
© Dieter Menne
Skandal-Hochhaus Hannibal in Dorstfeld: Erneut Mängel im Bauantrag
Brandschutz
Mehr als 400 Wohnungen wurden vor zwei Jahren im Hannibal-Hochhaus plötzlich geräumt. Der Besitzer will umbauen, damit die Bewohner wieder einziehen können. Daraus wird erst mal nichts.
Weil bei einer Kontrolle im September 2017 gravierende Brandschutzmängel sichtbar geworden waren, mussten von einer Stunde auf die andere rund 800 Menschen aus dem Hannibal-Hochhaus am Vogelpothsweg in Dorstfeld ausziehen. Der Gebäudekomplex hatte ein Brandschutzkonzept, in das der Besitzer durch Umbaumaßnahmen eigenmächtig eingegriffen hatte.
Eines der größten Probleme: Zwischen der Tiefgarage und dem Gebäude gebe es, so Baudezernent Ludger Wilde damals, keine wesentliche Trennung mehr. Sollte ein Feuer in der Tiefgarage ausbrechen, könnte es sehr schnell auf das Gebäude übergreifen. Außerdem seien Rettungswege nicht nutzbar.
„Sobald wir eine Genehmigung haben, steht nichts im Wege“
Damit die Bewohner wieder einziehen können, sind jetzt wiederum umfangreiche Umbauten nötig. „Sobald wir über eine Baugenehmigung verfügen, steht dem Start nichts mehr im Wege“, sagte Robert Döring, Sprecher des Gebäudebesitzers „All Sites Property Management“, Ende September.
Das Unternehmen, das mal Intown hieß, firmiert seit Januar als Lianeo. In der E-Mail-Signatur des Sprechers steht der Name Vivion, Döring nennt aktuell aber „All Sites“ als zuständig für den Hannibal. Alle Firmen sind oder waren an derselben Adresse in Berlin registriert.
Die Dortmunder Stadtverwaltung hat jetzt entschieden: „Der vorliegende Entwurf des Bauantrags weist Mängel im Bereich Brandschutz auf, die der Antragsteller unbedingt nachbessern muss.“ Damit könne die Genehmigung aktuell nicht erteilt werden. Man befinde sich in Gesprächen mit dem Hauseigentümer.
So bestätigt es das Unternehmen. Wegen der laufenden Gespräche, die „in komplexen Genehmigungsverfahren üblich“ seien, möchte man sich nicht zum aktuellen Stand äußern. „Wir haben aber ein hohes Interesse an einer zügigen Wiederinbetriebnahme des Hannibals“, sagt Robert Döring. Die 800 Hannibal-Bewohner müssen noch mindestens monatelang auf den Umbau warten.
Bereits im August 2018 hatte die Firma Pläne vorgelegt. Damals hieß es, der Komplex solle bis 2020 komplett neu gestaltet werden. Die Pläne sollten aber erst öffentlich gemacht werden, wenn die Baugenehmigung erteilt ist. Schon damals hieß es, beim Brandschutz müsse der Besitzer noch nachbessern.
Anfang Oktober lebten 53 Ex-Bewohner in städtischen Wohnungen (17 Haushalte). Die anderen sind anderweitig untergekommen. In den Hannibal-Komplex dürfen sie nur nach Rechtsstreitigkeiten, viele Wohnungen sind dort noch komplett eingerichtet.
Als ein Mieter im September zum ersten Mal seit der plötzlichen Räumung wieder in seine Wohnung kam, fand er eingetretene Türen und verwüstete Zimmer vor. Im März 2018 waren Wohnungen bereits aufgebrochen worden, ein Sicherheitsdienst ist vor Ort, um das Geisterhaus zu bewachen.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
