Wernicke
Ein Stück weiter nördlich im Kreuzungsbereich der Nortkirchenstraße steht die alte Stabstahlschere aus den 1920er-Jahren. Auch sie weist Witterungsflecken auf und ihr Fundament wird vom Beet überwuchert.
Noch etwas weiter nördlich an der Ecke Wellinghofer- und Lugierstraße fällt der große blaue Wasserschieber auf, der ab 1938 fünf Jahrzehnte lang im Einsatz war. Sein Zustand ist besonders schlecht: abgeplatzter Lack, grünlicher Bewuchs, zahlreiche Schmierereien und gelegentlich auch Abfall im Inneren.

Besonders schlecht, sagt SPD-Ratsvertreter Bernhard Klösel, ist der Zustand des alten Wasserschiebers an der Lugierstraße. Er ist mit Grünspan, Schmierereien und Rost übersät. © Marc D. Wernicke
„Die Betrachter der Skulpturen könnten den Eindruck gewinnen, die Stücke wurden nur zwecks Beobachtung des allmählichen Verfalls aufgestellt“, kritisiert der SPD-Ratsvertreter Bernhard Klösel, der die Redaktion auf den Zustand der Objekte hingewiesen hat.
Schmutzige Sockel mit Grünspan und Vogelkot
Neben den Industrie-Relikten lässt auch der Pflegezustand zweier Skulpturen des Hörder Bildhauers Bernhard Hoetger zu wünschen übrig. Die „Tänzerin Sent M‘Ahesa“ am Schildplatz und der „Frauentorso“ am Clarenberg stehen auf schmutzigen Sockeln mit Grünspan und Vogelkot.
Klösels Vorwurf: Anträge aus der Hörder Politik zur Pflege der drei Industrie-Relikte blieben seit 2018 unbeachtet, im Falle der beiden Hoetger-Skulpturen sogar seit 2013.

Die Bronzeskulptur „Sent M'Ahesa“ des Hörder Künstlers Bernhard Hoetger am Schildplatz. © Marc D. Wernicke
„So entsteht kein Vertrauen bei der Politik. Scheinbar gibt es keine Zielverfolgungsstrategien oder Controlling-Mechanismen“, so Klösel. Als Ratsvertreter könne er die Anfragen der Bürger somit nur mit „Ist mehrfach beantragt und angemahnt worden“ beantworten.
Das sagt die Stadt Dortmund
„Eine regelmäßige Reinigung der ‚Kunst im öffentlichen Raum‘ gibt es nicht. Das Tiefbauamt überprüft lediglich ihre Verkehrssicherheit und schneidet Sträucher zurück“, sagt Stadtpressesprecher Christian Schön. Zuständig für die Pflege der Objekte nach Bedarf ist die Stabsstelle Kunst im öffentlichen Raum.

Auch am Clarenberg steht eine Hoetger-Skulptur. Grünspan und Schmutz sind am Sockel zu sehen. © Marc D. Wernicke
Für die Bronzeskulpturen müsse laut Schön eine Ausschreibung für eine restauratorische Wartung erfolgen. Die Industrie-Relikte könnten dagegen auch von Ehrenamtlichen „mit Spülmittel und Bürste“ gereinigt werden. „Die Anfragen aus Hörde werden jetzt (Stand 20. Mai) bearbeitet“, so der Stadtsprecher.
1988 in Dortmund geboren. Lokaljournalist seit 2010. Schreibt für die Ruhr Nachrichten seit 2014 über Hombruch, Hörde und Aplerbeck.