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Nichts gehört? Sirenen-Test zeigt Probleme und ein Warn-Netz mit Lücken
Warn-Tag in Dortmund
Durchwachsen fällt die Bilanz des bundesweiten Warn-Tags in Dortmund aus. Grundsätzlich hinkt die Stadt dem Plan zum Aufbau für ein flächendeckendes Sirenen-Warnsystem um Jahre hinterher.
Im Norden und Osten der Stadt war es stellenweise laut, in der City musste man schon sehr genau hinhören, in anderen Teilen der Stadt war es ganz still. Sehr unterschiedlich konnten Dortmunder am Donnerstag den bundesweiten Warn-Tag mit Sirenen-Probe wahrnehmen.
Um 11 Uhr ertönten bundesweit die Sirenen – erst mit einem einminütigen Dauerton, der eigentlich „Entwarnung“ gibt, dann mit einem auf- und abschwellende Ton als Gefahrenmeldung und am Ende mit einer erneuten Entwarnung.
Kritik in sozialen Medien
Viele Dortmunder haben davon allerdings nichts mitbekommen. Denn es gibt bislang nur neun Sirenen im Stadtgebiet. Und eine davon fiel am Warn-Tag auch noch aus. „Am Standort in Huckarde gab es technische Probleme“, berichtet Andreas Adomat von der Dortmunder Feuerwehr, die für den Katastrophenschutz und die Steuerung des Warnsystems zuständig ist.
Auch die Warn-App „Nina“ – ebenfalls Bestandteil des Notfall-Systems – funktionierte gar nicht oder mit Verspätung. „Da gab es wohl Serverprobleme“, erklärt Adomat. Die Verantwortung dafür lag am Donnerstag aber beim Bund, der Nina zentral gesteuert hat.
Auf jeden Fall hagelte es in sozialen Medien und auch am eigens geschalteten Bürgertelefon der Dortmunder Feuerwehr viel Kritik. Denn viele Dortmunder fühlten sich schlicht ausgeschlossen vom Warnsystem. „Im Notfall oder Katastrophenfall würde die gesamte Innenstadt nichts mitbekommen“, kritisierte ein Twitter-Nutzer. „Ich hoffe sehr, dass wir den Alarm nie brauchen“, schrieb ein Anderer.
Was funktioniert hat, war die mobile Warnung. In Brünninghausen waren Feuerwehrwagen unterwegs, die über Lautsprecher „Probe-Warnungen“ vornahmen. „Die Resonanz der Bevölkerung war positiv“, bilanziert Adomat. Die mobilen Warnungen sollen überall dort zum Einsatz kommen, wo es keine Sirenen gibt.
Und das ist in Dortmund noch in weiten Teilen des Stadtgebiets der Fall. Denn
der Ausbau eines neuen Sirenensystems, das Kern einer neuen Warnstrategie ist, kommt nach wie vor nur schleppend voran.
Warnung vor Gefahrenlagen
Zur Erinnerung: Im Oktober 2015 hatte der Rat der Stadt den Aufbau eines modernen Sirensystems für Dortmund in vier Stufen beschlossen. Es soll die Bevölkerung bei drohenden Gefahren wie Schadstoffwolken nach Unfällen oder Großbränden, durch Extrem-Wetterlagen, flächendeckenden Stromausfall oder terroristische Bedrohungen „wecken“.

Die 9 aktuellen Standorte der Dortmunder Sirenen und ihre ungefähre Hörweite. © Feuerwehr Dortmund
In der ersten Stufe sollen 16 Sirenen im Umfeld von Störfall-Betrieben installiert werden – im Bereich Hafen, im Wickeder Gewerbegebiet und an der Westfalenhütte. Bis Ende 2018 sollten alle Sirenen installiert sein.
Doch der Zeitplan geriet gehörig durcheinander. Aktuell gibt es gerade erst einmal neun Sirenen. Hauptgrund für die Verspätung: Für jedes Gebäude, auf dem eine Sirene installiert werden soll, ist eine umfangreiche statische und technische Untersuchung nötig. „Da sind wir über die Regelungen des Baurechts gestolpert“, räumt Adomat ein. Zuletzt habe auch die Corona-Krise die Produktion der Sirenen gebremst.
Sieben weitere Sirenen bis Ende des Jahres
Bis Ende dieses Jahres soll nun die erste Ausbaustufe mit 16 Anlagen abgeschlossen sein. Sieben weitere Sirenen werden bis dahin noch installiert und können dann beim nächsten Warn-Tag im März 2021 ebenfalls getestet werden.

Auf dieser Karte ist die erste und die zweite geplante Ausbaustufe verzeichnet. Die erste Stufe in blau und die zweite Stufe in Rot. Auch hier ist um die Standorte die ungefähre Hörweite verzeichnet. © Feuerwehr Dortmund
2021 soll es mit der zweiten Ausbaustufe mit 35 Standorten weitergehen. Im Mittelpunkt stehen dabei zentrale Verkehrswege, auf denen Gefahrgüter transportiert werden – also das Umfeld von Autobahnen und Bahnstrecken.
„Die Gebäude dafür sind ausgeguckt, die Planungen und statischen Berechnungen laufen“, berichtet Adomat. Auf einen Zeitplan will sich der Experte der Feuerwehr angesichts der Erfahrungen der Vergangenheit aber nicht mehr festlegen. Fest steht nur: Das Ziel bis 2025, alle vier Ausbaustufen absolviert zu haben, ist wohl nicht mehr zu erreichen.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
