
© Didi Stahlschmidt
Das Sissikingkong macht dicht - und woanders dann wieder auf
Szene-Gastronomie
Die Nachricht vom Aus fürs Sissikingkong ist für viele ein Schock. Doch Betreiber Dirk Geisler hat Pläne - so ganz wird der Laden aber nicht aus Dortmund verschwinden.
Es wird für viele ein Schock gewesen sein: Das Sissikingkong an der Landwehrstraße ist für mehrere Generationen eine Gastro-Institution oder einer der angesagtesten Kellerclubs der Region. Am Dienstagmittag verkündete Betreiber Dirk Geisler bei Facebook das Ende dieser Gastronomie- und Szene-Ära. Auch unsere Redaktion berichtete.
Es ist keine Schließung wegen der Corona-Krise, erklärt Geisler nun im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Kündigung hatte er bereits vor der Pandemie eingereicht.
„Für 20 Jahre war das alles gut. Doch dann wollten wir auch mal etwas anderes machen - ohne Partys, die viel Arbeit mit sich bringen“, so Geisler. Dazu kamen anstehende Renovierungen und notwendige Ausbesserungen, was zusammen mit dem Wunsch einer Veränderung zur Kündigung seinerseits führte. Der Dortmunder Gastro-Szene werden er und sein Team aber erhalten bleiben.
Es geht weiter an einem anderen Standort
Somit wird der einzigartige Mix aus Bar, Restaurant und Club mit Kult-Status am 26. Juli das letzte Mal am alten Standort öffnen – bevor es an einem neuen Standort weitergeht: Das Sissikingkong wird zukünftig im Kreuzviertel weiterleben.
Den genauen Standort möchte Geisler noch nicht verraten. Es werde ein Schwerpunkt auf den Bar- und Restaurantbetrieb gelegt, ohne Partys. Der Charme und die Gemütlichkeit der jetzigen Lokalität sollen am neuen Standort erhalten bleiben. Somit gehen die Lampen und weitere Teile der Einrichtung mit ins Kreuzviertel - inklusive den 25 Jahre alten Gasherd.
„Den Tresen habe ich ins Herz geschlossen und ich werde ihn vermissen“, sagt Geisler lächelnd und ergänzt: „Der Wechsel ins Kreuzviertel fühlt sich ein bisschen wie ein Umzug in eine andere Stadt an“.

Der von vielen so geliebte, quadratische Mitteltresen im Vorderraum des Sissikingkong. Unter den aktuelle Auflagen ist dort (wenn auch nicht am Tresen) bis Ende Juli ein Besuch möglich. © Didi Stahlschmidt
Eine Katze gab der Bar ihren Namen
Vor 20 Jahre gab die Katze von Geisler, „Sissi“, der Eckgastronomie den Namen. Seitdem ist der Laden über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden. Geisler hat vorher schon in der Gastronomie gearbeitet und war als Musiker aktiv. „Gastro fand ich toll“, erinnert er sich, ebenso wie an einen Auftritt mit seiner damaligen Band im Vorgänger des Sissi, dem damaligen „Kanal“. Das Sissikingkong entwickelte sich schnell zum angesagten Szenetreff mit guter Küche und der Besonderheit des Kellerclubs.
Dort fand seit 2004 im Rahmen der Kulturreihe „Ekamina“ ein teils extravaganter Veranstaltungsmix aus Literatur, Theater, Film oder Tonkunst im Spagat zwischen Underground und Hochkultur statt. Es folgten bekannte Partyformate wie „La Boum“ oder „Native“, gefolgt von international besetzten Indie-Konzerten der Feinen Gesellschaft. „Es haben sich mehrfach Leute auf den Partys kennengelernt und dann hier auch geheiratet“, erinnert sich Geisler. Besagte Hochzeiten oder private Veranstaltungen waren auch ein wichtiger, wirtschaftlicher Zweig der letzten Jahre.
Die Liebe zum Laden wird im Krezviertel weitergeführt
Dennoch ist ihm ein Aspekt sehr wichtig: „20 Jahre kannst du einen Laden nur mit netten Gästen machen“, unterstreicht Geisler. So gab es in der Zeit nie eine Schlägerei oder ähnliches. Umso schwerer fällt es ihm, den Ort und die Gegend zu verlassen, die ein Teil von ihm geworden sind. „Unsere Kinder sind zwölf und 15 Jahre alt und hier groß geworden“, sagt er und denkt zugleich an viele liebgewonnene Stammgäste zurück. Sein Blick geht aber auch nach vorne.
Bis es soweit ist und der Umzug erfolgt, wird am alten Standort wie gewohnt weitergemacht – wenn auch unter Corona-Schutzbestimmungen. Somit wird es keine letzte Party oder Lesung geben - und auch die Zukunft der jetzigen Gastronomie ist noch völlig offen. „Ich fände es gut, wenn jemand hier weitermacht und die Bar für das Viertel und die Stadt erhalten bleibt. Das hier ist ein Stück Kultur“, so Geisler.
Info
Sissikingkong, Landwehrstr. 17, Hafen // Tischreservierungen unter: Tel. 0231-7282578 oder Email: dirk.geisler@sissikingkong.de // Öffnungszeiten: Di - Sa ab 18h // Weitere Infos: www.sissikingkong.deSeit Februar 2007 bin ich als freier Redakteur mit der Kolumne "quer gehört" für die Bereiche Musik/ Nightlife/ Kultur/ Creativ Industries bei den Ruhr Nachrichten aktiv. Parallel arbeite ich als freier Journalist für verschiedene Magazine, Gastronomie-Führer, als freier Fotograf und als Autor und Werbe-Texter.